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Union-Berlin-Blog: Der eine und der andere Coach

Berlin – Eisern: Bei TAG24 betreiben drei echte Berliner Fußballfans gemeinsam den Union-Berlin-Blog.

Wer schreibt hier?

Icke (Jürgen Heinemann) unterstützt Union seit Mitte der 70er-Jahre, ist Betriebswirt und seit mehr als 30 Jahren im Vertrieb tätig. Er ist verheiratet, Vater eines erwachsenen Kindes und lebt heute in Grünheide. Als Gründer des Blogs schreibt er hier regelmäßig.

Unionfux (Tobias Saalfeld) ist seit über 40 Jahren Union-Fan. Er arbeitet als freier Autor für Bühne, Radio und Fernsehen und veröffentlicht auch hier seine Beiträge.

Beecke (Christian Beeck), ehemaliger Bundesliga-Profi (Hansa Rostock, Cottbus) und ehemaliger Manager bei Union, absolvierte 21 Länderspiele für DDR-Junioren und stammt aus dem eigenen Nachwuchs des Vereins. Beecke ist Vater von zwei Kindern und fungiert im Blog als beratende Stimme.

Unionfux: Der Überraschungsletzte der Bundesliga, FSV Mainz 05, hat sich von seinem Übungsleiter getrennt, nachdem Bo Henriksen, der die Mannschaft vor zwei Jahren spektakulär vorm Abstieg rettete und im Folgejahr auf Rang sieben führte, in eine Durststrecke geriet. Nun steht ein neuer Trainer an der Seitenlinie.

Was hat das mit uns zu tun? Nun, Mainz wird in einem Monat an der Alten Försterei spielen (hoffentlich nicht als Tabellenletzter, sonst wird es sehr schwer…), und der neue Coach ist niemand geringerer als Urs Fischer.

Genau das, wovor viele Union-Fans Angst hatten, ist eingetreten: Unser womöglich bester und erfolgreichster Trainer aller Zeiten kehrt in die Bundesliga zurück. Ein merkwürdiges Gefühl.

Natürlich freut man sich für den freundlichen Schweizer, dass er nach mehr als zwei Jahren wieder unter Vertrag ist, doch insgeheim hoffte man, dass er Nationaltrainer der Schweiz oder bei einem englischen oder französischen Klub wird, nicht bei einem Bundesligakonkurrenten – auch wenn er in den letzten Jahren bei vielen Klubs gehandelt wurde, von Gladbach bis Augsburg, sogar bei Bayern. Jetzt also Mainz.

Es fühlt sich fast ein wenig an, als wäre die einst große Liebe neu vergeben – und das ausgerechnet im vertrauten Umfeld, mit jemandem, den man nie besonders mochte. Das schmerzt schon ein wenig. Vermutlich wird man sich daran gewöhnen müssen, die Saison bringt zwei weitere Begegnungen, in denen es wohl um den Klassenerhalt geht.

Da einem das eigene Hemd näher ist als der Rock, wünsche ich Urs Fischer nicht explizit alles Gute. Ich bleibe lieber still, atme tief durch und bereite mich darauf vor, unseren Urs in Mainz-Trikot zu ertragen.

Unser Trainer Steffen Baumgart hingegen äußerte sich zu den jüngsten drei Spielen so: „Dritte Niederlage in Folge, drittes Spiel, in dem die Leistung stimmte, und dennoch gab’s keine Punkte. Das ärgert.“ Beim Spiel gegen Bayern wird das wohl jeder so sehen, aber gegen Wolfsburg und Heidenheim hat die Leistung tatsächlich gepasst? Interessant.

Es ist zwar nachvollziehbar, dass er die Mannschaft in Schutz nimmt, doch wie soll sich Besserung einstellen, wenn man die Niederlage gegen Heidenheim zuhause und den Rückstand von 0:3 in Wolfsburg einzig auf Pech und unglückliche Umstände zurückführt? Das wirkt doch irritierend.

Mal schauen, wie weit wir mit dem optimistischen „Im Prinzip so weitermachen!“ kommen. Vielleicht behält der Trainer ja Recht – oder hoffentlich. Denn sollte uns in den zwei Spielen vor der Winterpause erneut viel Pech ereilen und wir punktlos bleiben, steht uns ein Jahresende voller Sorgenfalten bevor.

Es wäre wünschenswert, dass Manager Horst Heldt die Lage dann realistischer beurteilt als im Sommer, als er einen Ersatz für Benes im offensiven Mittelfeld für unnötig hielt. Sonst wäre das wirklich ärgerlich.

Icke: Bevor es am 10. Januar 2026 weitergeht, stehen für 2025 noch zwei Bundesliga-Partien an. Der 1. FC Union empfängt am 12. Dezember zuhause die Leipziger Brause-Elf, um dann vier Tage vor Heiligabend nach Köln zu reisen. Wer jetzt noch sechs Punkte erwartet, ist ein (kleiner) Träumer. Wir erleben eine Achterbahnfahrt in Bundesliga und Pokal.

Warum schaffen wir es nicht, konstante Leistungen zu zeigen? Gegen Wolfsburg präsentierten wir uns gar nicht schlecht, unsere Offensive erspielte Chancen. Aber was hilft das, wenn kein Spieler regelmäßig gute Chancen verwertet? Ansah (4 Tore), unser bester Torschütze, steckt in einer Formkrise, nachdem er bei uns stark in die Bundesliga startete. Natürlich kann ein junger Spieler nicht die alleinige Stütze im Sturm sein. Die zweit- und drittbesten Torschützen sind ein Verteidiger (Doekhi mit 4) und ein defensiver Mittelfeldspieler (Khedira mit 3). Burke traf ebenfalls dreimal, doch überzeugte eigentlich nur in einer Partie. Und Ilic? Der liegt noch bei null Treffern. Fazit: Uns fehlt ein treffsicherer Stürmer. Man sollte die Winterpause nutzen, um Ljubicic zumindest auszuleihen. Er wird kaum noch berücksichtigt. Auch Skarke scheint abgehängt. Für beide könnten wir einen Treffer holen, ohne viel zu investieren.

Im Mittelfeld haben sich Khedira und Kemlein als Stamm-Duo etabliert. Doch wenn Khedira einmal ausfällt – wie in Wolfsburg – stehen wir schnell auf verlorenem Posten. Haberer, Schäfer und Kral werden zwar regelmäßig eingesetzt, doch schaffen es seit längerem nicht mehr, eine Führungsrolle zu übernehmen. Es macht kaum noch Sinn, mit dem vorhandenen Personal weiterzumachen. Khediras Bedeutung wird meist erst klar, wenn er fehlt. Eigengewächs Kemlein entwickelt sich zwar gut, ist aber noch kein Leistungsträger. Ein oder zwei sehr gute zentrale Mittelfeldspieler fehlen, um eine Steigerung zu ermöglichen. Warum nicht mal bei Robert Andrich anfragen? Bevor er bei Leverkusen, den „rheinischen Pillenfabriken“, ganz untergeht? Er vereint Führungsqualitäten, spielt sowohl als Sechser als auch Achter und könnte sogar das kommende Innenverteidigungsproblem lösen. Nur bei uns hat er noch die Chance, sich für eine WM zu empfehlen. In Leverkusen ist sein Standing nicht mehr vorhanden, die Kritik tut ihr Übriges.

Apropos Innenverteidigung: Das war bisher unser Prunkstück. Doch mit den drohenden Abgängen von Leite und Doekhi stehen wir vor großen Herausforderungen. Wahrscheinlich ist der Abgang schon fix, zumindest wurde Nsoki gegen Wolfsburg anstelle von Leite eingesetzt – ein Fingerzeig. Einen Ersatz namens Felix Uduokhai kann man sich gut vorstellen, er bringt die Qualität mit. Doekhi ist – abgesehen von Wolfsburg – unser bester Innenverteidiger. Ihn im Sommer ablösefrei ziehen zu lassen, wäre schmerzhaft. Einen gleichwertigen Ersatz zu finden, erscheint unmöglich und würde sicherlich zweistellige Millionen kosten. Das werden wir nicht stemmen können. Baumgart testete Kral als Innenverteidiger in der Dreierkette während der Vorbereitung, was überzeugend wirkte. Es wäre also denkbar, dass wir im Januar mit Kral, Querfeld und Uduokhai eine neue Abwehrreihe aufstellen. Wahrscheinlicher ist, dass Doekhi bis zum Sommer bleibt, da Winterangebote wegen seines kurzen Vertrags wohl nur zwei bis drei Millionen betragen dürften.

Es wird Zeit, dass Manager Heldt beweist, dass er Union verbessern kann. Bisher waren viele Neuverpflichtungen und Vertragsverlängerungen mit Spielern nur durchschnittliche Mitläufer. Wir brauchen Führungsspieler, die etwas Besonderes leisten, bisher waren das nur die drei Innenverteidiger, der Keeper und der Abräumer. Wie wir ohne zwei von fünf defensiven Schlüsselspielern auskommen, haben wir gerade gesehen. Ohne einen neuen Stürmer und einen Top-Vorbereiter wird es schwer, die zweite Saisonhälfte der Bundesliga zu bestehen.

Wahrscheinlich hofften wir, dass Jeong und Burke neben Ilic und Ansah einschlagen. Das ist aber bisher nicht geschehen. Wenn Ansah eine Formkrise hat und Ilic nicht trifft, wissen wir, was uns fehlt. Horst, ich hoffe, du hast schon gut vorgesorgt! Eisern.

Unionfux: Der erfahrene Union-Fan weiß es längst, oder befürchtet es: Wir sind viel zu oft Aufbaugegner. So geschehen in der vergangenen Woche gegen die auswärts noch punktlosen Heidenheimer, die diesmal knapp mit einem Glückstor in der letzten Minute gegen Freiburg gewannen, und auch gegen Wolfsburg, die seit Januar ihren letzten Heimdreier feiern konnten.

Alle statistischen Werte des Spiels sprechen für uns: mehr Ballbesitz, mehr gewonnene Zweikämpfe, höhere Passquote, mehr Laufleistung, beeindruckende 21 zu 4 Torschüsse (6:3 auf das Tor), dazu 11:0 Ecken. Dennoch stand am Ende eine bittere 1:3-Niederlage – vor allem, weil wir dreimal blitzsauber ausgekontert wurden: alle Gegentore schnell und technisch stark vorgetragen, dazu ein weiteres Tor, das wegen minimaler Abseitsstellung aberkannt wurde.

Doekhi leistete sich zweimal Fehler: Nach zehn Minuten zog Wimmer von außen nach innen und schloss ab, dann ließ er Kumbedi auf links ziehen, der auf Amoura ablegte – wieder konnte Doekhi den Abschluss nicht verhindern, obwohl nur zwei Stürmer unseren Strafraum besetzten. Schließlich verlor Nsoki im Mittelfeld einen Ball und fiel, so dass Eriksen mit einem klugen Pass Majer einsetzte. Das wirkte alles sehr leicht, zumal auch der Abseitstreffer und zwei Rettungstaten von Trimmel und Rönnow in höchster Not erwähnt seien. Bis dahin hatten wir nur einen Kopfball von Querfeld, der die Latte traf.

Erst nach dem Abseitstreffer erwachten wir, legten unsere Passivität ab und erhöhten den Druck. Nsoki traf bei seinem Startelfdebüt zwar etwas glücklich, da der Ball von einem Wolfsburger abgefälscht wurde. Die Wolfsburger reagierten nervös, wir drückten weiter, ohne jedoch echte Torgefahr zu entwickeln. Ein klares Foul an Ilic kurz vor Schluss wurde zunächst nicht geahndet, doch in der Nachspielzeit gab es dann doch einen Elfmeter für uns, weil Koulierakis Ilic das Trikot halb auszog. Doch Leo Querfeld, der schon zweimal im Pokal gegen Neuer getroffen hatte, scheiterte schwach. Der Wolfsburger Keeper hatte keine Mühe, abzuwehren – das passte zu unserem Spiel, die Suche nach einem sicheren Elfmeterschützen geht weiter.

Auch eine 14-minütige Nachspielzeit brachte uns keinen Erfolg. Wir waren unermüdlich, doch Wolfsburg erwies sich als effizienter, weil wir zu spät ins Spiel fanden (ein 0:3-Rückstand ist schwer aufzuholen) und unser Angriff zu stark auf Zufall setzte. Präzise Flanken oder Pässe waren selten, unsere Kopfballstärke kam kaum zum Tragen, und das nötige Glück war uns nicht hold. Zudem hätte Kumbedi in Halbzeit eins eigentlich die Ampelkarte sehen müssen. Einige Fehler von Nsoki und Querfeld rundeten die Niederlage ab. All die schönen Statistiken haben am Ende nichts genutzt.

So sind wir im Abstiegskampf zurück, wenn auch noch nicht ganz tief drin. Die Probleme bleiben ungelöst. In der Winterpause wird die Mannschaft sich Gedanken machen müssen. Am nächsten Freitag kommt Leipzig, die gerade Eintracht Frankfurt mit einem halben Dutzend Toren besiegten. Unsere Heimstärke ist schon länger nicht mehr vorhanden. Vielleicht ist Leipzig gerade der richtige Gegner, der nicht auf uns aufbauen muss…

Unionfux: Ohne Zweifel war das ein beeindruckender Fight gegen die Bayern. Dass die Münchner auf fragwürdige Mittel zurückgreifen mussten, um den knappen Sieg nach Hause zu bringen, sagt viel aus. Doch trotz aller Stolz darf man nicht vergessen: Ballgewinne bringen nichts, wenn sie durch ungenaue Pässe oder schwache Ballannahmen sofort wieder verloren gehen (unsere Passquote lag bei mageren 65%). Sonst hätten wir die Bayern trotz zweier höchst unglücklicher Eigentore fast besiegt.

Wir konnten den angeknockten Gegner nicht zu Boden bringen, auch weil aus dem Spiel zu wenig gelang. Abgesehen von Querfelds Kopfball kurz vor Schluss, waren die Versuche von Schäfer und Ansah für einen Torwart wie Neuer gut zu halten. Und ja, es waren immer noch die Bayern. Die späten Einwechslungen irritierten ein wenig, gerade Juranovic oder Köhn hätten noch einmal Schwung bringen können. Vielleicht wollte man aber den Kader schonen, schließlich haben wir zusammen mit Bayern die kürzeste Regenerationszeit aller Pokalteilnehmer.

Rönnow wirkte bei den ersten beiden Gegentoren etwas unglücklich, doch auch er wurde vor dem ersten Tor stark bedrängt und das zweite Tor wurde durch einen unnötigen Eckball verursacht, als Haberer seinem Keeper einen schlechten Rückpass zuspielte.

Unsere Passqualität muss dringend besser werden, wenn wir am Samstag in Wolfsburg bestehen wollen – und überhaupt, wenn wir die Saison gut überstehen möchten. Trainer Baumgart kann die Kritik an der Passqualität nicht einfach abtun, denn das fällt in seinen Verantwortungsbereich. Wie einst bei einer Kaffeewerbung der 70er Jahre gilt: „Mühe allein reicht nicht.“ Es ist rätselhaft, wie gestandene Profis sich so viele einfache Fehler erlauben können, und das ohne großen Gegnerdruck.

Vor allem dürfen wir nicht wie in Hamburg oder gegen Heidenheim wieder die zweite Halbzeit komplett abgeben. Gegen Bayern haben wir das dieses Mal nicht getan und sogar über 50% Ballbesitz vorweisen können, was gegen eine der stärksten Mannschaften Europas beachtlich ist – oder liegt das an der Führung, die man auf keinen Fall gefährden möchte? Es stellen sich einige Fragen: Kommen Burke und Ilic, die gegen Bayern nicht im Kader standen, wieder in die Startelf? Findet Ansah vor der Winterpause zu alter Form zurück? Schießt Skarke noch ein Tor? Bekommen Nsoki und Burcu endlich eine echte Chance? Und wer ersetzt den nach fünf Gelben gesperrten Khedira? Vermutlich wird Kral zusammen mit Schäfer und Kemlein das Mittelfeld bilden. Trimmel oder Juranovic? Oder gar beide?

Dass wir erneut vor einer schweren Aufgabe stehen, ist klar. Seit dem letzten Heimspiel ist deutlich geworden: In unserer Verfassung gibt es keine einfachen Gegner. Das heißt aber nicht, dass in Wolfsburg nichts möglich ist – im Februar 2023 gelang uns dort ein Unentschieden, damals waren wir Tabellendritter. Also: Optimismus ist angesagt, so schwer das oft auch fällt. Mit neuem Mut nach Wolfsburg!

Icke: So ein Spiel sieht man nicht alle Tage. Letztlich sind die Bayern eine Runde weiter, gewinnen knapp mit 3:2 gegen den 1. FC Union. Verdient war das nur bedingt. Immerhin spielten wir gegen eine der besten Mannschaften der Welt. Mit unserem begrenzten Mittel gelang uns aber das Maximum.

Zwei Elfmeter, zwei Eigentore und ein Bayern-Trainer mit fast rutschender Lederhose – das sind die Eckdaten. Wann hat ein Bayern-Trainer kurz vor Schluss zweimal Innenverteidiger eingewechselt, um das Ergebnis zu halten? Neuer bekam zudem Gelb, weil er Zeit spielte. Mehr muss man kaum wissen.

Die erste Hälfte war ausgeglichen, aber für uns sehr unglücklich: Bereits in der 12. Minute fiel ein Eigentor von Ansah, völlig unbedrängt. Als dann Kane in der 24. Minute auf 2:0 stellte, schien alles verloren. Doch in der 40. Minute verwandelte Querfeld einen berechtigten Elfmeter zum 1:2. In der Nachspielzeit (45.+4) unterlief Leite ein weiteres Eigentor, als er vor dem herausstürzenden Rönnow ins leere Tor köpfte. Das 3:1 zur Halbzeit fühlte sich schon wie eine Vorentscheidung an.

Doch Union kam mit viel Power aus der Kabine, das Stadion wurde lauter. Trotz des Rückstands spürte man, da geht noch was. In der 56. Minute bekamen wir erneut einen Elfmeter, Querfeld schickte Neuer in die falsche Ecke. Ein großartiger Moment – Union hat nach langer Zeit einen coolen Elfmeterschützen. Auf 2:3 verkürzt keimte Hoffnung auf.

Das Stadion kochte, die Spieler mobilisierten ihre letzten Kräfte. Die Bayern wankten, Union drückte und kämpfte. Querfeld setzte in der 85. Minute einen Kopfball nur knapp neben den Pfosten. Die Chancen hatten wir uns erspielt, doch der Fußballgott spielte nicht mit. Die Bayern parkierten ihren Mannschaftsbus vor dem Tor, brachten zwei weitere Innenverteidiger und zelebrierten Zeitspiel.

Union zeigte erneut eine starke Leistung gegen den Rekordmeister. Nach dem Spiel feierten Kimmich und Co., als hätten sie die Champions League gewonnen. Sie wussten warum. Wir gingen mit erhobenem Haupt vom Platz. Diese Leistung gilt es zu konservieren. Union lebt! Eisern.

Icke: Die Überschrift ist natürlich humorvoll gemeint, doch zuletzt zeigte Union sein bestes Saisonspiel gegen die Bayern. Ein User im Unionforum (ErfolgsFan) überraschte mit diesem Wortspiel. Gegen die Bayern an der Alten Försterei erlebten wir Kombinationen, Chancen und eine stabile Abwehr – ein Fundament, auf dem wir aufbauen können. Schaffen wir das noch einmal?

Das letzte Bundesligaspiel gegen Heidenheim ignoriere ich lieber. Es war ein Tiefpunkt und sollte das Team eigentlich wachrütteln. Die Profis haben bei ihren Fans einiges gutzumachen. Was gibt es Besseres als ein KO-Pokalspiel gegen die beste deutsche Mannschaft? Niemand erwartet etwas von uns, ergo können wir nur gewinnen.

Die Bayern hatten eine unglaubliche Siegesserie, bis Union ihnen den ersten Punkt abnahm. Dabei hätten die Bayern auch verlieren können – ihr Glück hielt noch an. Bei Arsenal in der Champions League war damit Schluss. Arsenal zeigte klar ihre Überlegenheit und gewann verdient. Nun sind wir wieder dran, beide Teams haben etwas gutzumachen.

Die letzten vier Spiele der Bayern waren: Erst ein Unentschieden gegen uns, dann ein 6:0 gegen Freiburg, eine Niederlage bei Arsenal und ein schwaches Heimspiel gegen St. Pauli, das auch gut für die Norddeutschen hätte enden können.

Jetzt kommt wieder Union mit „Derrick“ Köhn, der Namensgeber der Überschrift. Seine Mutter verschlang alle Derrick-Folgen und taufte ihn deswegen so – ein echter Krimi-Fan. Ob er gegen die Bayern in der Startelf steht, entscheidet aber Trainer Baumgart, der zwischen Köhn und Rothe wechselt.

Wir brauchen keine taktischen Vorhersagen. Pokalspiele sind besondere Spiele, in denen alles möglich ist. Spieler und Teams wachsen über sich hinaus, Stadien verwandeln sich, Einwechselspieler zeigen ihre beste Leistung und junge Spieler werden ins kalte Wasser geworfen (ein kleiner Wink an Steffen). Wir wollen das sehen und noch viel mehr. Eisern.

Unionfux: Nur zwei Torschüsse (davon einer aufs Tor), eine schwächere Zweikampfquote, eine schlechtere Passquote und meist weniger Ballbesitz – so präsentierten wir uns gegen den auswärts noch punktlosen Tabellenletzten Heidenheim zuhause. Die Mannschaft wirkte in den letzten 20, besonders aber in den letzten 5 Minuten des Spiels komplett konfus. Da fehlen einem wirklich die Worte.

Aus fünf Bundesligaspielen gegen Heidenheim holten wir nur einen Punkt, selbst gegen Bayern hatten wir mehr. Ein „Angstgegner“ als Erklärung ist mir zu einfach.

Mich interessiert, was der Trainer als Aufträge vor dem Spiel und in der Halbzeit gab. Hat er der Mannschaft etwa vorgegeben, in der zweiten Hälfte mehr Spielkontrolle abzugeben, kaum noch Angriffe zu initiieren und hinten durch zwei entscheidende individuelle Fehler Gegentore zu ermöglichen? Oder hören die Spieler ihm einfach nicht mehr zu?

Spielerisch und taktisch wirkte die Mannschaft schnell überfordert, besonders in diesem Spiel. Wir begannen zäh und ideenlos, Burke wurde oft gesucht, der Ball kam aber zu selten an. Wenn doch, scheiterte unser Schotte an sich selbst oder am Gegner. Einzig eine gute Flanke von ihm auf Köhn war erwähnenswert, auch wenn diese weit am Tor vorbeiging. Kurz vor der Pause bauten wir mehr Druck auf, kamen zu zwei Torschüssen von Kemlein und Khedira, doch das schien die Mannschaft eher zu lähmen.

Alles wurde noch fahriger und ungenauer, es herrschte kaum Ordnung, der Ball ging zu schnell zum Gegner, der zunehmend gefährlich wurde. Die Einwechslungen brachten keine neuen Impulse, sondern passten sich dem schwachen Niveau an. Offenbar wollte man den knappen Vorsprung nur nach Hause bringen – nachvollziehbar gegen Bayern, nicht aber gegen Heidenheim.

Das zahlreiche Planlos-Ballwegschlagen brachte keine Ruhe und nahm keine Zeit von der Uhr. Und wie gegen Bayern reichte es nicht: Erst kassierten wir den Ausgleich in der 90. Minute, dann in der letzten Aktion den Siegtreffer nach einer Ecke – ein Ergebnis, das nur wenig mit Pech zu tun hat, sondern unsere vielen Defizite offenbart.

Unsere Offensive war zuletzt am vierten Spieltag gegen Frankfurt erfolgreich – seitdem herrscht Flaute. Ein Beispiel aus der zweiten Halbzeit: Jeong hatte kurz hinter dem gegnerischen Strafraum Ballbesitz, doch der Angriff wurde früh abgebrochen – zu viele Spieler schienen mutlos, orientierungslos und im Alibimodus.

Solange sich hier nichts verbessert und sich auch einzelne Spieler nicht weiterentwickeln, werden wir solche Spiele und Resultate erleben.

Natürlich hat Union begrenzte Mittel und wird nie glänzenden Hurrafußball zeigen, aber so langsam muss Trainer Baumgart, der das Stadion selten so zum Kochen gebracht hat, sich fragen lassen, was er trainiert und ob er überhaupt einen guten Plan hat. In diesem Spiel war davon wenig zu sehen. Das Team wirkte zögerlich und blieb weit hinter seinen Möglichkeiten. Das ist frustrierend und sorgt für große Sorgenfalten. Wenigstens war das Ergebnis eine klare Niederlage, die keine Entschuldigungen zulässt.

Unionfux: Seit Tagen wird vor dem vermeintlich leichten Heimspiel gegen den auswärts noch punktlosen Tabellenletzten Heidenheim gewarnt. Vor allem, weil wir in vier bisherigen Bundesligaspielen gegen die Brenzstädter nur ein Unentschieden holten und alle anderen Begegnungen zu null verloren (ein echter Angstgegner also).

Zudem liegt uns die Favoritenrolle nicht, und das Spiel wird man kaum gestalten können. Unser Trainer betont immer wieder, dass wir eher einen eher defensiven „Schweinefußball“ spielen, was er zwar mit einem leichten Stolz, aber auch mit etwas Unbehagen sagt.

Dennoch sollte man weder pessimistisch sein noch tiefstapeln. Ein Unentschieden zuhause gegen den Tabellenletzten kann kaum das Ziel sein, so respektvoll man den Gegner auch nehmen muss.

Hier treffen der Tabellenachte mit 15 Punkten auf den Letzten mit 5 Punkten. Das sollte zumindest fürs Selbstvertrauen reichen. Auch wenn wir selten die klare Favoritenrolle einnehmen, sind wir es jetzt, ob wir wollen oder nicht. Auch die Wettquoten sprechen eine deutliche Sprache.

Klar wird sich unser überschaubares Mittelfeld schwer tun, unsere Stürmer in Szene zu setzen. Auch Konterfußball wird eher eingeschränkt sein. Daher wäre es besser, mit Jeong anstatt Burke zu starten. Unser Südkoreaner bringt Dribbelstärke mit, die gegen tiefstehende Gegner wichtiger ist als Burkes Tempo. Langer Ball nach vorne reicht aber auch nicht, das hat Jeong bisher nur selten geschafft.

Auch Derrick Köhn sollte endlich beweisen, dass er die Angreifer mit brauchbaren Flanken versorgen kann. Und wird es nicht Zeit, dass Skarke sein erstes Tor für uns erzielt – besonders gegen seinen Ex-Klub? Haberer traf zuletzt vor über eineinhalb Jahren, ein Tor aus der Distanz wäre dringend nötig bei seiner Schusstechnik.

Von der Bank kommen noch Burcu und Bogdanov, die Potential haben, aber bisher kaum abgerufen haben. Gelingt das, sollte ein klarer Heimsieg gegen Heidenheim möglich sein, der uns mit 18 Punkten etwas entspannter in den Jahresendspurt starten lässt. Mut, Konzentration und Durchsetzungsvermögen sind gefragt – kein Zögern. Und wenn Doekhi am Ende noch einen Doppelpack erzielt – umso besser.

Wir holen also am Samstag den ersten Bundesliga-Heimsieg gegen Heidenheim – ohne Wenn und Aber. Auf geht’s!

Icke: Wenn Bundesligisten Anfang Januar Transfers tätigen oder Spieler abgeben, müssen die Verhandlungen mindestens vier Wochen vorher beginnen. Selten geht alles schnell. Wie geht Union damit um? Lassen sie Leite und Doekhi ziehen? Oder geht nur einer? Holt man externen Ersatz oder setzt man auf eigene Spieler? Kommt endlich ein Spielmacher (egal ob Achter oder Zehner)? Greifen wir zu, wenn Awoniyi auf dem Markt ist? Fragen über Fragen.

Nach außen dringt aus dem Forsthaus wenig. Stattdessen kursieren Gerüchte. Angeblich sind wir am österreichischen Nationalspieler Valentino Lazaro interessiert, doch der spielt auf der rechten Außenbahn – dort sind Trimmel und Juranovic unangefochtene Stammkräfte. Zudem spielte Haberer dort schon erfolgreich. Nachwuchsspieler Prosche (18) möchte sich dort wohl ab Sommer etablieren. Eine Verpflichtung Lazaros ergäbe wenig Sinn.

Ist Jeremiah St. Juste ein Thema, falls Doekhi geht? Er hat bei Sporting Lissabon keine Rolle mehr, sitzt nicht einmal auf der Bank. Er ist 29 Jahre alt. Ein Ersatz für Leite ist er nicht, da wir einen Linksfuß brauchen. Wahrscheinlich beobachten wir auch Diamande, der zuletzt wieder in Frankreichs erster Liga spielt – ein vages Gerücht.

Ein neues Gerücht aus England besagt, dass Awoniyi bei Bremen ein Thema ist. Viele erinnern sich an seine erfolgreiche Zeit bei Union. Bei Gesundheit wäre er eine Verstärkung, doch er ist verletzungsanfällig. Nur eine Leihe mit Kaufoption wäre denkbar. Ist Awoniyi fit, wäre er Stammspieler bei Union. Wahrscheinlich müsste dann einer unserer Stürmer gehen – vermutlich Ljubicic, der keine Spielzeit erhält. Bochum zeigte bereits Interesse an ihm.

Letzten Sommer haben wir bei Florian Neuhaus gepennt. Er hätte als Achter bei uns spielen können. Nun hat er sich in Gladbach durchgesetzt und spielt wieder. Das Thema dürfte erledigt sein. Darvich wechselte für wenig Geld von Barcelona nach Stuttgart, ist aber unzufrieden. Er hat in der Bundesliga keine Spielzeit und ist in der zweiten Mannschaft. Ein großes Talent. Vielleicht findet man eine Lösung mit dem VfB. So kann es nicht weitergehen. Das zentrale und offensive Mittelfeld ist seine Position. Wie schnell sich Talente entwickeln können, zeigt Karl aus München. Es macht Freude, ihm zuzuschauen.

Mal sehen, was Horst Heldt für uns vorbereitet hat. 36 bis 40 Punkte zu holen wird auch in dieser Saison schwer genug. Bisher sieht es gut aus. Wie es mit möglichen Abgängen in der Abwehr ist, weiß heute noch keiner genau. Eisern.

Unionfux: Wäre unser Auswärtssieg nicht gewesen, wäre der Abstand auf den Relegationsplatz auf vier Punkte geschrumpft – ebenso der Vorsprung auf St. Pauli, der nur noch zwei betrüge. Dank des Auswärtserfolgs beträgt der Abstand jeweils acht Punkte. Das zeigt die Bedeutung unseres Erfolgs am elften Spieltag. Aber ehrlich gesagt: Die Art und Weise des Spiels war eher ernüchternd.

In der ersten Halbzeit hatten die Gastgeber keinen Schuss aufs Tor, nur ein Kopfball von Pereira Lage nach einer Flanke von Hountondji wirkte gefährlich, ging aber rechts vorbei.

Wir waren zunächst passiv, doch in den letzten zehn Minuten vor der Pause kamen wir besser ins Spiel. Ilic prüfte den gegnerischen Torwart nach Vorlagen von Khedira und Querfeld, Rothe verpasste knapp eine Burke-Flanke und schließlich erzielte Khedira in der 44. Minute das Führungstor, nachdem Trimmel einen langen Einwurf herausgeköpft hatte. Dieses Tor gab uns einen wichtigen Vorsprung zur Pause.

In der zweiten Hälfte überließen wir dem kämpferischen, aber nicht starken FC St. Pauli fast das ganze Spiel. Wir hatten wenig Ballbesitz und unsere Offensivbemühungen bestanden fast ausschließlich aus ungenauen langen Bällen. Die technischen Fehler machten es St. Pauli leicht, Räume zu schließen. Trotzdem blieb unsere Abwehr stabil, auch wenn der Gegner Druck ausübte.

Der ansonsten sichere Torwart Rönnow hatte kaum zu tun, außer bei einem Schuss von Fujita und einem Kopfball von Wahl, die er beide entschärfte. In der 74. Minute traf Pereira Lage den Pfosten, doch der Abpraller wurde nicht verwertet. Haberer klärte eine Ecke knapp vor der Linie. Unsere Abwehr machte kaum Fehler, abgesehen von einem Klärungsversuch von Skarke ins eigene Tor und einem Ballverlust durch Trimmel, der aber folgenlos blieb. In der Nachspielzeit zielte Skarke knapp vorbei – unsere einzige ernsthafte Chance nach der Pause.

Am Ende stand ein glücklicher, aber verdienter Sieg gegen einen verunsicherten Gegner. Unsere Heimbilanz bleibt ausbaufähig und die Leistung auf beiden Seiten selten Bundesliga-tauglich. Wir haben jedoch die entscheidende Aktion vor der Pause besser genutzt und sind deshalb der verdiente Sieger.

Außerdem setzt sich eine Serie fort: Rani Khedira traf in knapp viereinhalb Jahren fünfmal für uns – in allen diesen Spielen gewannen wir.

Wir sind kein Aufbaugegner für Mannschaften in Abstiegsnot. Doch unsere spielerische und technische Armut in der zweiten Hälfte sorgt dafür, dass wir uns schwer tun. Die Offensive war zuletzt am vierten Spieltag gegen Frankfurt erfolgreich, seitdem herrscht Flaute. Beispielhaft war eine Szene nach der Pause, als Jeong den Ball am gegnerischen Strafraum hatte und kurz darauf wieder verloren wurde – viele Spieler wirkten mutlos, ratlos und orientierungslos.

Solange sich daran nichts ändert und auch keine Entwicklung stattfindet, werden wir solche Spiele und Ergebnisse weitersehen. Natürlich können wir nicht viel Hurrafußball bieten, doch allmählich muss sich Trainer Baumgart fragen lassen, ob er einen guten Plan hat und was er trainiert. In diesem Spiel jedenfalls war davon wenig zu sehen – eine zögerliche, zaudernde Mannschaft, die weit unter ihren Möglichkeiten bleibt. Eine frustrierende Heimniederlage, die mehr Sorgen bereitet als nur drei verlorene Punkte, aber wenigstens keine Entschuldigung zulässt.