Unfaires Leipzig-Derby? „Ein Spieler arbeitet bei Flaschenpost und muss Zelte zur Großmutter tragen“
Leipzig – Nur zwei Wochen nach der krachenden 1:4-Niederlage im Sachsenpokal gegen Lok Leipzig sieht sich Chemie Leipzig am Sonntag (14 Uhr/MDR) erneut dem Erzfeind gegenüber – diesmal im Kampf um den Klassenerhalt. Ein Verantwortlicher des BSG erläuterte nun, welche unterschiedlichen Rahmenbedingungen die beiden Klubs jeweils vorfinden.
Unter den 18 Mannschaften der Regionalliga Nordost sind laut Uwe Thomas 14 im Profilizenzbetrieb tätig. Die vier übrigen Clubs, zu denen auch Chemie zählt, operieren weiterhin als Amateurverein. Dies verschafft dem Traditionsklub natürlich einen spürbaren Nachteil.
„Einer unserer Spieler pendelt zur Flaschenpost – und wenn das Pech mitspielt, muss er einen Kasten bis zur Oma in den vierten Stock tragen, um dann abends schon um fünf zum Training zu erscheinen“, erklärte Thomas bei einem Sponsorenfrühstück.
„Von uns kann man nicht dieselben Rahmenbedingungen erwarten wie in Zwickau, Chemnitz, Jena oder bei Lok. Dort beginnt das Training um 10 Uhr, man absolviert anderthalb Stunden Training, lässt sich massieren, kehrt heim und absolviert nachmittags noch ein zweistündiges Training – so kann man sich voll auf den Fußball konzentrieren.“
Diese Umstände seien den Leutzschern wohlbekannt. „Man will sich nicht jammern, aber man sollte diese Situation ansprechen, da sicherlich nicht jeder darüber im Bilde ist“, sagte Thomas.
Mit dem neu verpflichteten Trainer Adrian Alipour (46), dessen Zusage Chemie bereits Mitte Januar erhalten hatte, plant der Verein, in seinem ersten Spiel den Einstand in der Tabelle zu verbessern.
Nach einem „beschissenen Wochenende“ mit Siegen der direkten Konkurrenten aus dem tiefsten Tabellenabschnitt – Eilenburg und Viktoria Berlin – sowie sechs verlorenen Punkten innerhalb von fünf Spieltagen des bisher vorletzten Luckenwalde und der eigenen Niederlage in Altglienicke (1:2) ist der Druck auf die Mannschaft enorm gestiegen.
Alipour, der bereits bei einigen Auswärtsspielen im Fanblock anwesend war, betonte: „Wir dürfen uns nicht verkrampfen, die Arbeit muss Freude bereiten!“ Auch wenn das Derby tabellarisch angesichts der angespannten Situation kaum viel ändert, sei es wichtig, den Blick für die jetzige Aufgabe zu schärfen.
Der gebürtige Dortmunder, der bis August 2024 den SV Meppen betreute und nun seine erste Station im Osten antritt, lieferte in den letzten Tagen intensive Arbeit, um die Fehlerquellen wirkungsvoll zu beseitigen und nicht nur zu reduzieren.
Im dritten Pflichtspiel der Saison gegen Lok will das Team den ersten Erfolg verbuchen. Dennoch werden die Probstheidaer im Kampf um die Meisterschaft sicherlich nicht tatenlos zusehen.
Für die Anhänger der Blau-Gelben hat der Verein zudem ein besonderes Highlight vorbereitet. In der VIP-Lounge des Bruno-Plache-Stadions kann das Derby am Sonntag gemeinsam auf Großbildschirmen verfolgt werden – der Anpfiff erfolgt um 14 Uhr, der Einlass beginnt bereits um 13 Uhr.
Tickets kosten 18,93 Euro und beinhalten zwei Getränke sowie eine Bratwurst. Sie können unter merchandising-onlineshop.com beziehungsweise an der Abendkasse erworben werden – solange der Vorrat reicht.
Tabelle Regionalliga Nordost
Der Beste der Saison 2025 bestreitet am Saisonende zwei Aufstiegsspiele gegen den Meister der Regionalliga Nord. Der Sieger dieser Begegnungen rückt in die 3. Liga auf. Insgesamt können, abhängig von den Abstiegen aus der 3. Liga, maximal vier Mannschaften in die Regionalliga absteigen.