Wie bitte? Leitl übt beim Gegner, nicht bei Hertha Druck aus!
Berlin – In Berlin herrscht Unruhe! Die Lage bei Hertha BSC wird zunehmend besorgniserregend, und nun kommt es in Braunschweig auch noch zum Abstiegsgipfel: Der 15. Platz muss zum 16. aufsteigen!
Falls die Alte Dame – was angesichts der momentanen Verfassung durchaus zu erwarten ist – verliert, ziehen die Braunschweiger sofort nach. Lediglich das bessere Torverhältnis könnte Hertha am Ende retten.
Die ohnehin angeschlagene Fangemeinde rechnet schon mit dem Worst Case, nachdem Preußen Münster am Samstag mit einem Auswärtssieg die Situation zusätzlich verschärft hat. Nur einer ist dem Druck nicht abgeneigt: Stefan Leitl (47) befördert den Ball lieber in Richtung Gegner.
"Der Druck lastet eher auf der Seite der Braunschweiger. Man hört die Aussagen: Man will das Heimspiel gewinnen und zumindest Punkte gleichziehen. Dadurch erzeugen sie meiner Meinung nach selbst einen gewissen Druck", erklärte Leitl während der Pressekonferenz.
"Wir befinden uns in der Lage, drei Punkte voraus und in Alarmbereitschaft zu sein. Doch es ist nicht so, dass wir das Spiel unbedingt gewinnen müssen und das auch in den Vordergrund rücken."
Hertha BSC wartet seit sieben Partien auf einen Erfolg
Wie bitte? Nicht unbedingt gewinnen müssen? Zur Erinnerung: In der Rückrunde hat Hertha lediglich vier Punkte geholt. Von den letzten sieben Begegnungen gingen sechs verloren. Die Abstiegszone rückt immer näher – und dennoch soll der Druck bei Braunschweig liegen? Das erscheint fragwürdig!
Auch der Trainer ist sich der prekären Lage bewusst und bedient sich mit solchen Äußerungen psychologischer Kniffe. Ziel ist es, die ohnehin verunsicherte Mannschaft vor weiterem Verkrampfen zu bewahren.
"Unsere Priorität muss sein, unsere vereinbarte Leistung abzurufen. Sobald das gelingt, steht einem Sieg nichts im Wege."
Das Spiel unter Druck solle sogar im eigenen Interesse liegen: "Mit ihren Ansagen, das Spiel gewinnen zu wollen, verpflichten sie sich dazu, ein wenig offener zu spielen und uns damit stärker unter Druck zu setzen. Das kann uns eventuell Spielräume eröffnen."
Ermunternd wirkt dabei ironischerweise die Niederlage von Schalke, bei der zahlreiche Chancen an der Realität vorbeigingen. Doch daraufhin müssen die Herthaner noch mehr um einen Treffer kämpfen. "Wir haben viele Dinge richtig umgesetzt. Wenn es uns am Ende gelingt, den Ball über die Linie zu bringen, dann steht einer guten Saison vieles offen."