St.-Pauli-Profi Wahl vermisst seine ehemaligen Mitstreiter: "Ich tue mir das schwer"
Kiel – Man konnte ihm keine Freude ablesen! St. Paulis Verteidiger Hauke Wahl (30) wirkete nach dem 2:1-Sieg gegen Holstein Kiel eher, als hätte er mit seinem Team verloren. Die Enttäuschung über das Schicksal seiner Ex-Kollegen schmerzte ihn sichtlich.
Fünf Jahre lang war der 30-Jährige, bevor er in seine Heimatstadt Hamburg wechselte, für die Störche aktiv – davon verbrachte er vier Jahre als Mannschaftskapitän. Diesen Umstand spiegelte sich in der warmen Begrüßung vor dem Spiel wider, als ihn ehemalige Mitspieler herzlich willkommen hießen. Doch nach dem Spiel änderte sich die Stimmung deutlich.
Während Wahl und die Kiezkicker gemeinsam mit den mitgereisten Fans den wichtigen Dreier im Kampf gegen den Abstieg zelebrierten, liefen seine Ex-Kollegen gemessen über das Spielfeld. Sie waren sich bewusst, wie schwierig der Kampf um den Klassenerhalt nach diesem Spiel werden würde.
"Für mich ist das alles nicht leicht. Kiel ist der Verein, für den ich viele Jahre eingesetzt habe, und ich weiß, wie enorm wichtig diese Partie für sie war", erklärte Wahl. Zwar freute er sich über die drei Punkte, fügte jedoch hinzu: "Ich kenne hier so viele Menschen, viele von ihnen sind über Jahre zu Freunden geworden, da fällt es mir schwer, wirklich mitzufiebern."
Die Freude über den erkämpften, aber bedeutenden Sieg dürfte sich in den kommenden Tagen noch einstellen. Gleichzeitig wird man sicherlich eine Analyse erwarten, die deutlich machen wird, dass es eines der schwächsten Spiele von St. Pauli in dieser Saison war.
"Wir haben nicht gut gespielt. In der ersten Halbzeit war Kiel deutlich griffiger und hatte bessere Chancen. Sie hätten durchaus 2:1 führen können", räumte Wahl ein.
Nach der Pause wirkte das Spiel seiner Meinung nach ausgeglichener. "Allerdings waren beide Mannschaften nicht in Bestform. Wir waren zwar etwas aktiver und hatten die eine oder andere Halbchance, aber wir haben das nicht konsequent genutzt", merkte er an.
Erst in der Nachspielzeit kam Noah Weißhaupt (23) und erzwang das Kieler Eigentor durch Max Geschwill (23). "Ich habe den Moment kaum mitbekommen – vor mir war nur Noah und das Durcheinander. Und auch der Schiedsrichter zögerte lange mit dem Pfiff", berichtete er. "Letztlich müssen wir uns als Glückspilze bezeichnen."
Nach zahlreichen überzeugenden Leistungen, jedoch ohne Punktegewinn, gelang St. Pauli erstmals nach einer schwachen Partie ein Zählbares. "Wir haben uns nicht zu schämen, hier drei Punkte einzustreichen. Diese Saison haben wir oft genug gut gespielt, aber den Sieg nicht einfahren können."
Mit diesem Dreier vergrößerten die Kiezkicker ihren Vorsprung auf Heidenheim über Nacht auf sieben Zähler, während die Störche mittlerweile elf Punkte Rückstand haben. "Es ist längst nicht vorbei, wir dürfen uns nicht zurücklehnen. Jeder Punkt zählt, und wir sind noch lange nicht am Ziel", betonte Wahl. Und wer weiß – vielleicht kann am Ostersonntag auch gegen Bayer Leverkusen noch etwas bewegt werden.