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St.-Pauli in der Krise – selbst Chris Kramer rätselt: „Mir fehlt einfach die Vorstellungskraft“

Hamburg/Düsseldorf – Im aktuellen Fußball-Podcast „Copa TS“ sprach Tommi Schmitt (36) gemeinsam mit Christoph Kramer natürlich auch über den FC St. Pauli. Zu Beginn der Saison hatte der frühere Nationalspieler hohe Erwartungen an den Hamburger Klub gestellt und ihn sogar als Anwärter auf einen Platz im europäischen Wettbewerb gesehen.

Diese Prognose wurde von vielen Fans des Kiezvereins häufig zitiert. Doch mittlerweile muss St. Pauli eine Negativserie von acht Niederlagen in Folge verkraften. Kramer gab offen zu, dass er mit diesem Verlauf keineswegs gerechnet hatte. „Das war definitiv eine meiner größten Fehleinschätzungen.“

Der 34-Jährige pflegt ansonsten den Ruf, in seinen Vorhersagen meist richtig zu liegen, betonte der Gastgeber des Podcasts.

„Ja, ich weiß auch nicht warum. Mir fehlt immer noch die Fantasie [...], um zu begreifen, was da genau schiefgelaufen ist. Ich kann es einfach nicht nachvollziehen“, gestand der Weltmeister von 2014 ehrlich. Er könne sich nicht erklären, warum die Mannschaft von Trainer Alexander Blessin (52) plötzlich keine Tore mehr erzielt.

Im Gegensatz zu vielen anderen Stimmen, die in der aktuellen Debatte um die Niederlagenserie laut werden, sieht der ehemalige Profi das Auftreten des Teams keineswegs so schlecht an. „Sie haben eine ganz ungewöhnliche Art, den Strafraum zu besetzen. Wenn der Gegner tief steht, schaffen sie es immer wieder, die Bälle sehr geschickt am Strafraum festzumachen. Am Ende kommt allerdings nicht viel dabei heraus.“

Die oft gehörte Phrase „Es fehlt nur der letzte Pass“ sparte sich Kramer aber aus.

„Sie sind allerdings auch ziemlich anfällig gegen Konter, das wirkt einfach eigenartig. Tut mir leid, St. Pauli, falls ich es war“, sagte er schließlich mit einem Schmunzeln und einem halb ironischen Eingeständnis, durch seine Aussage, die Kiezkicker würden bis Saisonende um den Europapokal mitspielen, womöglich zu viel Druck aufgebaut zu haben.

„Vielleicht liegt es einfach daran, dass ihnen ein zentraler Stürmer fehlt – genau das, was die Bundesligatauglichkeit ausmacht“, warf zudem Tommi Schmitt in die Runde. Kramer antwortete scherzhaft: „St. Pauli mit Ercan Aydogmus – Europa League. Dabei bleibe ich.“

Doch wie bewertet der Experte eine solche Serie von acht Niederlagen am Stück? „Was kann man jetzt tun? Was passiert in der Kabine?“, fragte der „Gemischtes Hack“-Podcaster. „Man fühlt sich doch wie ein absoluter Verlierer, oder nicht?“

Für den ehemaligen Gladbacher sei es besonders wichtig, dass die Mannschaft die öffentliche Diskussion um den Negativrekord nicht zu sehr an sich heranlasse. „Und man sollte nicht ständig auf die Tabelle schauen. Das klingt banal, beeinflusst aber unbewusst die Psyche, da bin ich mir sicher!“

Tabelle der 1. Bundesliga

Die Bedeutung der Bundesligatabelle ist wie folgt: Der Klub, der zum Saisonende auf Platz 1 steht, wird Deutscher Meister. Die Teams auf den Plätzen 17 und 18 steigen direkt in die 2. Bundesliga ab. Der Drittletzte (Position 16) muss in der Relegation um den Klassenerhalt kämpfen. Dort trifft er auf den Drittplatzierten der 2. Bundesliga.