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Seelisch, emotional und menschlich am Limit: Drittliga-Kapitäne richten eindringlichen Appell an ihre Vereinsführung

Ulm – Wie groß die Verzweiflung sein muss, zeigt ein eindringlicher Brandbrief der beiden Kapitäne des SSV Ulm an die Vereinsverantwortlichen. Es handelt sich dabei um einen Hilferuf von höchster Dringlichkeit. "Viele Spieler sind mental, emotional und persönlich am Ende ihrer Kräfte", heißt es unter anderem in dem Schreiben. Verfasst wurde es von den Mannschaftsführern Johannes Reichert (34) und Christian Ortag (30) und richtet sich direkt an den Aufsichtsrat des Vereins.

Nach dem Abstieg aus der 2. Bundesliga steckt die Mannschaft in der 3. Liga tief in der Krise. Mit nur 13 Punkten aus 14 Partien und dem letzten Tabellenplatz 18 wächst die Angst vor einem weiteren Absturz stetig.

Der Brief gewährt Einblicke in die Gründe für das sportliche Desaster auf dem Platz. "Die Stimmung ist vergiftet, das Vertrauen zerstört", heißt es dort unter anderem. Die Beziehungen zwischen Team, Trainerstab und Sportdirektion seien zerstört, auch innerhalb der Mannschaft herrsche eine "unerträgliche" Atmosphäre.

Die Kapitäne machen deutlich, dass es den Spielern an jeglicher Unterstützung, Rückhalt und Vertrauen fehlt. Öffentlich würden sie von Trainer Moritz Glasbrenner und Sportdirektor Markus Thiele als Sündenböcke dargestellt. Beide Führungspersonen hatten die Mannschaft mehrfach kritisiert und dabei betont, dass es den Spielern an Mentalität mangele und sie zu angepasst seien.

"Deshalb appellieren wir aus tiefstem Herzen an euch: Handelt jetzt, bevor es zu spät ist. Wir brauchen im sportlichen Bereich einen kompletten Neuanfang, um wenigstens eine kleine Chance auf den Klassenerhalt zu haben", schreiben Reichert und Ortag.

Nach dem Abstieg verließen 16 Spieler den Verein. Ein entscheidender Einschnitt in der Vereinsgeschichte war im März 2025 die Freistellung von Trainer Thomas Wörle, der den Klub über vier Jahre hinweg hervorragend führte und von der Regionalliga direkt in die 2. Bundesliga brachte.

Wörles Nachfolger Robert Lechleitner konnte den Abstieg jedoch nicht abwenden. Nach lediglich sechs Spielen in der 3. Liga wurde das Trainerteam um ihn, Matthias Lust und Christoph Kappel entlassen.

Moritz Glasbrenner übernahm anschließend zunächst als Interimstrainer und wurde bald darauf zum Chefcoach befördert – trotz einer Strafzahlung an den DFB, da ihm die erforderliche Pro-Lizenz fehlt.

Unter seiner Führung blieben nicht nur die Resultate aus, sondern offenbar gibt es auch massive Probleme im Umgang mit der Mannschaft. Die Kapitäne betonen, dass das Team dringend Führungspersönlichkeiten brauche, "die an sie glauben, die hinter ihnen stehen und ihnen das Gefühl geben, nicht alleine dazustehen."

Wie der Aufsichtsrat auf diesen dringenden Appell reagieren wird, bleibt abzuwarten.

3. Liga Tabelle

Die Tabelle der 3. Liga hat folgende Bedeutung: Der Spitzenreiter am Saisonende wird Meister der 3. Liga und steigt direkt in die 2. Bundesliga auf. Auch der Zweitplatzierte steigt ohne Umweg auf. Das Team auf Platz 3 spielt in der Relegation gegen den Drittletzten der 2. Bundesliga um den Aufstieg beziehungsweise den Verbleib in der Liga.