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Sechs Tore am Millerntor – Rote Karte bringt St. Pauli gegen Dortmund zurück

Hamburg – Was für ein turbulentes Spiel! Der FC St. Pauli wirkte noch 15 Minuten vor Schluss wie der sichere Verlierer im ersten Bundesliga-Spitzenspiel der neuen Saison: Borussia Dortmund führte zu diesem Zeitpunkt mit 3:1. Doch eine Rote Karte kurz vor dem Ende sorgte für eine dramatische Wendung. Am Ende trennten sich beide Mannschaften mit einem packenden 3:3-Unentschieden!

Nach dem umfassenden Kaderumbau im Sommer standen bei den Kiezkickern direkt fünf Neuzugänge in der Anfangsformation, während beim BVB lediglich Jobe Bellingham, der Bruder von Starspieler Jude Bellingham, seinen Platz in der Startelf erhielt. Aufgrund einer schwachen Leistung wurde er jedoch bereits zur Halbzeit ausgewechselt.

Vor allem die Defensive der Hausherren zeigte anfangs einige Schwächen im Anlaufverhalten, wie Trainer Alexander Blessin nach dem Spiel kritisierte. Dennoch konnten die Dortmunder daraus kaum Kapital schlagen.

Offensiv setzten die „Boys in Brown“ immer wieder Akzente und hatten durch Andréas Hountondji nach 18 Minuten sogar eine große Chance zur Führung, scheiterten jedoch am Dortmunder Schlussmann Gregor Kobel.

Auf der Gegenseite blieb St. Paulis Pokalheld Nikola Vasilj lange Zeit ohne nennenswerte Paraden, doch Mitte der ersten Halbzeit änderte sich das. Nach einem ersten Abschluss von Serhou Guirassy (24. Minute) zeigte Vasilj kurz darauf seine Klasse, indem er einen Versuch von Pascal Groß aus kurzer Distanz stark parierte.

Kurze Zeit später musste Vasilj jedoch doch hinter sich greifen: Nach einer Flanke von Marcel Sabitzer köpfte Guirassy die Gäste in Führung (35.). „Diese Flanken wollten wir unbedingt vermeiden, da wir die Gefahr kannten“, ärgerte sich Blessin. „Wir haben es nicht geschafft, energisch herauszurücken und waren im Strafraum nicht konsequent am Gegenspieler.“

Der Gegentreffer zeigte Wirkung bei den Gastgebern. Nach einem Foul von Eric Smith an Karim Adeyemi im Strafraum entschied Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck auf Elfmeter. Vasilj bewahrte jedoch Ruhe und hielt den Strafstoß von Guirassy stark (39.). Somit ging es mit einem 0:1-Rückstand in die Pause.

Doch der Zwischenstand hielt nicht lange: Nach einer starken Balleroberung von Arkadiusz Pyrka und einer präzisen Flanke von Danel Sinani nutzte Hountondji die Gelegenheit, sprang hoch und glich per Kopf zum 1:1 aus (50.). Das Millerntor tobte!

Mit dem Rückenwind der Fans übernahmen die Kiezkicker nun die Kontrolle und erzeugten Druck. Doch genau in dieser Phase konterte der BVB eiskalt und erzielte zwei Treffer in kurzer Zeit.

Zunächst traf Waldemar Anton mit einem abgefälschten Schuss (68.), wenig später sorgte Julian Brandt für die vermeintliche Vorentscheidung zum 3:1 (74.). „An diesem Punkt dachte ich kurz: Okay, das war’s wohl“, gestand Blessin, dessen Team jedoch nicht aufgab und weiter kämpfte.

Begünstigt durch eine Video-Schiedsrichter-Entscheidung und die daraus resultierende Rote Karte für Dortmunds Verteidiger Filippo Mane kam St. Pauli tatsächlich zurück ins Spiel. Daniel Sinani verkürzte per Strafstoß und brachte die Spannung zurück (86.). Die Partie drehte sich nun endgültig.

„Plötzlich waren wir wieder im Spiel und haben bis zum Schluss an uns geglaubt“, lobte Blessin seine Mannschaft. In der Nachspielzeit erzielte Eric Smith schließlich den Ausgleich zum 3:3 und setzte damit den Schlusspunkt unter ein verrücktes Fußballspiel.

„Der Punkt war völlig verdient“, resümierte der FCSP-Trainer nach dem Spiel – auch wenn er zwischenzeitlich kaum noch daran geglaubt hatte.

Bundesliga, 1. Spieltag

FC St. Pauli – Borussia Dortmund 3:3 (0:1)

Aufstellung FC St. Pauli: Vasilj – Wahl, Smith, Dzwigala (77. Metcalfe) – Pyrka (77. Saliakas), Sands (88. Afolayan), Fujita, Oppie – Sinani – Hountondji (68. Ceesay), Pereira Lage

Aufstellung BVB: Kobel – Mane, Anton, Bensebaini – Yan Couto, Sabitzer, Svensson – P. Groß (88. Özcan), Bellingham (46. Nmecha) – Guirassy, Adeyemi (46. Brandt)

Schiedsrichter: Matthias Jöllenbeck (Freiburg)

Zuschauer: 29.546 (ausverkauft)

Tore: 0:1 Guirassy (35.), 1:1 Hountondji (50.), 1:2 Anton (67.), 1:3 Brandt (74.), 2:3 Sinani (86./Elfmeter), 3:3 Smith (90.)

Besondere Ereignisse: Guirassy scheitert mit Elfmeter an Vasilj (39.)

Gelbe Karten: Dzwigala, Smith / Bensebaini, Yan Couto, Sabitzer

Rote Karte: Mane (85./Handspiel)

Bundesliga-Tabelle

Die Platzierungen in der Bundesliga haben folgende Bedeutung: Der Tabellenerste am Saisonende wird Deutscher Meister. Die Mannschaften auf den Plätzen 17 und 18 steigen direkt in die 2. Bundesliga ab. Der Drittletzte auf Rang 16 darf in der Relegation um den Klassenerhalt kämpfen, wobei der Gegner der Drittplatzierte der 2. Bundesliga ist.