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Weinend vom Spielfeld gegangen: 12-jähriger Schiedsrichter soll mit dem Tod bedroht worden sein

Von Christian Kunz

München – Im Bayerischen Fußball-Verband (BFV) laufen derzeit Ermittlungen wegen des Verdachts, dass ein zwölf Jahre alter Schiedsrichter mit dem Tod bedroht wurde.

Nach Angaben der Schiedsrichtergruppe Erding kam es bei einem D-Jugend-Spiel vor einigen Tagen in Altenerding zu verbalen Angriffen gegen den jungen Unparteiischen. Am Spielende soll ein Spieler der SG FC Fraunberg dem Schiedsrichter gedroht haben: „Ich gehe auf dieselbe Schule wie du. Am Montag nach dem Unterricht brauchst du dich nicht zu verstecken – du bist tot.“

Mehrere Zeugen hätten diese Aussage klar mitangehört, teilte die Schiedsrichtergruppe Erding in einem Facebook-Beitrag mit.

Bereits zuvor soll es zu weiteren unschönen Bemerkungen gegenüber dem zwölfjährigen Schiedsrichter gekommen sein, unter anderem auch vom Trainer der Gastmannschaft. Nach Angaben der Mutter des Jungen sowie eines Verantwortlichen der gastgebenden SpVgg Altenerding konnte eine weitere Eskalation verhindert werden.

Nachdem der Junge nach dem Schlusspfiff weinend das Feld verlassen hatte, soll die Drohung ausgesprochen worden sein.

Der Bayerische Fußball-Verband bestätigte, dass im Zusammenhang mit den Vorfällen Ermittlungen laufen. „Alle Beteiligten wurden vom Sportgericht zu einer Stellungnahme aufgefordert. Ein Spieler wurde umgehend vorläufig gesperrt“, erklärte BFV-Sprecher Fabian Frühwirth. „Der Schiedsrichter erhält unsere uneingeschränkte Unterstützung.“

Die Schiedsrichtergruppe gab zudem an, bereits Kontakt mit dem betroffenen Nachwuchs-Schiedsrichter aufgenommen zu haben, um ihm Unterstützung anzubieten.

„Solche Vorfälle sind leider längst keine Einzelfälle mehr. Besonders im Jugendfußball nehmen Respektlosigkeiten gegenüber Schiedsrichtern deutlich zu“, erklärte Kreis-Schiedsrichterobmann Stefan Empl im Gespräch mit dem „Münchner Merkur“. Kritik sei grundsätzlich akzeptabel, „aber es ist absolut inakzeptabel, wenn erwachsene Trainer während des Spiels Stimmung machen und ihre Spieler dadurch aufhetzen.“

Der stellvertretende BFV-Geschäftsführer Fabian Frühwirth äußerte, dass sich das gesellschaftliche Verhalten verändert habe, was sich auch auf dem Fußballplatz bemerkbar mache. Insgesamt verläuft der Großteil der Spiele jedoch ordentlich.

„Von rund 200.000 elektronisch erfassten Spielen in Bayern in der vergangenen Saison gab es lediglich 80 meldepflichtige Vorfälle“, so Frühwirth. Die Anzahl solcher Zwischenfälle sei über die Jahre konstant geblieben. Durch die heute viel breitere mediale Berichterstattung werde das Problem jedoch oft anders wahrgenommen.

Der Verband verfolgt bei derartigen Fällen eine „klare Null-Toleranz-Strategie“, betonte Frühwirth. Eine Stellungnahme der SG FC Fraunberg lag zunächst nicht vor.