RB Leipzigs gewaltige Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit
Leipzig – Die öffentlich kommunizierte Zielsetzung von RB Leipzig bleibt Jahr für Jahr konstant: Regelmäßig die Qualifikation für die Champions League zu erreichen und in den Pokalwettbewerben möglichst weit voranzukommen. Innerhalb des Clubs jedoch zeigt sich die Situation anders. Es ist allgemein bekannt, dass Red-Bull-Chef Oliver Mintzlaff (49) unbedingt Deutscher Meister werden will – dafür wurden u.a. Top-Spieler wie Xavi Simons (21) und Benjamin Sesko (21) verpflichtet.
Ein Blick auf den aktuellen Stand: In der höchsten Spielklasse blieb RB in dieser Saison weitgehend unscheinbar. Im Viertelfinale des DFB-Pokals steht nächste Woche Mittwoch das Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg, bei dem alles auf dem Spiel steht.
Objektiv betrachtet positioniert sich RB durch den vierten Platz in der Bundesliga laut Tabellenstand im Rahmen des gesetzten Saisonziels. Eine detaillierte Analyse zeigt jedoch, dass die Lage alles andere als erfreulich ist.
Würde Borussia Dortmund nicht gerade eine derart enttäuschende Saison hinlegen und hätte der VfB Stuttgart einige unentschlossene Spiele für sich entscheiden können, wären die Sachsen durchaus berechtigt, auf dem sechsten Rang zu landen – ohne, dass dies für Aufsehen sorgen würde.
Auch Eintracht Frankfurt ließ in einigen Begegnungen Punkte liegen und liegt dennoch fünf Punkte vor RB. Der FC Bayern kämpft mit einem Rückstand von sage und schreibe 18 Punkten, und Freiburg, aktuell Fünfter mit einem Torverhältnis von minus sieben, benötigt nur einen Punkt mehr als RB. Neben Stuttgart rücken auch Mainz, Borussia Mönchengladbach und der VfL Wolfsburg in die Nähe.
In früheren Zeiten beschränkte sich der Kampf in der Königsklasse oft auf fünf Teams. Dieses Jahr sind es deutlich mehr, was eindeutig auf die schwache Leistung einiger traditioneller Spitzenteams zurückgeführt werden muss.
RB Leipzig spielt weit unter seinem Potenzial
Nach dem kraftlosen 0:0 beim FC Augsburg am vergangenen Freitag fielen von den Spielern bekannte Phrasen wie "Wir müssen mehr Durchschlagskraft nach vorne zeigen", "Unser Ziel war es, drei Punkte einzufahren" oder "Wir demonstrieren nicht, wozu wir in der Lage sind". Doch was steckt eigentlich hinter dieser Situation?
Beim Spiel gegen Augsburg konnten die Zuschauer kaum den typischen RB-Kick erleben – es mangelte an Tempo, Kreativität und vor allem Selbstvertrauen.
Häufig wurde die lange Liste an verletzten Spielern zur Rechtfertigung herangezogen. Selbstverständlich schmerzt der Ausfall von Antonio Nusa (19), dennoch hat Trainer Marco Rose (48) stets die Möglichkeit, in jeder Partie eine Startelf auflaufen zu lassen, deren Leistungsanspruch weit über 0:0 gegen Augsburg, 0:0 gegen Union Berlin oder 0:1 gegen Sturm Graz liegen sollte.
Angesichts der Tatsache, dass drei der letzten vier Spiele torlos ausgingen, muss man unmissverständlich feststellen, dass die Sachsen in der Bundesliga aktuell nur mit großem Glück dort stehen, wo sie es tun.
Tabelle 1. Bundesliga
Die Bedeutung der Bundesliga-Tabelle ist wie folgt: Wer am Saisonende den ersten Platz belegt, wird Deutscher Meister. Die Teams, die die Plätze 17 und 18 belegen, steigen in die 2. Bundesliga ab. Der vorletzte Tabellenplatz (Position 16) hat die Möglichkeit, in der sogenannten Relegation um den Klassenerhalt zu kämpfen – hierbei trifft man auf den Drittplatzierten der 2. Bundesliga.