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Debatte um wohlhabende Fußballprofis: Kahn stellt sich gegen Hoeneß

Von Jörg Soldwisch

München – Bayern-Ehrenpräsident Uli Hoeneß (73) ist der Ansicht, dass Spitzenfußballer heutzutage so viel verdienen, dass sie sich nach dem Ende ihrer aktiven Karriere kaum noch eine Funktionärslaufbahn vorstellen können. Diese Meinung widerspricht Oliver Kahn (56) entschieden.

„Ich möchte nicht auf jede Bemerkung von Uli Hoeneß eingehen, aber die Annahme, dass jemand mit 60 Millionen Euro auf dem Konto nach der aktiven Zeit nicht mehr arbeiten würde, finde ich problematisch. Was für ein Zusammenhang wird da zwischen Kontostand und Motivation hergestellt?“, fragte der ehemalige Torwart und heutige Vorstandsvorsitzende des FC Bayern im „Triple – der Hagedorn-Fußballtalk“ beim Pay-TV-Sender Sky.

Hoeneß hatte im „OMR Podcast“ betont, dass es idealerweise wieder jemand an der Spitze des deutschen Rekordmeisters geben solle, „der selber gespielt hat. Allerdings ist mir da ein kleiner Denkfehler unterlaufen.“

Nach seiner Einschätzung verfügen sehr erfolgreiche Spieler nach etwa zehn Jahren Profifußball „über 60, 70 Millionen auf dem Konto. Sie stehen nicht mehr unter dem Zwang, unbedingt arbeiten zu müssen, um den Lebensstandard ihrer Familie zu sichern – und genau darin liegt das größte Problem.“

Hoeneß betonte, dass er selbst diesen Druck gespürt habe und deshalb nach seiner aktiven Zeit als Manager beim FC Bayern viele Jahre lang hart gearbeitet habe.

Diesen Ehrgeiz vermisse er jedoch bei der heutigen Generation der Topspieler: Sechs Tage die Woche, jeweils zwölf Stunden arbeiten? „Das schaffen die meisten nicht. Deshalb ist es schwierig, jemanden zu finden, der zehn Jahre lang als Spitzenspieler aktiv war und dann einen so anspruchsvollen Posten annimmt – und das für deutlich weniger Gehalt.“

Kahn hält diese Pauschalisierung für zu undifferenziert: „Ich denke, es geht vielmehr um die Einstellung. Und meiner Erfahrung nach haben ehemalige Topspieler weiterhin hohe Ansprüche“, erklärte der frühere Nationaltorwart.

„Viele, mit denen ich im Gespräch bin, sind sehr motiviert, auch im Management Erfolge zu erzielen. Deshalb kann ich die Verbindung zwischen Kontostand und persönlicher Antriebskraft nicht nachvollziehen.“

Tabelle 1. Bundesliga

Die Tabelle der 1. Bundesliga ist von zentraler Bedeutung: Wer am Saisonende den ersten Platz belegt, wird Deutscher Meister. Die Teams auf den Plätzen 17 und 18 steigen in die 2. Bundesliga ab. Der Drittletzte, Rang 16, darf in der sogenannten Relegation um den Klassenerhalt kämpfen. Dort trifft er auf den Drittplatzierten der 2. Bundesliga.