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Dank herausragender Ausbildung: Dynamo-Pechvogel Grill bleibt unerschütterlich

Dresden – Man könnte fast Mitleid mit ihm haben. Schon bei seiner Verpflichtung hagelte es spöttische Kommentare von Fans seiner früheren Vereine, und in den bisherigen zwei mal 45 Minuten Testspielzeit musste Lennart Grill (26) bei Dynamo bereits sechs Gegentore hinnehmen.

„Alle elf Spieler tragen die Verantwortung dafür, keine Gegentore zu kassieren und selbst Treffer zu erzielen. Deshalb leistet immer jeder seinen Beitrag“, verteidigt SGD-Trainer Thomas Stamm (42) den neuen Torhüter zumindest teilweise: „Natürlich ist es hart, so hineinzukommen. Wenn man dann im Grunde nichts dafür kann und kaum Chancen hat, den einen oder anderen Ball zu halten, kann ich das nachvollziehen. Aber das gehört eben dazu.“

In der Tat hatte Grill bei den vier Gegentoren innerhalb von 18 Minuten in Prag sowie den zwei Toren am Sonntag gegen den VfL Wolfsburg nur begrenzte Möglichkeiten einzugreifen.

Ursächlich war eher das schwache Zweikampfverhalten seiner Vorderleute, auch wenn das zweite Tor der Wölfe wohl als Eigentor gewertet werden muss. Nach einer starken Parade sprang der Abpraller von Vaclav Cerny (27) über den Umweg Pfosten an Grills Knie ins Tor – ein passendes Bild für den holprigen Start des 26-Jährigen im Wettbewerb um den Platz im Dynamo-Tor.

„Das Wichtigste ist zunächst, anzukommen, alles kennenzulernen, die Abläufe und die Jungs. Dann schauen wir, wozu es reicht“, erklärte Grill nach seiner ersten Trainingswoche bei der SGD.

Der Keeper bringt Erfahrungen aus der ersten und zweiten Bundesliga mit und soll den bisherigen Stammtorwart Tim Schreiber (23) im Konkurrenzkampf ordentlich herausfordern.

Der wiederum kennt die 2. Liga noch nicht und fehlte zuletzt angeschlagen sowohl im Training als auch bei den Testspielen. „Am Ende kann nur einer spielen. Deshalb sind wir natürlich auch Konkurrenten“, räumt der Neuzugang offen ein.

„Auf der anderen Seite sind die Zeiten von Oliver Kahn und Jens Lehmann längst vorbei, in denen man sich gegenseitig das Schlimmste wünschte. Letztlich geht es darum, gemeinsam mit der Mannschaft den größtmöglichen Erfolg zu erzielen. Deshalb hilft es allen, wenn wir uns im Torwartteam gegenseitig pushen.“

Auch wenn es bislang – und nach einem steilen Aufstieg in den letzten Jahren – nicht wie erhofft lief, lässt sich Grill seine positive Grundeinstellung nicht nehmen. Ein Aspekt, den er aus der (fast schon legendären) Torwartschule von Gerry Ehrmann (66) in Kaiserslautern mitgenommen hat.

Grill: „Gerry und nahezu alle Torhüter, die dort ausgebildet wurden, sind bekannt für eine besondere mentale Stärke. Egal was passiert, man lässt sich nicht aus der Bahn werfen.“