„Soll er sich den Arm abtrennen?“ – Kontroverser Pokal-Elfmeter führt auch bei RB Leipzig zu hitzigen Debatten
Von Tom Bachmann
Leipzig – Ein kurzer Pfiff entfacht große Diskussionen: Der umstrittene Hand-Elfmeter im Halbfinale des Pokals zwischen RB Leipzig und dem VfL Wolfsburg (1:0) sorgt in beiden Lagern für Erstaunen.
In der letztlich den Ausgang des DFB-Pokals bestimmten Elfmeterszene ging Marius Müller (31) völlig aufs Ganze. Der Wolfsburger Torhüter hatte gewettet – Haus, Hof und Kind – dass Schiedsrichter Tobias Reichel (39) keinen Elfmeter anzeigen würde.
Doch genau diesen Schritt wählte der Unparteiische, was eine intensive Debatte entfachte. „Ich meine, was soll Kili [Anm. d. Red.: Kilian Fischer] denn tun: Soll er sich etwa den Arm abtrennen oder was?“ kommentierte Müller.
Sogar die Spieler aus Leipzig brachten Verständnis für den Unmut der Wolfsburger zum Ausdruck. „Ich bin schon mehrfach auf Wolfsburger Spieler zugegangen und habe mich entschuldigt – momentan werden solche Hand-Elfmeter gezeigt. Als Außenverteidiger weiß ich, wie ärgerlich es ist, wenn man versucht, eine Flanke abzuwehren“, erklärte RB Leipzigs David Raum (26).
Der Torschütze Benjamin Sesko (21) war zuvor in der entscheidenden Situation in der Nähe des Strafraums. Eine Flanke des Slowenen prallte aus nächster Nähe am Arm von Wolfsburgs Kilian Fischer (24) ab. „Um ehrlich zu sein, war ich etwas überrascht“, meinte Sesko zum Pfiff. „Alles ging so schnell ab, dass man es kaum richtig mitbekommt.“
Schiedsrichter Reichel hatte offenbar einen uneingeschränkten Blick auf das Geschehen und argumentierte, dass Fischer die Situation anders hätte lösen können. „Er hatte eine klare Sicht auf den Ball. Die Distanz war gering, und er unternahm mit zwei Spreizschritten den Versuch, sich in den Weg zu stellen – der Ball war abzusehen. Als der Ball seinen Arm traf, war dieser bereits angespannt“, erläuterte der 39-Jährige.
Hasenhüttl übt Reichel Kritik
Der Videoschiedsrichter Pascal Müller (34) prüfte die Szene, entschied sich jedoch, Reichel nicht zu einer erneuten Betrachtung zu raten. „Die angeführten Parameter ließen sich anhand der Bilder nicht widerlegen. Meine Wahrnehmung auf dem Platz bestätigte diese Einschätzung, weshalb ich so gehandelt habe“, so Reichel.
Insbesondere das Ausbleiben einer erneuten Bildbetrachtung konnte Wolfsburgs Trainer Ralph Hasenhüttl (57) kein Verständnis entlocken. „Dafür ist der Videoassistent ja da. Ich bin überzeugt, dass es absolut kein eindeutiges Handspiel war“, bemängelte der Österreicher.
Wir haben schon viele Situationen erlebt, in denen man keinen Elfmeter zugerichtet bekam.