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Männer reagieren "beleidigt": Deutsche Trainerin zeigt Unterschiede zum Frauenfußball auf

Bern (Schweiz) – "Als Profi entscheide ich nach der Länge des Schwanzes", scherzte Imke Wübbenhorst (36) einst, als sie als erste Trainerin einer männlichen Oberligamannschaft antrat und damit einen bekannten Fußballspruch aus dem Jahr 2019 ins Lächerliche zog. Heute leitet sie die Mannschaft der YB-Frauen in Bern – und in mancher Hinsicht seien die Damen ihrer männlichen Konkurrenz bereits einen Schritt voraus, so berichtet sie.

"Wird Kritik an den Männern vor der Mannschaft geübt, nehmen sie das oft persönlich, fühlen sich angegriffen und denken eher, sie müssten in einer höheren Liga spielen", erläuterte die gebürtige Ostfriesin im Gespräch mit der Schweizer Tageszeitung Blick.

Die 36-Jährige fügte hinzu: "Die Frauen sind eher selbstkritisch." Außerdem glaube sie, dass es einen weiteren markanten Unterschied zwischen Frauen- und Männerfußball gebe.

"Ein entscheidender Unterschied ist die Bereitschaft zu leiden. Frauen kennen ihren Körper meist besser und sind eher bereit, ihre Grenzen auszutesten", erklärte Wübbenhorst.

Als ehemalige Mittelfeldspielerin hat sie Erfahrung gesammelt – beim HSV war sie viele Jahre als Profi aktiv, ehe sie sich beim BV Cloppenburg als erste weibliche Übungsleiterin in einer so hohen Liga etablierte.

Nach einer kurzen Phase als Cheftrainerin bei den Sportfreunden Lotte und einer Tätigkeit als Co-Trainerin unter Olaf Janßen (58) in der 3. Liga bei Viktoria Köln wechselte sie 2022 zu den Damen des BSC Young Boys.

Vor Kurzem kehrte Wübbenhorst nach einem 14-wöchigen Mutterschaftsurlaub wieder an den Spielfeldrand zurück. Während ihrer Abwesenheit habe sich der Frauenfußball in der Schweiz rasant weiterentwickelt.

"Die Breite des Sports ist wesentlich gewachsen", bemerkte die ehemalige U-Nationalspielerin des DFB. "Die Zuschauer erkennen, wie sich der Frauenfußball entwickelt hat, sodass die Redewendung, jede männliche Thekentruppe könne ein Super-League-Team schlagen, endlich der Vergangenheit angehört."

Gleichwohl sei ihr bewusst, dass für diese Entwicklung ein langer Weg zurückgelegt wurde und noch viel vor uns liege. "Vor einigen Jahren war die Kritik noch berechtigt, weil es in athletischer Hinsicht erhebliche Defizite gab", gestand die Trainerin aus Aurich ein.

Hinsichtlich der Zuschauerzahlen und der finanziellen Umsätze klaffe nach wie vor eine deutliche Lücke zwischen den Geschlechtern.

"Unsere Aufgabe ist es, zu beweisen, dass die Frauen technisch sowie taktisch exzellent aufgestellt sind und großartigen Fußball bieten. Dann hört auch das Gerede auf, man müsse deshalb immer zu den Männern schauen", erläuterte Wübbenhorst ihren Plan.