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Kommentar: Aufstieg adieu – Herthas Saison ist jetzt schon gelaufen

Berlin – Obwohl erst vier Spieltage absolviert sind, kann man die Saison für Hertha BSC im Grunde schon als beendet betrachten. Mit nur zwei Punkten, Tabellenplatz 17, ohne einzigen Sieg und mittlerweile vier Pflichtspielen ohne Torerfolg, wird der Klub mit dem Aufstieg dieses Jahr nichts zu tun haben. Stattdessen schrillen die Alarmglocken. Nach der enttäuschenden Vorstellung gegen Elversberg ist die größere Sorge, nicht erneut in den Abstiegskampf zu geraten.

Das Wichtigste in Kürze

KI-gestützte Zusammenfassung des Beitrags

Im Berliner Olympiastadion war es einzig Elversberg, das zeigte, wie man in der 2. Liga ansehnlichen Fußball spielen kann.

Hertha trat hingegen wie ein Absteiger auf: mutlos, ohne Ideen, orientierungslos und verängstigt. Dazu kamen Fehler (unter anderem von Marton Dardai), eine endlos lange Verletztenliste und ein letztlich unpassend zusammengestellter Kader.

Innerhalb von nur vier Wochen hat sich Hertha von einem Aufstiegskandidaten zum Abstiegsbedrohter gewandelt – das schafft wohl nur „die Alte Dame“!

Dass die erfahrenen Hertha-Anhänger das Olympiastadion in ein ohrenbetäubendes Pfeifkonzert verwandelten und die Mannschaft mit einer Standpauke nach Hause schickten, ist ein deutliches Zeichen. Das Team hat hart gearbeitet, doch die ohnehin geringen Erwartungen sogar noch unterschritten.

Wer dachte, der schlechte Start auf Schalke sei lediglich ein Ausrutscher gewesen, wurde spätestens nach dem glücklichen Punkt gegen den KSC eines Besseren belehrt. Warum Hertha im Pokal gegen Münster weiterkam, ist wohl selbst den Spielern rätselhaft.

Dass die exakt gleiche Mannschaft nach einer starken Leistung in Darmstadt nur fünf Tage später so enttäuschen kann, dürfte selbst Trainer Leitl überraschen.

Die einzige Konstante im Olympiastadion ist die Enttäuschung. Kaum entflammt irgendwo Hoffnung, löscht Hertha sie mit einem kalten Guss wieder aus.

Nach der peinlichen Niederlage gegen Elversberg meinte Leitl, „der Druck sei für den ein oder anderen in dieser Phase zu hoch gewesen“. Ein bemerkenswerter Satz. Hertha hatte als eines der wenigen Teams nach den Tabellenplätzen neun und elf in den letzten Jahren offensiv das Ziel Aufstieg formuliert – was bei drei Jahren im Unterhaus, mit Reese im Team und einem Trainer, der seine Achse behalten konnte, durchaus berechtigt war.

Doch gerade mit Druck konnten die Hertha-Spieler bislang nicht umgehen – und das schon lange nicht mehr. Immer, wenn sich die Chance bot, ganz oben anzugreifen, versagten die Nerven.

Auf Besserung durch Neuzugänge darf man nicht hoffen. Sportdirektor Benjamin Weber (45) hat dies nochmals unmissverständlich klargestellt. Stattdessen baut man auf die Rückkehr der Verletzten, allen voran Paul Seguin (30). Diese Hoffnung hatte man bereits in der vergangenen Rückrunde – am Ende musste man jedoch einsehen, dass es nicht funktioniert. Nach der vierten Niederlage in Folge musste Cristian Fiél (45) seinen Posten räumen.

Dennoch wird aktuell keine Entlassung von Trainer Leitl gefordert. Er ist nicht die Hauptursache, steht aber zu Recht in der Kritik einiger Fans. Immerhin hörte er auf das Publikum und stellte Reese in der zweiten Halbzeit endlich auf den Flügel. Herthas Topspieler blieb jedoch wirkungslos und spätestens mit dem 0:2 war die Partie entschieden.

Ein Satz hat sich mir besonders eingeprägt, geäußert von einem langjährigen Leidensgenossen: „Das ist der Tiefpunkt seit ich Hertha-Fan bin.“ Frei nach dem Motto: „Schlimmer kann es eigentlich nicht mehr werden.“

Haben wir denn gar nichts daraus gelernt? Als hätte es die vergangenen sechs Jahre nie gegeben!