Ist es wirklich nur eine Kopfsache? Herthas Aufstiegschancen schwinden
Berlin - Keine schlüssige Erklärung lässt sich finden für die erschreckende Leistung gegen Elversberg, selbst drei Tage später nicht. Fast dieselbe Mannschaft, die eine Woche zuvor in Nürnberg überzeugend gewann (lediglich ohne Marten Winkler), hatte gegen den Underdog Elversberg keine Chance.
Und das gegen einen Gegner, der noch vor drei Jahren in der Regionalliga spielte. Ein solches Ergebnis entspricht keineswegs dem Anspruch von Hertha BSC.
Diese 1:4 Niederlage markiert bereits die dritte Heimspielpleite im vierten Match. Lediglich gegen Aufsteiger Regensburg kam ein mühsames 2:0 zustande – erzielt durch zwei Tore in den letzten Minuten. Die Ambition, eine Heimmacht zu werden, verpufft, und das Olympiastadion wird mehr zur Last als zum Vorteil. Mit solchen Leistungen ist an einen Aufstieg nicht zu denken!
Insbesondere fällt auf: Immer wenn Hertha in der Tabelle nach oben klettern könnte, folgt eine Enttäuschung. Diese Nervenschwäche zeigte sich bereits in der letzten Saison und setzt sich auch unter Trainer Cristian Fiél (44) fort.
"Vielleicht macht sich der ein oder andere im heimischen Stadion zu viel Druck. Es waren einfach zu viele Fehler", deutete der Hertha-Coach ein mentales Problem an.
Ähnliche Worte findet Kapitän Toni Leistner (34): "Es wiederholt sich wie letztes Jahr: Jedes Mal, wenn sich eine Gelegenheit bietet, nutzen wir sie nicht. Das ist meiner Meinung nach eindeutig eine Kopfsache, die uns zu viel Druck aufbürdet."
Hertha BSC lässt zu viele Gegentore zu
Nicht nur ein mentales Problem scheint vorzuliegen, die Mannschaft muss auch lernen, unter Druck zu bestehen. Doch gibt es genug andere Baustellen.
Zuerst muss Hertha BSC die Defensive stabilisieren. Die vielen einfachen Gegentreffer kosteten unter Pal Dardai (48) bereits viele Punkte, und eine Verbesserung ist nicht in Sicht. Zwölf Gegentore nach nur sieben Spielen sprechen eine deutliche Sprache.
"Jeder Ballverlust führte nahezu zu einem Feuerwerk. Unsere Defensivarbeit bei Gegentoren – das ist nicht hinnehmbar und wird auf diesem Niveau bestraft", kritisierte Fiél das Abwehrverhalten.
Dazu kommt die anhaltende Schwäche bei Standardsituationen. Vor dem Debakel gegen Elversberg entstanden allein vier der acht kassierten Treffer nach Freistößen oder Eckbällen. Gleichzeitig bleiben die eigenen Standards ohne Wirkung.
Obwohl Fiéls Spielidee erkennbar ist, mangelt es noch an Konstanz und Torgefahr. Luca Schuler (25) kann den Top-Torjäger Haris Tabakovic (30) nicht adäquat ersetzen.
Immerhin, im Vergleich zum Vorjahr steht Hertha BSC zu diesem Zeitpunkt mit einem Punkt mehr da. Doch mit einem aktuellen Punkteschnitt von 1,4 – derselbe wie in der letzten Saison – kann Hertha den Aufstieg vergessen. Es gilt nun, den Anschluss nicht zu verlieren, da bereits fünf Punkte auf Rang drei fehlen.