Trainereffekt überrascht Hertha: Alte Dame beschert neuem VfL-Trainer einen gelungenen Einstand
Bochum – Ein Gastspiel der Alten Dame in einer Stadt, die mitten in der Krise steckt, muss nicht zwangsläufig dramatisch verlaufen. Uwe Rösler dürfte sich am Samstagabend an der Castroper Straße in jedem Fall über den Auftritt seiner Hertha gefreut haben, denn die Berliner schenkten dem frisch gebackenen Trainer des VfL Bochum trotz eines späten Aufbäumens zum Debüt einen Sieg und wurden bei ihrer 2:3-Niederlage vom sogenannten Trainereffekt kalt erwischt.
Der frische Impuls auf der Trainerbank war dem Tabellenvorletzten der 2. Bundesliga im unter Flutlicht ausgetragenen Spitzenspiel sofort anzusehen – die katastrophale Bilanz von sieben Niederlagen in acht Saisonspielen jedoch nicht. Der VfL zeigte vom Anpfiff an vollen Einsatz und wurde früh belohnt.
Stürmer Hofmann sicherte den Ball in der Offensive und passte auf Holtmann auf der linken Seite. Dessen scharfe Flanke rutschte ausgerechnet Michal Karbownik, der gerade erst wieder fit geworden war, unglücklich vom Fuß, prallte von dort an die Unterkante der Latte und schließlich ins eigene Tor (13.).
Hertha schüttelte sich kurz und antwortete mit wütenden Angriffen. Fabi Reese hatte unmittelbar darauf die Chance zum Ausgleich, doch VfL-Keeper Timo Horn verhinderte das (16.). Das rächte sich später.
Rund 15 Minuten lang scheiterte die Alte Dame an den aufopferungsvoll kämpfenden Bochumern, ehe die Rösler-Elf erstmals konsequent umschaltete.
Reese verlor im Mittelfeld den Ball zu leicht, sodass gleich vier Hausherren auf Tjark Ernst zustürmen konnten. Letztlich ließ die Bayer-Leihgabe Francis Onyeka mit Toni Leistner noch die letzte Hertha-Defensiv-Bastion aussteigen und versenkte den Ball flach zum 2:0 (32.).
Nach der Halbzeitpause änderte sich wenig am Spielgeschehen. Stefan Leitls Mannschaft präsentierte sich oft als die spielbestimmende Mannschaft und erspielte sich mehrfach gute Gelegenheiten, doch Bochum blieb bissig, kampfstark und ließ nicht locker.
Diese Eigenschaften scheinen Rösler seiner Truppe von Anfang an eingetrichtert zu haben – und zahlten sich am Samstagabend aus. Typisch war ein Fehler von Leitwolf Leistner knapp eine Stunde nach Spielbeginn, der sich im Zweikampf gegen den bissigen Hofmann im Strafraum verschätzte. Der Angreifer setzte energisch nach, passte zu Onyeka, der nur noch zum 3:0 für die Gastgeber einschieben musste (60.).
Damit schien die Partie entschieden – doch die Berliner brachten trotz Rückstand viel Leidenschaft auf den Platz. Darüber hinaus sorgten die Einwechslungen von Diego Demme und Luca Schuler für neuen Schwung: Nach nur zwei Minuten auf dem Feld bediente Demme seinen Kapitän Reese, der wiederum Schuler in der Mitte fand – nur noch 1:3 aus Sicht der Hertha (72.).
Plötzlich war die Alte Dame wieder da! Weniger als zehn Minuten später ging Reese nach einem Schubser im Strafraum zu Boden, Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck zeigte auf den Elfmeterpunkt. Eine zumindest umstrittene Entscheidung, doch dem BSC-Spieler war das egal – er verwandelte selbst zum Anschluss (80.).
Die letzten Minuten entwickelten sich folgerichtig zu einem echten Thriller, in dem die Alte Dame mehrmals am Ausgleich schnupperte. Am Ende brachte Bochum den Vorsprung jedoch über die Zeit und sicherte sich den Dreier.
2. Bundesliga, 9. Spieltag
VfL Bochum – Hertha BSC 3:2 (2:0)
VfL Bochum: T. Horn – Morgalla, Masovic, Strompf, Wittek (90. Loosli) – Bero – Wätjen (78. Passlack), Francis Onyeka, Pannewig – Holtmann (76. Alfa-Ruprecht), P. Hofmann (90. Clairicia)
Hertha BSC: T. Ernst – Gechter, Leistner (90. Eitschberger), Marton Dardai, Karbownik – Seguin (70. Demme), Eichhorn (90. Kolbe) – Winkler, Thorsteinsson (70. Krattenmacher), Reese – Grönning (70. Schuler)
Schiedsrichter: Matthias Jöllenbeck (Freiburg im Breisgau)
Zuschauer: 25.800
Tore: 1:0 Karbownik (13./Eigentor), 2:0 Francis Onyeka (32.), 3:0 Francis Onyeka (60.), 3:1 Schuler (72.), 3:2 Reese (80./Foulelfmeter)
2. Bundesliga Tabelle
Die Tabelle der 2. Bundesliga hat folgende Bedeutung: Der Tabellenführer am Ende der Saison wird Meister der zweiten Liga und steigt direkt in die Bundesliga auf. Dies gilt ebenso für den Zweitplatzierten. Der Drittplatzierte bestreitet eine Relegation gegen den Drittletzten der Bundesliga, um den Verbleib bzw. Aufstieg in die höchste deutsche Spielklasse zu klären.