Ist Hertha jetzt auf dem richtigen Weg? „Genau so muss Fußball gespielt werden“
Berlin – Auch Trainer Stefan Leitl (48) war überrascht. Einen Expected-Goal-Wert von 4,8 hatte er bisher noch nie erlebt. Dass Hertha BSC Preußen Münster dennoch nur knapp mit 2:1 bezwingen konnte, verdeutlicht jedoch, dass die Berliner ihre Chancenverwertung noch verbessern müssen.
Am Samstag wurden zahlreiche klare Torchancen im Sekundentakt vergeben. Die Alte Dame hätte das Spiel mit einem dritten oder vierten Tor deutlich früher entscheiden müssen. Anders formuliert: „Wir haben selbst dafür gesorgt, dass es ein spannendes Spiel wurde“, kritisierte Leitl.
Aus seiner Sicht hatte das unkonzentrierte Auftreten vor dem Tor jedoch auch einen positiven Aspekt: „Vielleicht ist es gar nicht schlecht, dass es spannend blieb. Wenn wir deutlich höher gewonnen hätten, hätten einige wieder zu träumen begonnen. Deshalb bin ich froh, dass es nur 2:1 ausgegangen ist.“
Die bisherige Erfahrung zeigte oft: Auf Hoffnung folgte eine erneute Enttäuschung. Nach dem überraschenden 3:0-Sieg bei Hannover 96 glaubten alle, Hertha sei endlich in der Saison angekommen – doch dann kam die Niederlage gegen Paderborn (0:2).
Entsprechend vorsichtig gingen die Hertha-Anhänger in die Partie gegen Preußen. Die Erinnerung an das Pokal-Aus gegen Münster vor sechs Wochen war noch frisch. Doch Hertha scheint sich gefunden zu haben. Mit der Viererkette fühlen sich die Blau-Weißen deutlich sicherer und zeigten den von Leitl häufig erwähnten Zweitligafußball: Durch intensives Pressing, enorme Laufbereitschaft und viele Zweikämpfe machten die Berliner den Gästen das Leben schwer und ließen ihnen kaum Raum zur Entfaltung.
„Wir waren auf einem sehr hohen Energieniveau. Wir hatten uns vorgenommen, den Gegner heute im Zweikampf zu dominieren“, erklärte Fabian Reese (27). „Wir wollten sie heute vor heimischem Publikum richtig unter Druck setzen.“
Mit der bislang besten Leistung der Saison hat Hertha nicht nur den Heimfluch gebrochen, sondern mit drei Siegen aus vier Spielen auch ein deutliches Zeichen an die Konkurrenz gesendet: Der Hauptstadtklub ist endlich angekommen. „So musst du Fußball spielen, um in dieser Liga dauerhaft Erfolg zu haben“, betonte Leitl.
Auch Kapitän Reese stimmt dem zu: „Spielerisch war das ein klarer Fortschritt, vor allem vor heimischem Publikum“, sagte er. „Die Entwicklung stimmt, darauf lässt sich aufbauen.“
Allerdings ruft niemand jetzt schon die große Aufholjagd zum Aufstieg aus: „Wir sollten von Woche zu Woche denken, unsere Spiele gewinnen und so im März oder April in eine Position kommen, in der wir um etwas mitspielen können.“
Tabelle der 2. Bundesliga
Die Tabelle der 2. Bundesliga ist folgendermaßen zu verstehen: Wer am Saisonende den ersten Platz belegt, wird Zweitliga-Meister und steigt direkt in die 1. Bundesliga auf. Dasselbe gilt für den zweiten Rang. Der Drittplatzierte muss in der Relegation gegen den Drittletzten der Bundesliga antreten, um entweder aufzusteigen oder in der höchsten deutschen Spielklasse zu verbleiben.