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Schönredet sich der HSV den schlechten Saisonstart schön?

Hamburg – Mit nur einem Punkt und einem Torverhältnis von 0:7 hat der Hamburger SV einen äußerst bescheidenen Start in die Bundesliga hingelegt. Am Samstag um 15.30 Uhr steht das Kellerduell gegen den 1. FC Heidenheim an – Vorletzter gegen Letzter. Der Druck ist bereits jetzt deutlich spürbar, auch wenn man im Volkspark bemüht ist, den schwachen Saisonbeginn positiv darzustellen.

Die Verantwortlichen hatten insgeheim mit einigen Zählern gerechnet. Eine Niederlage gegen Bayern München (0:5) wurde einkalkuliert, doch gegen Gladbach (0:0) und St. Pauli (0:2) hatte man sich Punkte erhofft. Herausgekommen ist bislang jedoch nur ein einziger Zähler.

Weitaus beunruhigender ist jedoch die Art und Weise, wie die Rothosen zum Teil aufgetreten sind. Das torlose Remis in Gladbach konnte zunächst als Erfolg gewertet werden, doch die anschließend schwachen Leistungen der Fohlen schwächten diesen Eindruck deutlich ab.

Im Derby war der HSV nur zeitweise konkurrenzfähig, ansonsten wurden die Schwächen schonungslos offengelegt. Und beim Debakel gegen den FC Bayern war der Aufsteiger froh, dass der Rekordmeister in der zweiten Halbzeit deutlich Tempo herausnahm.

Trotz der enttäuschenden Bilanz sorgen Aussagen von Verantwortlichen und Spielern mitunter für Verwunderung. Schon nach dem knapp erkämpften Sieg im Pokal hatte Ransford Königsdörffer (23) erklärt: „In den kommenden Wochen sollte es nicht so schwer werden wie heute.“

Die Realität sieht jedoch anders aus. Gegen die Bayern war das Team schon nach einer halben Stunde de facto erledigt, als es den vierten Gegentreffer kassierte. Sowohl dort als auch in der Halbzeitpause wurde Klartext gesprochen. „In der zweiten Halbzeit waren wir aggressiver, kompakter, haben dem Gegner weniger Räume gelassen und konnten offensiv bessere Chancen kreieren“, erklärte Torwart Daniel Heuer Fernandes (32).

Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass die Bayern das Tempo drosselten, wie auch Trainer Merlin Polzin (34) zutreffend bemerkte: „Wir haben in der zweiten Hälfte ein anderes Gesicht gezeigt, obwohl der FC Bayern einen Gang zurückgeschaltet hat.“

Ein Blick auf die nackten Zahlen macht deutlich, dass der HSV in der Bundesliga noch nicht wirklich angekommen ist. Bereits vor der Saison wurde klar, dass das Team mit den Statistiken aus der 2. Liga im Oberhaus nicht mithalten kann und auf dem letzten Platz landen würde. Trotz des Umbruchs finden sich die Hamburger in vielen Ranglisten genau dort wieder, wo sie nicht stehen wollten – am Tabellenende.

Nach drei Spieltagen haben die Rothosen 345,2 Kilometer zurückgelegt und belegen damit Rang 15! Nur Bremen, Stuttgart und Heidenheim haben noch geringere Laufleistungen. St. Pauli als Viertplatzierter ist zum Beispiel schon etwa 20 Kilometer weiter gelaufen. Auch bei den Torschüssen (21) und dem Ballbesitz (44 Prozent) stehen die Hanseaten auf dem vorletzten Platz, nur Heidenheim rangiert noch schlechter.

Die Zahlen sind alarmierend, die Stimmung jedoch noch relativ entspannt. „Ich bin eigentlich zufrieden mit dem Start, weil wir in Gladbach gezeigt haben, was wir können“, äußerte sich Nicolai Remberg (25) kürzlich in der Sendung „At Broski“. „Gegen Pauli lief es nicht so gut, aber gegen Heidenheim wird es definitiv besser.“

Bisher steht noch keiner der Verantwortlichen wirklich in der Kritik, Sportdirektor Stefan Kuntz (63) hat Trainer Polzin sogar den Rücken gestärkt.

„Geduld bedeutet nicht, dass wir nur bis nächste Woche warten. Wir brauchen Geduld bis April oder Mai“, sagte er nach der Bayern-Niederlage bei Sky. Hoffentlich ist es dann nicht bereits zu spät.