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Aufruhr, Erwartung und Schauspiel: So entstehen die Aufstiegsprobleme bei Dynamo

Dresden – Fans des HSV kennen das Phänomen nur zu gut: In der Vorbereitungsphase führt der Aufstieg fast ausschließlich über die Spielweise der Rothosen. Jahr für Jahr starten die Hamburger in der 2. Bundesliga stark in der Hinrunde, nur um im Winter und Frühling den Vorsprung wieder zu verspielen – ein Muster, das sich seit sieben Jahren wiederholt. Auch die Anhänger des Traditionsklubs Dynamo Dresden müssen mit ähnlichen Herausforderungen kämpfen, denn selbst etablierte Vereine haben Schwierigkeiten, wieder aufzusteigen.

Die Ursachen sind vielfältig: Manche Probleme liegen im eigenen Haus, andere rühren von außen her – und einige stehen im direkten Zusammenhang mit dem Namen Dynamo Dresden. Diese unterschiedlichen Faktoren überlagern und beeinflussen sich gegenseitig.

Ein wesentlicher Kritikpunkt ist die mangelnde Kontinuität. Zählt man Übergangsbetreuer wie Heiko Scholz mit, hat die SGD in den vergangenen fünf Jahren bereits mit Markus Kauczinski, Alexander Schmidt, Guerino Capretti und Markus Anfang insgesamt fünf Trainer verloren – Thomas Stamm ist der sechste Vertreter. Das führt zu ständigen personellen Wechseln.

Aktuelle Beispiele aus der jüngeren Geschichte zeigen, dass Erfolg nur dann möglich ist, wenn man in Ruhe aufbaut und langfristig beständig bleibt – wie es etwa bei Heidenheim, Kiel, Elversberg, Ulm, Münster und nun Cottbus der Fall ist. Es überrascht daher nicht: Nicht die etablierten Namen im deutschen Fußball siegen, sondern oft Mannschaften aus der Provinz, in denen der Leistungsdruck weniger akut ist.

Jeder Trainer bei Dynamo – beziehungsweise hatte seine eigene Spielideologie. Daraus entsteht ein weiteres Problem, denn eine individuell entwickelte Spielweise braucht Zeit, um sich zu bewähren, und bislang hat niemand einen alternativen Ansatz zur Lösung gefunden. Außerdem zeigt sich wenig Bereitschaft, sich langfristig auf den Drittliga-Fußball einzustellen.

Dynamo Dresden: Mitunter gerät das Wesentliche aus dem Blick

Die 3. Liga ist nichts für anspruchsvolle Taktiker und Kunstgriffe. Klarheit, Spielfreude, Biss, Wille und Kampfgeist bilden die Grundvoraussetzungen. Kraft, Intensität und Disziplin sind dabei wichtiger als ein sich radikal verändernder Sechser oder ein weit zurückgezogener Verteidiger.

Oft vernachlässigen die Dresdner diese fundamentalen Prinzipien, sobald sie fußballerisch an ihre Grenzen stoßen. Daher überrascht es nicht, dass Dynamo beim VfB Stuttgart II erst dann an Intensität gewann, als radikale Mittel ergriffen wurden. In dieser Liga führt reines Schönheitsspiel selten zum Erfolg – der Kampf muss stets im Vordergrund stehen.

Hinzu kommt, dass Dynamo von den Gegnern oftmals als das Maß aller Dinge in der Liga angesehen wird. Siege gegen Dresden werten das eigene Renommee fast doppelt auf, besonders in Sachsen. Mit rund 30.000 Zuschauern und einer imposanten Spielkulisse erleben viele Drittliga-Teams einen solchen Rahmen lediglich einmal im Jahr – und in diesem Spiel scheuen sie keine Mühen, über sich hinauszuwachsen.

Hätte Großaspach nicht mit 5000 SGD-Anhängern unterstützt, wäre Stuttgart – mit durchschnittlich 2150 Heimfans in Dresden – vermutlich anders aufgetreten. Trainer Markus Fiedler, der bereits den siebten Übungsleiter eines Gastteams stellte, äußerte sich nach dem Spiel gegen die Schwarz-Gelben von der besten Saisonleistung – ein wirklich bemerkenswertes Statement!

Spieler und Trainer verlassen Dynamo Dresden und wirken danach wie befreit

Ein weiterer Aspekt ist die konstante Unruhe, die in großen Vereinen zu herrschen scheint. Es scheint immer etwas los zu sein, was die Akteure von ihrem Fokus auf den Fußball ablenkt. Die Spieler können sich selten ausschließlich auf den Sport konzentrieren, da ständig andere Themen im Raum stehen.

Der allgegenwärtige Druck – sei es der Anspruch, immer zu gewinnen, oder der Druck von Seiten der Fans und Verantwortlichen, wenn es nicht gleich rund läuft – kann lähmend wirken. Besonders in Dresden ist mentale Stärke gefordert, um all diesen Belastungen standzuhalten.

Wer den Klub verlässt und es schafft, mit Dynamo „davonzukommen“, für den sind danach alle Türen offen. So spielt beispielsweise Markus Anfang plötzlich gemeinsam mit Kaiserslautern um den Bundesliga-Aufstieg, während Tom Zimmerschied, Oliver Batista Meier, Kevin Ehlers und Luca Herrmann sich in der 2. Liga als Stammspieler etablieren – Paul Will war es, bis ihn eine Knieverletzung aus der Bahn warf, und Phil Harres konnte sich sogar in der Bundesliga behaupten.

Es ist erstaunlich, wie befreit alle wirken, nachdem sie Dynamo den Rücken gekehrt haben – ein Phänomen, das auch der HSV nur zu gut zu kennen scheint.

Tabelle 3. Liga

Die Struktur der 3. Liga bedeutet, dass der Klub, der am Saisonende den ersten Platz belegt, den Meistertitel holt und direkt in die 2. Liga aufsteigt. Der Zweitplatzierte folgt diesem Modell ebenfalls und steigt direkt auf. Der Drittplatzierte muss in einem Relegationsspiel gegen den drittletzten Verein der 2. Bundesliga antreten, um seinen Verbleib in der Liga oder den Aufstieg zu sichern.