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Ist der Protest überholt? Englische Frauen-Nationalmannschaft lässt besondere Geste heute weg

Genf (Schweiz) – Fast fünf Jahre lang knieten die "Lionesses" vor jedem Spiel anlässlich eines Statements gegen Rassismus. Nun ist damit Schluss: Beim Halbfinale der EM 2025 verzichten die englischen Fußballerinnen auf diese symbolische Handlung – und sorgen damit für Aufsehen.

Das Wichtigste in Kürze

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Kürzlich machte die englische Verteidigerin Jess Carter (27) rassistische Angriffe und beleidigende Kommentare im Internet öffentlich. In der Folge kündigte der Verband an, künftig auf den traditionellen Kniefall zu verzichten.

„Es ist klar, dass wir und der Fußball neue Wege finden müssen, um Rassismus effektiv zu bekämpfen“, erklärte der aktuelle Europameister in einer offiziellen Stellungnahme.

Bei der Pressekonferenz vor dem Halbfinalspiel gegen Italien (Dienstag, 21 Uhr) betonte Carters Teamkollegin Lucy Bronze (33), dass diese Entscheidung als „Initiative des gesamten Teams“ entstand.

„Ist die Botschaft noch genauso kraftvoll wie früher? Wird sie überhaupt wahrgenommen? Für uns fühlt es sich nicht mehr so an, wenn Spielerinnen bei den wichtigsten Turnieren ihres Lebens weiterhin mit solchen Vorfällen konfrontiert werden“, erläuterte die 33-Jährige die Hintergründe.

Nicht überall stieß der Schritt auf Verständnis: „Ich sehe keinen Zusammenhang“, äußerte etwa Piara Powar, Geschäftsführer der Anti-Diskriminierungs-Organisation „Fare“, gegenüber der BBC. Es handele sich um eine bedeutende Geste – und genau solche seien derzeit dringend notwendig.

Unterdessen verteidigten die Gruppen „Kick it Out“ und „The Three Hijabis“ die Entscheidung. Das Knien sei vor allem in der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung tief verwurzelt, werde jedoch heutzutage häufig mit „Woke-Kultur“ gleichgesetzt und habe dadurch an Wirkung verloren.

„Wir hatten das Gefühl, dass der Kniefall zu repetitiv geworden ist und nicht mehr die gewünschte Wirkung erzielte“, bestätigte auch Bayern-Profi Georgia Stanway (26) im Interview mit dem Independent.

Stattdessen müsse mehr unternommen werden – sowohl von Seiten der sozialen Netzwerke als auch im realen Leben.

Die englische Premier League teilt offenbar eine ähnliche Sichtweise. Laut einem Bericht des Guardian plant die Liga, vor Beginn der neuen Saison mit Kapitänen und Kapitäninnen Gespräche zu führen, um über einen möglichen Verzicht auf die Geste zu beraten.