Nach dem Triumph im Pokal: Die Diskussion um das Spielsystem bei St. Pauli
Deutlich zu erkennen war, dass der FC St. Pauli unter dem neuen Coach Alexander Blessin (51) im DFB-Pokal gegen den Halleschen FC (3:2 n.V.) erhebliche Anpassungsschwierigkeiten hatte. Gegen internationale Mannschaften schien die Umstellung zuvor erfolgreich.Woche für Woche und je nach Gegner schien sich das neue System mehr einzuspielen. Anstelle eines Ballbesitzfußballs, wie ihn Fabian Hürzeler (31) bevorzugte, setzten die Spieler nun auf ein schnelles Umschaltspiel, wie es auch in der Bundesliga üblich ist.
Ein Team aus der Regionalliga stellte nun jedoch ein unerwartet großes Problem dar. Im Gegensatz zu den Freundschaftsspielen hatte St. Pauli plötzlich wieder mehr Ballbesitz, wusste jedoch, besonders in der ersten Halbzeit, damit kaum etwas anzufangen. In der Offensive blieb das Team, abgesehen von der Anfangsphase, weitestgehend ungefährlich.
Trotzdem vertraute Blessin lange auf seine Methode und nahm zur Halbzeit nur geringfügige Anpassungen vor. "Ich werfe nicht alles über Bord, nur weil es einmal schwierig wird", gab er sich nach dem Spiel entspannt. "Die Fehlerquellen waren mir klar. Diese haben wir in der Halbzeit besprochen."
Dabei ging es hauptsächlich um das unzureichende Gegenpressing und die unpräzisen Angriffsversuche, wie auch der Stürmer Johannes Eggestein (25) bemerkte: "Im Zwischenraum haben wir nicht die passenden Lösungen gefunden."
St. Pauli agierte träge, schob zu langsam um und hatte nach Aussage seines Trainers "Probleme beim Balltransport".
Einwechselspieler und die Rückkehr zum "alten" System bescheren St. Pauli den Erfolg
Kurz nach der Halbzeitpause sah es kurzzeitig besser aus. Eggestein traf nach einem schnellen Vorstoß zum Ausgleich. Doch schnell verfiel die Mannschaft erneut in alte Verhaltensmuster, sodass Halle wieder in Führung ging.
In der 71. Minute, etwa zehn Minuten nach dem zweiten Gegentor, sah sich Blessin gezwungen, Veränderungen vorzunehmen. Er brachte Elias Saad (24) und Oladapo Afolayan (26) ins Spiel und wechselte zurück zum vertrauten 3-4-3 System. "Sie sind sehr wichtige Spieler", hob der 51-Jährige hervor. Und das bewiesen die beiden auch sofort.
Wie in alten Zeiten der Zweiten Liga spielten sich die beiden durch die Verteidigungslinien des Gegners. "Das hat uns die Möglichkeit gegeben, mehr Eins-gegen-Eins-Situationen auf den Flügeln zu schaffen, was uns zuvor fehlte. Nach der Umstellung klappte es besser", erklärte Adam Dzwigala (28), der in den letzten Minuten als zweiter Stürmer agierte und den späten Ausgleich zum 2:2 erzielte.
Der Sieg in der Nachspielzeit und die Rückkehr zum "alten" System deuten jedoch darauf hin, dass es noch etwas Zeit brauchen wird, bis die Spieler die Anforderungen ihres neuen Trainers vollständig umsetzen können.
"Es ist ein neuer Fußballstil, den wir erst gemeinsam entwickeln müssen. Ereignisse wie heute helfen uns, schneller zu lernen", erklärte Hauke Wahl (30). Andererseits könnte die dadurch gewonnene Flexibilität auch zum Vorteil gereichen.