FC St. Pauli gründet Genossenschaft mit dem Ziel, 30 Millionen Euro zu sammeln
Hamburg - Der FC St. Pauli begibt sich auf einen in der deutschen Profifußball-Landschaft einzigartigen Finanzierungsweg. Zur Einweihung dieses Genossenschaftsprojekts, unter Anwesenheit von unter anderem Hamburgs Erstem Bürgermeister Peter Tschentscher (58, SPD), eröffnete der Fußball-Bundesliga-Aufsteiger offiziell sein neues Genossenschaftsmodell.
"Die Mitbestimmung ist ein Kernwert für Sankt Pauli", erklärte Clubpräsident Oke Göttlich im Ballsaal der Südtribüne des Millerntor-Stadions und ergänzte: "Wir wollen gemeinsam Geschichte schreiben." Tschentscher lobte das Modell als "brillante, offensichtliche Idee", die perfekt zum FC St. Pauli passe.
Die Zeichnungsfrist für die Genossenschaftsanteile startet am Sonntag um 10 Uhr. Die vom Club ins Leben gerufene Genossenschaft "Football Cooperative Sankt Pauli" (FCSP eG) plant, die Mehrheit an der Stadiongesellschaft zu erwerben, wodurch die Anteilseigner zu Miteigentümern des Millerntor-Stadions werden.
Ein Anteil kostet 850 Euro, inklusive einer Gebühr von 100 Euro. Der Verein verfolgt das ehrgeizige Ziel, 30 Millionen Euro zu generieren.
Eine solche Finanzierungsform wird als krisenfest und demokratisch bewertet. "Auch ohne diese Idee könnten wir agieren, sie verschafft uns jedoch mehr Spielraum", sagte Göttlich im Vorfeld des Bundesliga-Matches am Samstag (15.30 Uhr/Sky) gegen Bayern München. "Es soll etwas ins Rollen gebracht werden."
Schuldenabbau und Weiterentwicklung
Unabhängig von der Menge ihrer Anteile hat jedes Genossenschaftsmitglied genau eine Stimme. Dies stellt einen bedeutenden Unterschied zu anderen, im Profifußball üblichen Unternehmensformen wie AGs, GmbHs oder KGaAs dar.
Auch aus der Spielerriege des Clubs wurde Interesse an den Anteilen bekundet. Neben Trainer Alexander Blessin (51) kündigte Kapitän Jackson Irvine (31) in der "Süddeutschen Zeitung" an: "Ja, ich beginne mit einem Anteil, was mir ein Stimmrecht sichert. Das ist das Entscheidende. Alles Weitere wird sich zeigen."
Mit dem Verkauf der Anteile beabsichtigt der FC St. Pauli unter anderem, Kredite für das Stadion und Corona-bedingte Darlehen zurückzuzahlen. Des Weiteren sollen Investitionen in die Modernisierung des Stadions, in das Nachwuchsleistungszentrum und die Ausweitung der Trainingsanlagen an der Kollaustraße sowie in die Förderung der Frauenfußballabteilung fließen.
Die Rückzahlung der Schulden würde dem FC St. Pauli größere finanzielle Beweglichkeit verschaffen, die Notwendigkeit zur Kreditrückzahlung entfiele und günstigere Konditionen bei Banken könnten ausgehandelt werden.
Erstmeldung: 5.54 Uhr, aktualisiert um 20.58 Uhr.