FC St. Pauli setzt Stadionhymne aus – Die Hintergründe im Überblick
Hamburg – Es ist nun offiziell: Bei Heimspielen wird der FC St. Pauli vorläufig darauf verzichten, die Hymne "Das Herz von St. Pauli" zu spielen. Diese Entscheidung wurde am Freitag bekannt gegeben.
Präsident Oke Göttlich (49) betonte: "Uns ist bewusst, wie große emotionale Bedeutung dieses Lied für viele Menschen hat. Wir erkennen und respektieren die unterschiedlichen Standpunkte in dieser vielschichtigen Debatte."
Untersuchungen des St.-Pauli-Museums ergaben, dass der Texter Josef Ollig vermutlich als Kampfpilot und Kriegsberichterstatter für die NS-Propaganda tätig war. Ursprünglich wurde das Lied, das denselben Namen trägt, im im Jahr 1957 erschienenen Film von Hans Albers interpretiert. Bereits zuvor hatten Museumsexperten die Lebensgeschichte von Albers beleuchtet – jetzt wurde auch Ollig sowie der Komponist Michael Jary genauer unter die Lupe genommen.
Da weiterhin zahlreiche Unklarheiten hinsichtlich Olligs biografischer Hintergründe bestehen, fasste der Verein den Entschluss, das Lied vorerst aus seinem Programm zu streichen.
Die weitere Diskussion soll auf Basis einer wissenschaftlichen Untersuchung fortgeführt werden. "Wir möchten eine möglichst belastbare Grundlage schaffen und übereilte Schlüsse vermeiden, gleichzeitig aber auch nicht bloß den bisherigen Zustand beibehalten", so Göttlich.
Ablauf bei Heimspiel gegen den SC Freiburg noch offen
Sollte die Untersuchung abgeschlossen sein, ist beabsichtigt, die Diskussion auf einer fundierteren Basis fortzuführen. Zudem ist eine Veranstaltung geplant, bei der die gewonnenen Erkenntnisse vorgestellt werden und ein Raum für intensiven Austausch geschaffen werden soll. Eine abschließende Entscheidung wird erst danach getroffen.
Ursprünglich hatte die Hymne stets zur Gemeinschaft der Fans beigetragen. Doch nach Bekanntwerden von Olligs Vergangenheit kam es zu einer heftigen Debatte. "Wenn das Abspielen der Hymne zu Pfiffen und gegenseitigen Beleidigungen führt, ist das inakzeptabel", kommentierte Göttlich und stellte klar, dass dies niemandem dienlich sei.
Eine detaillierte Regelung für den Ablauf am Samstag vor dem Heimspiel gegen den SC Freiburg hat der Verein bislang nicht bekanntgegeben.