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Ein schwieriges Jahr in Lila – Welche Erkenntnisse zieht der FCE daraus?

Aue – Jetzt ist eine schonungslose Bestandsaufnahme notwendig, die auch unangenehm ist und von allen ehrlich vorgenommen werden muss. Kurz gesagt: Lernt der FC Erzgebirge aus einer enttäuschenden Saison mit schwacher Rückrunde, zahlreichen Verletzungen und der Niederlage im Sachsenpokal-Finale die richtigen Lehren?

Diese Frage richtet sich nicht an eine einzelne Person. Auch viele Anhänger, die in den sozialen Netzwerken ihren Frust geäußert haben, sind sich einig: Spieler, Trainer, Sportdirektor und Vorstand sind gleichermaßen gefordert, ihr Verhalten kritisch zu hinterfragen.

Zur Mannschaft: Eine neue Führungsstruktur im Team soll eingeführt werden. Mit Julian Günther-Schmidt (30) und Ryan Malone (32) wurden bereits zwei gestandene Führungsspieler verpflichtet.

Die Trennung von Pavel Dotchev (59) im späten Herbst ist ein Punkt, der immer wieder kritisch diskutiert wird. TAG24 befragte Sportchef Matthias Heidrich (47), ob er im Rückblick etwas anders gemacht hätte, etwa einen anderen Zeitpunkt für die Trennung bevorzugt hätte.

"Die Entscheidung zur Trennung war richtig, eigentlich wollten wir sie erst am Saisonende umsetzen. Dass es anders kam und wir früher handeln mussten, war bedauerlich", erklärt Heidrich.

Offen über die Dotchev-Ära zu sprechen, fällt Heidrich sichtbar schwer: "Ich möchte mich dazu eigentlich nicht mehr äußern, nur so viel: Wir sind Pavel dankbar, dass er 2022/23 dafür gesorgt hat, dass wir überhaupt noch in der 3. Liga vertreten sind. Der Rest gehört der Vergangenheit an."

Was die Ursachen für die Trennung betrifft, hört man hinter vorgehaltener Hand, Dotchev habe eine Stammelf bevorzugt und andere Spieler vernachlässigt. Fakt ist, dass beispielsweise Jonah Fabisch (23) erst unter Jens Härtel (55) seine Chancen bekam.

Tim Hoffmann (20) hingegen hatte auch unter Härtel keinen festen Platz. Sean Seitz (23) und Omar Sijaric (23) konnten in der Rückrunde ebenfalls keine Fortschritte erzielen.

Auf die Frage, ob es sinnvoll war, Jens Härtel mit einem Kader, der auf Dotchevs ballbesitzorientierter Spielweise aufgebaut war, in die Rückrunde zu schicken, anstatt den Konflikt mit Dotchev auszutragen, antwortet Heidrich eindeutig: "Ja! Es bringt wenig, darüber zu spekulieren, wie wir mit den vielen Verletzungen umgegangen wären, wenn Pavel Dotchev noch Trainer gewesen wäre. Gleichzeitig weiß keiner, wie die Rückrunde ohne die zahlreichen Ausfälle gelaufen wäre."

Damit sind wir auch beim letzten Punkt, der Verletzungsproblematik. Unter Härtel wurde die Trainingsintensität erhöht – auch wenn Aue in der Vorsaison unter Dotchev einzelne Spiele erst spät für sich entscheiden konnte und die Trainingsbelastung kein Thema war.

Zugleich nahm die Zahl der Verletzungen und Erkrankungen in der Rückrunde stark zu. Wird die Belastungssteuerung und Regeneration noch einmal überprüft? Heidrich dazu: "Wenn, sagen wir mal, 19 oder 20 Spieler als tragende Säulen funktionieren und dann einer nach dem anderen ausfällt, steigt die Belastung für die übrigen automatisch – und das hat zwangsläufig Folgen."