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Mit "Stasi F.C." auf eine fußballhistorische Reise – Warum dieser Film ein Muss ist

Dresden – Es dreht sich hier nicht allein um Fußball, und genau das macht "Stasi F.C." zu einem sehenswerten Streifen. Der Film liefert ein eindrucksvolles Lehrbeispiel deutscher Geschichte, das sich jeder Schüler einmal ansehen sollte. In knapp 95 Minuten wird der Zeitgeist rund um den berüchtigtsten Fußballverein der DDR, den BFC Dynamo, lebhaft dargestellt. Ralf Minge, einstiges Dynamo-Idol, äußerte seine Eindrücke am vergangenen Freitag im Cineplex Kristallpalast.

Die Schwarz-Gelben dominierten in den 1970er Jahren das DDR-Fußballgeschehen und holten gleich dreimal hintereinander die Meisterschaft. "Dann kam Erich Mielke in unsere Umkleidekabine und erklärte, unsere Erfolge seien abgehakt – nun sei der BFC an der Reihe. Von diesem Moment an wusste ich, dass wir keinen Titel mehr gewinnen würden", erinnerte sich einer der Protagonisten, Gerd Weber.

Weber, eine zentrale Figur des Films, berichtet unter Tränen von jenem Schicksalstag: Am 24. Januar 1981 wurden er, Peter Kotte und Matthias Müller, kurz vor dem Abflug der Nationalmannschaft nach Südamerika unter Verdacht des Landesverrats abgeführt und nach Dresden gebracht. Interessanterweise ging der Film an dieser Stelle nicht darauf ein, dass Weber selbst über Jahre hinweg als inoffizieller Mitarbeiter (IM) der Stasi tätig war. Erich Mielke, der Chef des Ministeriums für Staatssicherheit, war zudem ein leidenschaftlicher Anhänger des BFC.

Unter seiner Schirmherrschaft erlangte der Verein von 1979 bis 1988 gleich zehn Meistertitel. Der Film beleuchtet diese Ära, in der nationale und innerdeutsche Ereignisse ebenso miteinander verflochten waren wie Titel und Vereinsgeschichte. Der BFC erhielt stets, was er benötigte – so waren beispielsweise Talente jederzeit verfügbar. Ein Ex-Trainer aus der Region Aue, Falko Götz, zählt zu den daraus hervorgegangenen Spielern. Damals wurden vielversprechende Talente in den Verein "delegiert", anstatt wie heute abgeworben zu werden.

"Sollte es einen Spieler geben, den Mielke besonders im Auge hatte, hieß es zu dem Jungen: 'Nach dem Sommer wirst du für den BFC spielen, und wenn du das nicht erfüllst, ist damit deine Karriere im Leistungssport beendet'", berichtet der gebürtige Vogtländer.

Der besagte junge Akteur zählte zu den bevorzugten Athleten Mielkes – bis er am 3. November 1983 zusammen mit seinem Teamkollegen Dirk Schlegel während eines Europapokalspiels gegen Partizan Belgrad das Weite suchte. Ab diesem Moment galt er als Vaterlandsverräter.

Auch zahlreiche DDR-Schiedsrichter waren in die gezielte Begünstigung des BFC involviert. "Ehrlich gesagt war ich beschämt von dem, was auf dem Spielfeld geschah. Kein anderer Verein konnte auf solch unsaubere Weise gewinnen", gesteht Götz.

Dies trug auch dazu bei, dass Berlin national zwar Spitzenleistungen erbrachte, aber international weniger überzeugen konnte: "Ich hatte Mannschaftskameraden, die bereits mit 23 Jahren 50 Länderspiele für die DDR absolvierten, aber wir kämpften uns kaum über die erste Runde im Europapokal hinaus", so Götz.

Zumindest überlebte er die gefürchtete Republikflucht – was nicht jedem vergönnt war. Lutz Eigendorf etwa, einst Mielkes Lieblingsspieler, floh 1979 und fand zwei Jahre später bei einem Autounfall tragisch sein Ende.

"Ich werde niemals mit absoluter Sicherheit sagen können, was wirklich geschehen ist, da vieles Raum für Spekulationen lässt. Aber es steht außer Zweifel, dass die Stasi zu solchen Machenschaften fähig war", bemerkt Götz im Film. Ralf Minge hätte in den 1980er Jahren problemlos in der Bundesliga spielen können, betont aber: "An Flucht habe ich nie gedacht – meine Familie war mir einfach zu wichtig." Gleichzeitig ahnte er, dass auch er vom Staat überwacht wurde; nach dem Fall der Mauer fand er Gewissheit darüber.

Auf die Frage, ob er wisse, wie viele ihn bespitzelt haben, stockte er kurz, bevor er antwortete: "26!" Schon allein dieser Moment sei für ihn eine schwere Last gewesen. Auch Götz musste sich einer umfangreichen Akte aussetzen, denn selbst im Westen wurde er überwacht.

"Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich den Weg vom Stadion zu meinem Haus in Leverkusen zurücklegte und stets den langen Arm der Stasi spürte. Dieses Gefühl versetzte mich in Angst – und das galt nicht nur für mich", schloss er.