Frustration trotz Klassenerhalt: Eintracht-Profi kritisiert Fans, Kollegen und Verein scharf
Braunschweig – Nach insgesamt 210 nervenaufreibenden Minuten hat Eintracht Braunschweig die Relegation gegen den 1. FC Saarbrücken überstanden und darf auch in der kommenden Spielzeit in der 2. Bundesliga antreten. Für Innenverteidiger Sven Köhler (28) brachte das 2:2-Unentschieden am Dienstagabend jedoch nur kurz Erleichterung – danach übte er heftige Kritik an seinem Team, den Anhängern und dem Klub.
Alles Wichtige im Überblick
KI-basierte Zusammenfassung des Artikels
„Es ist fünf vor zwölf“, erklärte der 28-Jährige nach dem gesicherten Klassenerhalt unter anderem gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. „Der Verein muss endlich aufwachen!“
Seine Worte richteten sich vor allem auf die Rahmenbedingungen beim Bundesliga-Gründungsmitglied, bei denen ein Abstieg aus seiner Sicht nur eine Frage der Zeit sei.
So existiere der Kraftraum bereits seit einem Jahrzehnt in unveränderter Form, zudem könnten dort nur sechs Spieler gleichzeitig trainieren, was „nicht mehr für die 2. Liga ausreicht“. Gerade wenn finanziell nicht viel Spielraum besteht, müsse der Klub „überdurchschnittliche Leistungen bringen“ und „clevere Konzepte umsetzen“ – andernfalls seien Schwierigkeiten vorprogrammiert, führte Köhler aus.
Doch nicht nur die Infrastruktur bekam ihr Fett weg, auch Fans und Mitspieler kritisierte der Abwehrspieler scharf: „Ein derart negatives Umfeld habe ich selten erlebt. Das belastet auch die Spieler“, monierte der Innenverteidiger. „Der Fußball entwickelt sich weiter, da kann es einfach nicht sein, dass man nach sechs Minuten gegen Ulm ausgepfiffen wird.“
Die Stimmung innerhalb der Mannschaft sei zwar „top“, doch es mangele an individueller Qualität: „Es kann nicht sein, dass nur fünf oder sechs Spieler ständig den ganzen Laden am Laufen halten müssen. Da ist die Energie irgendwann komplett aufgebraucht, so wie jetzt. Ich bin total am Ende.“
In der Vorbereitung habe das Team unter dem früheren Trainer Daniel Scherning (41) noch einen spielerischen Plan verfolgt, doch nach der 1:5-Niederlage zum Saisonauftakt gegen Schalke sei dieser sofort verworfen worden.
„Wenn das Konzept nur einen Spieltag Bestand hat, dann knallt es und der Klub geht zugrunde – das darf nicht passieren“, brachte sich der Defensivspieler in Rage. „Grundsätzlich ist hier alles viel zu passiv. Man reagiert nur, statt selbst aktiv zu handeln.“
Köhler war im vergangenen Sommer vom dänischen Klub Odense BK nach Niedersachsen gewechselt, hat sich als Stammspieler etabliert – und möchte trotz seiner deutlichen Kritik an Eintracht Braunschweig weiterhin bleiben, wie er deutlich machte.
Ob Sport-Geschäftsführer Benjamin Kessel (37) diesen Wunsch teilt, wird sich in den kommenden Wochen zeigen. Der frühere Profi reagierte auf die scharfen Aussagen seines Spielers nämlich eher zurückhaltend.
„Wir müssen die Saison offen und ehrlich aufarbeiten. Alles muss auf den Tisch. Aber ich kann nicht morgen einen neuen Kraftraum bauen“, sagte der 37-Jährige.