Dynamo und Roter Stern teilen sich Hotel: Co-Trainer Scholz blickt zurück auf „turbulente Zeiten“
Windischgarsten (Österreich) – Am Samstag um 16 Uhr steht für Dynamo Dresden im Rahmen des Sommertrainingslagers das einzige Testspiel gegen die SV Oberbank Ried auf dem Programm. Dabei hätte es jedoch beinahe eine völlig andere Begegnung gegeben.
Denn gleichzeitig logiert auch Roter Stern Belgrad im selben Hotel wie Dynamo. Der serbische Erstligist hatte bei Dynamo angefragt, ob man Interesse an einem Testspiel hätte – die Verantwortlichen lehnten jedoch ab.
Die Partie hätte nur unter erheblichen Sicherheitsvorkehrungen durchgeführt werden können. Polizeipräsenz wäre erforderlich gewesen, zudem hätte aufgrund logistischer Gründe ein Umzug ins rund 90 Kilometer entfernte Linzer Stadion erfolgen müssen. Die Begegnung birgt aufgrund ihrer Geschichte eine besondere Brisanz.
Am 20. März 1991 wurde das Europapokalspiel zwischen Dynamo Dresden und Roter Stern Belgrad wegen schwerer Ausschreitungen von Zuschauern abgebrochen, woraufhin Dynamo für zwei Jahre vom Europapokal ausgeschlossen wurde – den Wettbewerb hatte das Team zu dem Zeitpunkt allerdings ohnehin verpasst.
„Für uns Spieler war das damals sehr belastend, zumal wir nicht alle Hintergründe kannten. Es war ohnehin eine bewegte Zeit im Osten, besonders im Zuge der Wende“, erinnert sich Heiko Scholz (59).
Der heutige Co-Trainer von Dynamo stand damals auf dem Spielfeld und passiert nun täglich den Mannschaftsbus der Serben. „Da kommen schon Erinnerungen hoch, aber seitdem ist viel Zeit vergangen. Das liegt mittlerweile 34 Jahre zurück.“
Dennoch ist „Scholle“ der letzte Spieler von damals, der weiterhin bei Dynamo im Trainerstab tätig ist.
„Da sieht man, wie sehr die Zeit vergeht“, scherzt der 59-Jährige. „Wo ist nur all die Zeit geblieben? Früher haben wir mit Dynamo noch im Europapokal gespielt. Nun bin ich seit zwölf Jahren für diesen Verein tätig – das ist schon etwas ganz Besonderes.“
Der Europapokal ist aktuell weit entfernt, im Fokus steht (immerhin wieder) die 2. Bundesliga – für Scholz ein großer Erfolg: „Man hat gesehen, welche Emotionen der Aufstieg bei uns ausgelöst hat und wie sehr Dresden das gebraucht hat. Unser Ziel muss es sein, mindestens vier bis fünf Jahre in der 2. Liga zu verbleiben, um Anschluss an höhere Ziele zu finden – das wäre quasi wie ein Europapokal!“