Inhaber mit Waffen-SS-Bezug: Dynamo-Kapitän Kutschke gründete Fitnesscenter gemeinsam mit Neonazis
Dresden – Stefan Kutschke (36) strahlt vor Begeisterung: Mitte Januar eröffnete er das "Home of Sports Elbflorenz", ein Fitnesscenter, das neben Kampfsportkursen auch Yogastunden anbietet. Kutschke zählt zu den drei Gesellschaftern seiner Firma und verkündet auf Instagram: "Hier werden Zusammenhalt und Werte nach wie vor großgeschrieben!" Doch ist sich der Kapitän von Dynamo Dresden überhaupt bewusst, welche Ideale und Zugehörigkeiten seine Mitunternehmer pflegen?
Hinter dem Fitnesscenter steckt die Firma "Dynamo Sports GmbH". Der Hauptinhaber ist ein leidenschaftlicher Dynamo-Anhänger: Holger Grundig (41) steht an der Spitze des "Forza Dynamo"-Vereins, der auch die Organisation der "Ultras Dynamo" (UD) unterstützt.
Die UD zeichnen sich durch eindrucksvolle Choreografien und ein lebendiges Fandasein aus – gleichwohl ist bekannt, dass vereinzelte Gruppen in diesem Umfeld auch für randständige Ausschreitungen verantwortlich sind.
Bleibende Erinnerungen an die Ausschreitungen im Mai 2021 vor dem Harbig-Stadion, bei denen 185 Polizisten verletzt wurden, oder an den markanten "Krieg dem DFB"-Aufmarsch in Tarnung in Karlsruhe 2018, zeugen davon.
Der dritte Gesellschafter neben Grundig und Kutschke ist Dennis R. (27). Der Dresdner, der als Boxer im "Boxclub Chemnitz 94" aktiv ist, wird zudem als Sympathisant der Waffen-SS gehandelt.
An dem Fitnesscenter Home of Sports Elbflorenz von Stefan Kutschke sind mehrere Neonazis beteiligt
Stark überraschend: Jährlich pilgern Tausende Neonazis nach Ungarn, um beim sogenannten "Ausbruch 60" den gescheiterten Ausbruch der Waffen-SS im Februar 1945 – die sogenannte "Schlacht um Budapest" – nachzustellen. Am Rande dieses Ereignisses begehen sie in Budapest zudem jährlich den "Day of Honour", einen Gedenktag zu Ehren früherer Kriegsverbrecher.
Berichten zufolge war R. mehrfach bei diesen "Ausbrüchen 60" anwesend. Wie sein inzwischen gelöschtes Instagram-Profil belegt, hielt sich Rohner am Tag des "Day of Honour" 2018 in Budapest auf.
Nach Angaben des Recherchenetzwerks "Naziwatch Dresden" gehören weitere Neonazis zu den vermeintlich gemeinschafts- und werteorientierten Mitgliedern des "Home of Sports Elbflorenz". So soll unter anderem Ferenc A. (38) aus dem Kreis der "Army of Dresden-West" dazu zählen.
Ferenc A. nahm nachweislich am "Ausbruch 60" teil und war Berichten zufolge auch bei dem rechtsextremen Großevent "Ring der Nibelungen" 2018 zugegen.
Dynamo Dresden und Stefan Kutschke beziehen klar Stellung gegen rechtsextremes Gedankengut
Wie reagiert Dynamo Dresden darauf, dass gerade der Kapitän, der den Verein verkörpert, in ein Unternehmen mit neonazistischen Verbindungen involviert ist? Verein und Spieler betonen unmissverständlich ihre Distanz zu jeglichen rechtsextremen Ideologien.
"Wir waren über Stefans Pläne, sich an der Eröffnung des Fitnesscenters zu beteiligen, informiert – einen Background-Check der beteiligten Personen haben wir jedoch nicht durchgeführt", erklärte Kommunikationsgeschäftsführer David Fischer.
"Fremdenfeindlichkeit und Rassismus haben bei der SGD absolut keinen Platz. Diese Werte teilt auch Stefan Kutschke, der seiner Vergangenheit in dieser Hinsicht keinerlei Verfehlungen nachweisen muss", so Fischer weiter.
Auch Stefan Kutschke selbst räumte öffentlich ein, dass er sich nach Kenntnis der Hintergründe mit seinem jüngst initiierten Projekt nicht länger identifizieren könne: "Vor dem Hintergrund der neu gewonnenen Erkenntnisse kann und will ich mich mit diesem Projekt nicht weiter in Verbindung bringen. Als Mensch, Spieler und Kapitän stehe ich für die Werte von Dynamo Dresden und möchte diese auch zukünftig verkörpern. Es war niemals meine Absicht, den Verein oder Einzelpersonen in Verruf zu bringen."
Am vergangenen Freitag war der 36-Jährige noch beim Abschlusstraining anwesend und stieg danach in den Mannschaftsbus nach Großaspach, wo am kommenden Samstag das 3.-Liga-Spiel gegen den VfB Stuttgart II ansteht.
Erstmeldung um 13:35 Uhr, aktualisiert um 14:10 Uhr.