Aluminium-Glückslos gegen Spanien: Überlegene DFB-Frauen vergeben Sieg
Von David Joram und Ulrike John,
Kaiserslautern – Latten- und Pfostentreffer sowie eine ordentliche Portion Pech verhinderten den Sieg der deutschen Fußballnationalmannschaft der Frauen im Hinspiel des Nations-League-Finales gegen Spanien. Trotz einer starken Leistung endete die Partie vor 40.159 Zuschauern in Kaiserslautern torlos (0:0). Dadurch verpasste das DFB-Team eine bessere Ausgangslage für das Rückspiel am kommenden Dienstag (18:30 Uhr/ARD) in Madrid. Dort steht für Bundestrainer Christian Wücks Mannschaft die Chance auf den ersten Titel seit dem Olympiasieg 2016 auf dem Spiel.
Im Vergleich zum Halbfinal-Rückspiel gegen Frankreich (2:2) nahm Wück drei Veränderungen in der Startelf vor.
Ann-Katrin Berger, die erst am Mittwoch nach mehreren Flugverspätungen aus den USA eintraf, kehrte für Stina Johannes ins Tor zurück. Außerdem rückten Selina Cerci für die verletzte Carlotta Wamser (Schleimbeutelreizung am Knie) und Rebecca Knaak, EM-Innenverteidigerin, für die kurzfristig ausgefallene Camilla Küver (muskuläre Probleme) in die Anfangsformation.
„Wir wollen bei Ballgewinn direkt umschalten und schnell in Tornähe kommen. Dabei soll vor dem Tor die Effektivität stimmen“, hatte Wück vor der Begegnung im ZDF erklärt.
Diese Umschaltmomente waren in der ersten Hälfte vorhanden und es ergaben sich zahlreiche Chancen – sogar mehr als erwartet gegen die vergleichsweise unaufgeregte Weltmeister-Elf. Allerdings vergaben die DFB-Frauen eine Top-Gelegenheit nach der anderen.
Vor allem ab der 20. Minute bestimmte die Heimmannschaft das Geschehen klar, spielte mit Tempo und Power in Richtung der freien Westtribüne. Doch auch die besten Möglichkeiten fanden nicht den Weg ins Tor, wobei Flügelflitzerin Klara Bühl besonders vom Pech verfolgt war: Mal rutschte sie aus, mal wurde ihr Schuss geblockt, und nicht selten stand Spaniens beste Spielerin, Torhüterin Cata Coll, im Weg.
Linksverteidigerin Franziska Kett scheiterte ebenfalls an der starken Fußabwehr der spanischen Schlussfrau, als sie allein auf Coll zustürmte. Und als Coll bei einem flachen Schuss von Jule Brand, die aus der Pfalz stammt, einmal geschlagen war, klärte Innenverteidigerin Irene Paredes kurz vor der Torlinie.
Ein Kopfball-Bogenlampe von Cerci nach Eckball landete bei Coll, die den Ball auf Paredes’ Kopf abwehrte, von wo er knapp am Tor vorbeiging.
In der Defensive zeigten sich die Spanierinnen überraschend anfällig, während sie offensiv kaum Ideen entwickelten. Die Titelverteidigerinnen wirkten phasenweise, als hätten sie entfernte Verwandte den Betzenberg hinaufgeschickt: uninspiriert, umständlich und unaufmerksam.
Die von vielen hochgelobte Balltechnik war für die Zuschauer in der Pfalz kaum zu erkennen, ebenso wenig wie die körperlich präsenten Weltfußballerinnen Aitana Bonmatí und Alexia Putellas.
Zur Halbzeit wurden die deutschen Spielerinnen bei kalten Temperaturen mit warmem Applaus empfangen. Nach dem Seitenwechsel hatten sie zunächst Glück, dass Esther González nur den Außenpfosten traf.
Rund eine Stunde nach Anpfiff übernahm Deutschland erneut die Kontrolle, ohne jedoch wirklich hochkarätige Chancen zu kreieren.
Für Erstaunen sorgte Torhüterin Berger mit einem riskanten Querpass durch den eigenen Strafraum, der beinahe von González abgefangen worden wäre.
Für neuen offensiven Schwung sollten auf deutscher Seite Alara Sehitler und Debütantin Shekiera Martinez von West Ham United sorgen, die für Cerci beziehungsweise Nicole Anyomi eingewechselt wurden. In der Statistik der Pfostenschüsse sorgte die unermüdliche Bühl mit einem Flachschuss für den Ausgleich, während eine Halbflanke von Brand nur knapp über die Latte strich.
So bleibt dem Team erst einmal nichts anderes übrig, als bis Dienstag zu warten, um sich für das Halbfinal-Aus bei der EM in der Schweiz erfolgreich zu revanchieren.