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Derby-Schiedsrichter gibt Fehler zu: „War mir sicher“

Hamburg – Wenn ein Schiedsrichter während eines Fußballspiels in den Vordergrund rückt, ist das meistens kein positives Zeichen. Beim 2:0-Erfolg des FC St. Pauli im Hamburger Stadtderby gegen den HSV hatten die Entscheidungen von Christian Dingert (45) jedoch keinen Einfluss auf das Endergebnis. Am Ende räumte er sogar eine Fehlentscheidung offen ein.

Kurzzusammenfassung

KI-basierte Zusammenfassung des Berichts

Die erste strittige Szene trat auf, als der 45-Jährige nach einem langen Ball ein Offensivfoul von Andréas Hountondji ahndete. Im Gegensatz zu seinem Gegenspieler Jordan Torunarigha (28) blieb dieser im Zweikampf stabil und spielte vor dem Tor quer auf Mathias Pereira Lage (28). Das hätte nach 25 Minuten das 2:0 bedeuten können, doch Dingert hatte bereits abgepfiffen – sodass der VAR nicht mehr eingreifen durfte.

„Wir müssen den VAR auch richtig einsetzen“, zeigte sich Alexander Blessin (52) nach der Partie verärgert, nachdem er während des Spiels wütend aufgesprungen war. „Wir haben gewonnen, aber bei einem Unentschieden oder einer Niederlage sähe meine Stimmung jetzt anders aus.“

Nach eingehender Analyse der Bilder gestand Dingert seinen Fehler ein: „Ich war fest davon überzeugt, dass kurz vorher ein Stürmerfoul vorlag. Deshalb habe ich die Entscheidung aus einer guten Position sofort getroffen“, erklärte er. „Beim nochmaligen Anschauen der Aufnahmen wäre es besser gewesen, das Spiel weiterlaufen zu lassen. Es ist kein eindeutiges Foul, sondern ein normaler Zweikampf.“

Das Eingeständnis half St. Pauli zwar nicht weiter, hatte jedoch glücklicherweise keine Folgen für das Ergebnis. Nach dem Abpfiff gab es ein klärendes Gespräch. „Der Schiedsrichter gab zu, dass es besser gewesen wäre, die Szene erst einmal laufen zu lassen“, berichtete Blessin und fügte hinzu: „Soll ich jetzt noch weiter darauf herumreiten? Er hat seinen Fehler eingestanden, das ist in Ordnung. Es war kein Kontakt von Andréas zu sehen, er stand mit dem Körper bereits vor Torunarigha und in einer besseren Position.“

Auf der anderen Seite äußerte sich Dingert auch zur aberkannten HSV-Führung direkt nach der Halbzeitpause. Ransford-Yeboah Königsdörffer (23) stand dabei minimal im Abseits, oder wie Merlin Polzin (34) es ausdrückte, „mit etwa einem Viertel seines Oberkörpers“.

„Schon bei der Entstehung der Aktion erhielt ich die Information, dass geprüft wird, ob Abseits vorlag. Er war mit jenen Körperteilen, mit denen man ein Tor erzielen kann, in der gegnerischen Hälfte, also im Abseits“, erklärte Dingert unter Zuhilfenahme des VAR.

Die Verantwortlichen des HSV hätten sich in einer weiteren Szene nach 54 Minuten erneut einen VAR-Eingriff gewünscht. Arkadiusz Pyrka (22) hatte Nicolás Capaldo (26) mit offener Sohle auf Höhe des Knöchels gefoult. Dingert zeigte Gelb – sehr zum Erstaunen von Sportvorstand Stefan Kuntz (63). „Für mich war das ein klares Rot, ich war überrascht, dass es nicht einmal überprüft wurde.“

Man muss jedoch anerkennen, dass Pyrka zunächst den Ball berührte, bevor er Capaldo traf. Aufgrund der Dynamik wirkte das Foul allerdings heftig. Das sollte aber keine Ausrede sein, betonte der HSV.