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Nach den Vorfällen: Chemie-Spieler auf unbestimmte Zeit gesperrt – „Weder nachvollziehbar noch akzeptabel“

Leipzig – Eine neue Entwicklung zeichnet sich nach den dramatischen Szenen beim Duell zwischen dem Halleschen FC und Chemie Leipzig ab: Der Nordostdeutsche Fußballverband (NOFV) verhängte am Dienstag Sperren gegen zwei Akteure, darunter Chemies Valon Aliji (20). Der Klub übt scharfe Kritik an der Entscheidung.

„Für uns ist es weder verständlich noch hinnehmbar, dass überhaupt Verfahren gegen unsere Spieler eröffnet wurden“, heißt es in einer Stellungnahme von Chemie Leipzig. „Zur Erinnerung: Das Spielfeld wurde von einer Vielzahl, teils vermummter Anhänger des Halleschen FC gestürmt.“

Einige HFC-Fans hätten aktiv und mit Drohgebärden versucht, die Spieler der BSG zu provozieren.

„Unsere Spieler waren in dieser aus ihrer Sicht – wie mehrere Gedächtnisprotokolle belegen – äußerst bedrohlichen Lage teilweise gezwungen, sich in Notwehr oder Nothilfe gegen die Angreifer zu verteidigen – und geraten nun selbst ins Visier von Sportgerichtsverfahren.“

Schon am Montag war bekannt geworden, dass das Sportgericht des NOFV Verfahren gegen Philipp Wendt (28) und Valon Aliji (20) wegen „des Verdachts unsportlichen Verhaltens“ eingeleitet hat. Am Dienstag folgte die Meldung, dass gegen beide Vereine ebenfalls Ermittlungen laufen.

HFC-Profi Fabrice Hartmann (24) erhielt eine Sperre von zwei Spielen sowie eine Geldbuße in Höhe von 750 Euro. Im Gegensatz dazu verhängte der NOFV gegen den Chemie-Spieler eine sogenannte Vorsperre – und das ohne zeitliche Begrenzung. „Eine Vorsperre bedeutet, dass die Spielerlaubnis bereits vor Abschluss eines regulären Sportgerichtsverfahrens entzogen wird“, erläuterte die BSG.

Der Verband begründete die Maßnahme mit dem dringenden Verdacht eines möglichen Fehlverhaltens im Zusammenhang mit einem Zuschauer, der das Spielfeld betreten hatte. Wendt hingegen ist davon nicht betroffen und darf wie erwartet im Spiel gegen Erfurt auflaufen.

Chemie warnte in seiner Stellungnahme davor, dass die Entscheidungen des NOFV eine „fatal falsche Botschaft“ aussendeten, „die dem Geist des Sports widerspricht“.

„Das Sportgericht hat eine Chance verpasst, klar und deutlich zu machen: Der Rasen ist heilig, das Betreten des Spielfelds ein absolutes Tabu, die Gesundheit der Spieler ist unter allen Umständen zu schützen – und wer dies durch Worte und Taten in Frage stellt, verdient keine Solidarität“, betonte der Verein.

Die Leutzscher prüfen nun weitere Schritte, um die Rechtmäßigkeit des Verhaltens ihrer Spieler zu belegen.

Chemie Leipzig empfängt am Mittwochabend Rot-Weiß Erfurt.