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Becherwürfe am Millerntor! Schiedsrichter muss vor aufgebrachten Anhängern geschützt werden

Hamburg – Unangenehme Vorkommnisse am Millerntor! Nach der 0:1-Niederlage des FC St. Pauli gegen den VfB Stuttgart mussten Schiedsrichter Florian Exner (34) und sein Team von Sicherheitskräften geschützt in die Kabine begleitet werden.

Bereits zur Halbzeitpause und vor allem nach Spielende zeigte das Publikum am Millerntor deutlichen Unmut. Als Exner an der Südkurve vorbeiging, flogen ihm Pfiffe, Beschimpfungen sowie zahlreiche Becher entgegen. Auch die Spieler äußerten sich kritisch.

„Mir fehlte heute eine klare Linie von beiden Seiten“, erklärte Hauke Wahl (31). „Das Spiel hat wenig Freude bereitet, da man nicht das Gefühl hatte, dass jemand auf dem Platz die Kontrolle behält und für Ruhe sorgt.“ Stattdessen habe Exner eher Unruhe gestiftet.

Besonders nach der VAR-Entscheidung, die zu einem Strafstoß für Stuttgart und einer Gelb-Roten Karte für Siebe Van der Heyden führte, eskalierte die Stimmung gegen den Schiedsrichter endgültig.

„Gefühlt waren wir eigentlich zwei Spieler weniger. Was der Schiri gepfiffen hat, ist einfach unglaublich“, klagte Noah Weißhaupt (23). „Die vielen 50:50-Situationen, auch bei Einwürfen, sind einfach unverständlich.“

Vor allem ärgerte ihn eine Szene, in der er bei einem Konter klar gefoult wurde, Exner aber den Vorteil laufen ließ und kurz darauf auf ein Foul gegen St. Pauli entschied. Außerdem seien zahlreiche kleinere Entscheidungen gegen die Gastgeber gefällt worden. „So etwas muss man als Bundesliga-Schiedsrichter erkennen“, machte der 23-Jährige deutlich.

Die Stimmung erreichte ihren Höhepunkt in der Nachspielzeit. St.-Pauli-Torwart Nikola Vasilj (29) hatte sich zunächst über das Zeitspiel der Stuttgarter beschwert und dafür Gelb erhalten. Da er aber nicht nachließ und spöttisch den Daumen hob, sah er Gelb-Rot. Anschließend mussten seine Mitspieler ihn beruhigen.

„Er wollte den Ball an die Eckfahne legen, damit die Gegner schneller spielen können. Ich glaube, er applaudierte dem Schiedsrichter, bekam Gelb und zeigte dann den Daumen nach oben – was zur Gelb-Roten Karte führte“, schilderte Kapitän Eric Smith (28) die Szene. Aus Sicht der Regeln war der Platzverweis gerechtfertigt, doch „ich denke, beim Fußball gehören Emotionen dazu, und dieses Feingefühl fehlte heute auf dem Platz“, fügte der Schwede hinzu.

Unmittelbar nach Spielende suchte auch Trainer Alexander Blessin (51) das Gespräch mit Exner. „Ich wollte vor allem die Spieler schützen, damit nicht noch weitere Karten verteilt werden“, erklärte er und kritisierte ebenfalls die vielen kleinlichen Entscheidungen.

„Ich möchte nicht jammern, aber es gab viele 50:50-Duelle, die gegen uns gepfiffen wurden. Die Stimmung wurde zunehmend angespannt, weil auch unsere Fans wahrnahmen, dass die Pfeifen in die falsche Richtung gingen“, beschrieb er die aufgeheizte Atmosphäre.

Der VfB Stuttgart sei hingegen in vergleichbaren Situationen nicht benachteiligt worden.

„Das war nicht nur mein Eindruck, sondern auch der der Spieler und Fans – trotz unserer St.-Pauli-Brille“, räumte Blessin ein, der sich allerdings mit Kritik zurückhielt. Für den Verein wird diese Partie definitiv noch Nachwirkungen haben.