Bayerns Sport-Chef Eberl spricht offen über seine seelischen Herausforderungen: „Ich habe nur an die Decke geglotzt“
Von Claas Hennig
München/Hamburg – Drei Jahre nach seinem überraschenden Rücktritt als Sportdirektor bei Borussia Mönchengladbach gewährt Max Eberl (51) Einblick in die gesundheitlich und persönlich schwere Phase seines Lebens.
„Was mich in der Folgephase besonders getroffen hat, war, dass mir irgendwann alle vorwarfen, ich würde mich in Schauspielerei und Theater verlieren“, erklärte der derzeitige Sportvorstand des deutschen Rekordmeisters Bayern München auf der Sportbusiness-Konferenz SpoBis in Hamburg.
Dies sei auch der Grund, weshalb viele Menschen in unserer Gesellschaft Schwierigkeiten haben, ehrlich über ihre wahren Gefühle zu sprechen.
Im Januar 2022 zog er sich von seinem Amt in Gladbach zurück. „Ich war einfach an meine Grenzen gestoßen. Mir war klar, dass dies der einzige Weg war, um nicht komplett am Ende zu sein“, berichtete Eberl.
Er habe im Leben zahlreiche Ziele verfolgt, „die ich mit viel Herzblut und Sorgfalt umzusetzen versuchte“, fuhr der 51-Jährige fort. Irgendwann habe er bemerkt, dass es ihm zunehmend schwerfiel, den Arbeitstag anzutreten.
„Ich kam ins Büro, fuhr um elf Uhr wieder heim und setzte mich einfach auf die Couch. Was folgte, war das stundenlange Starren an die Decke. Nachdem es draußen dunkel geworden war, dachte ich mir: Jetzt brauche ich wenigstens etwas zu essen.“
Er fühlte sich nicht mehr imstande, ein normales Leben zu führen – geschweige denn einen Bundesliga-Klub mit all seinen Ansprüchen und Herausforderungen zu leiten.
Max Eberls Erkenntnis: Ein hundegestützter Spaziergang ohne Ablenkung
An all jene, die sich in einer ähnlichen Lage befinden, riet er, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. „Ich habe es geschafft, mich rechtzeitig aus der Situation zurückzuziehen“, sagte Eberl und fügte hinzu, dass er viel dabei gelernt habe.
Er beschrieb diese Zeit als „die aufregendste Reise meines Lebens“. Trotz all der intensiven Erlebnisse im Fußball waren diese sechs bis sieben Monate als die emotionalste, schmerzhafte, aber auch wunderschöne Zeit in seinem Leben.
Heute gehe er vieles bewusster an. Früher war er beim Hundespaziergang stets telefonisch erreichbar.
„Heutzutage lasse ich mein Handy einfach zu Hause, wenn ich mit meinem Hund unterwegs bin. Weder Trainer noch Journalisten erreichen mich dann. Ich nutze diese Zeit, um gemeinsam mit einem Lebewesen spazieren zu gehen, das mir sehr am Herzen liegt, und um einfach Freude daran zu haben“, erläuterte der ehemalige Sportdirektor.
Eberl war insgesamt 23 Jahre bei Borussia Mönchengladbach tätig – zunächst als Spieler, dann als Jugendkoordinator und ab 2008 als Sportdirektor. Nur knapp zehn Monate nach seinem Abschied übernahm er bei RB Leipzig den Sportchef-Posten.
Nach etwas mehr als zehn Monaten beendeten die Leipziger und er ihre Zusammenarbeit. Seit März 2024 fungiert der ehemalige Bundesliga-Profi als Sportvorstand beim FC Bayern.