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12-jähriger Schiedsrichter von Spieler bedroht: „Nach der Schule bist du tot“

Von Christian Kunz

München – Der Bayerische Fußball-Verband beschäftigt sich weiterhin mit der Morddrohung gegenüber einem zwölfjährigen Schiedsrichter.

„Dieser Fall hat bei uns für großes Aufsehen gesorgt. Es stellt sich auch die Frage, wie wir damit umgehen. Das sportgerichtliche Verfahren ist nur ein Aspekt, doch hier haben wir es mit zwei Zwölfjährigen zu tun – Täter und Opfer“, erklärte BFV-Präsident Christoph Kern im BR Fernsehen. Weder der junge Schiedsrichter noch der betreffende Spieler sind derzeit im aktiven Spielbetrieb.

Im Oktober soll ein Spieler während eines D-Jugend-Matches dem gleichaltrigen Schiedsrichter mit dem Tod gedroht haben. „Ich gehe mit dir auf dieselbe Schule. Am Montag brauchst du dich nicht zu verstecken – nach der Schule bist du tot“, habe der Jugendliche gesagt.

„Wir haben eine Kinderpsychologin hinzugezogen und die Eltern an einen Tisch gebracht“, berichtete Kern in der Sendung „Blickpunkt Sport“. Es sei selbstverständlich, dass der Schutz des Opfers oberste Priorität habe. „Doch wir müssen auch den Blick auf den Täter richten, schließlich ist auch dieser erst zwölf Jahre alt. Unser Ziel ist es, den Vorfall so aufzuarbeiten, dass Prävention gewährleistet ist und sich Ähnliches nicht wiederholt.“ Entscheidend sei, alle Beteiligten zusammenzubringen.

Am Ende müsse der Wiedereinstieg ins Fußballspiel im Fokus stehen, betonte Kern. Besonders wichtig sei, dass es sich in diesem Fall um Kinder im Alter von zwölf Jahren handelt. Strafrechtliche Konsequenzen seien in diesem Alter „nicht durchsetzbar“, erklärte Kern, der selbst als Richter tätig ist.

„Wir beobachten, dass die Gesellschaft zunehmend rauer wird und der Umgangston härter“, sagte Kern. „Der Fußball als Breitensport spiegelt diese Entwicklung wider.“ Da Fußball in allen sozialen Schichten beliebt ist, zeige sich die gesellschaftliche Veränderung auch auf dem Spielfeld.

Der frühere Welt-Schiedsrichter Felix Brych (50) unterstrich, dass alle Beteiligten die Verantwortung tragen, den Fußball zu schützen. Mit der Angst im Spiel müsse jeder Schiedsrichter selbst umgehen, so Brych. „Was danach folgt, ist Aufgabe des Fußballs. Die gesamte Fußball-Familie ist gefordert, diesen Sport zu bewahren.“

Aktuellen Angaben des BFV zufolge gab es in der vergangenen Saison bei rund 200.000 elektronisch erfassten Spielen in Bayern 80 Vorfälle dieser Art. Die Häufigkeit solcher Zwischenfälle sei über die Jahre weitgehend konstant geblieben.

Aufgrund der heute deutlich größeren medialen Aufmerksamkeit werde dies jedoch möglicherweise anders wahrgenommen.