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Selbstaufgabe in Leverkusen: Bayer gibt Meistertitel ab und reflektiert Saisonverlauf kritisch

Von Claas Hennig

Hamburg/Leverkusen – Bei Bayer Leverkusen herrschte sowohl bei den Verantwortlichen als auch bei den Spielern keine Täuschung vor. Nach dem 1:1-Unentschieden beim Aufsteiger FC St. Pauli wurde die Titelverteidigung in der Fußball-Bundesliga faktisch abgehakt.

Vier Spieltage vor dem Ende der Saison liegt der Rückstand des amtierenden Meisters auf Spitzenreiter FC Bayern München mittlerweile bei acht Punkten. Zudem haben die Münchener eine um 29 Treffer bessere Tordifferenz.

Besonders deutlich äußerte sich Torschütze Patrik Schick (29) beim Streaminganbieter DAZN: „Wir müssen ehrlich sein: Die Chance ist weg“, erklärte der Tscheche, der mit seinem 18. Saisontor Bayer in Hamburg am Millerntor in Führung gebracht hatte.

Auch Trainer Xabi Alonso zeigte sich nüchtern: „Mathematisch ist noch nichts entschieden“, sagte der Spanier (43). „Aber wir wissen, dass die Chancen nur noch sehr gering sind.“ Dennoch mahnte er: „Die Saison ist noch nicht vorbei. Wir müssen professionell bleiben und uns wie immer auf jedes Spiel bestmöglich vorbereiten.“

Das Auftreten gegen den FC St. Pauli erinnerte stark an die jüngsten Auftritte der Leverkusener. Mangelnde Energie und kaum Kreativität – von dem begeisternden Bayer-Fußball der vergangenen Saison mit dem Double aus Meisterschaft und DFB-Pokal war aktuell nichts zu sehen.

„In der letzten Saison haben wir solche Spiele noch gewonnen“, ärgerte sich Kapitän und Torwart Lukas Hradecky (35). „Wir haben zu viele Unentschieden eingefahren.“

Zum gleichen Zeitpunkt der Vorsaison hatten die Leverkusener 25 Siege und fünf Remis auf dem Konto, ohne eine einzige Niederlage. In der laufenden Spielzeit stehen nach 30 Partien 18 Erfolge, zehn Unentschieden und zwei Niederlagen zu Buche.

Sportdirektor Simon Rolfes (43) erklärte: „Wir haben zu oft, selbst wenn wir in Führung lagen, den Gegner wieder zurück ins Spiel kommen lassen und es versäumt, das entscheidende zweite Tor zu erzielen.“

In Hamburg versuchten sich die Leverkusener damit zu trösten, den zweiten Tabellenplatz so gut wie sicher zu haben. Der Vorsprung auf Rang drei, Eintracht Frankfurt, beträgt zwölf Punkte, zudem haben sie eine bessere Tordifferenz (+13).

„Wenn man die letzten zehn Jahre betrachtet, ist es nicht oft vorgekommen, dass wir Zweiter geworden sind“, meinte Rolfes. Stürmer Schick stimmte dem zu: „Der zweite Platz ist auch kein schlechtes Ergebnis. Wir müssen realistisch bleiben. Die letzte Saison war außergewöhnlich“, erklärte er.

Bundesliga-Tabelle

Die Tabelle der Bundesliga bestimmt Folgendes: Der Verein, der am Saisonende den ersten Platz belegt, wird Deutscher Meister. Die Teams auf den Plätzen 17 und 18 steigen in die 2. Bundesliga ab. Das Team auf Rang 16 hat die Möglichkeit, in der Relegation den Klassenerhalt zu sichern. Gegner ist dort der Drittplatzierte der 2. Bundesliga.