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Ein besonderes Schiedsrichter-Duo: Tochter und Vater pfeifen gemeinsam

Von Kathrin Zeilmann

Baiersdorf/Coburg – Elfmeter oder nicht? Beim Thema Fußballentscheidungen sind die Sagassers eine echte Familiengemeinschaft. Denn sowohl Emma Sagasser (20) als auch ihr Vater Rainer sind Schiedsrichter – und häufig kommen sie gemeinsam zum Einsatz.

Auf einem Fußballfeld in Oberfranken empfängt der 1. FC Baiersdorf in der Kreisliga den 1. FC Kronach. Emma Sagasser übernimmt die Spielleitung. Nervosität? Fehlanzeige.

Unterstützt wird sie an den Seitenlinien von ihrem Vater sowie Tobias Fenkl. Während einer Tasse Kaffee schauen sie sich die aktuelle Tabelle sowie die Fairplay-Wertung an. Nach dem Warm-up kontrolliert Emma die Tornetze, setzt ihr Headset auf – und dann startet das Spiel.

Früher war die junge Frau selbst als Spielerin aktiv, entschied sich jedoch später für den Weg als Schiedsrichterin – ganz wie ihr Vater. Gemeinsam absolvierten sie 2020 ihre Schiedsrichterprüfung. Emma hat mittlerweile bereits rund 100 Partien geleitet. „Der Job verlangt mir ein hohes Maß an Durchsetzungsvermögen ab und stärkt meinen Charakter“, erklärt sie. Ihr Ziel ist es, eines Tages auch in der Frauen-Bundesliga zu pfeifen.

Ihr Vater ergänzt: „Ich wünsche mir, dass Emma ihren Weg weitergeht. Es freut mich, wenn sie Fortschritte macht, und wir unterstützen sie dabei.“ Generell besäßen Schiedsrichter ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden.

Gemeinsam mit dem Vater auf dem Spielfeld zu stehen, empfindet die angehende Physiotherapeutin als etwas Besonderes. „Wir verstehen uns sehr gut.“ Zwar gebe es den einen oder anderen Tipp, doch begegnet man sich „auf Augenhöhe.“

Dass Frauen auch Männerpartien leiten, ist im Fußball nach wie vor eher selten. Beim Bayerischen Fußball-Verband (BFV) sind aktuell 10.830 männliche Schiedsrichter registriert – demgegenüber stehen lediglich 435 Frauen. Dennoch zeichnet sich ein positiver Trend ab: Im Jahr 2023 waren lediglich 333 Frauen als Schiedsrichterinnen gemeldet.

Der BFV hatte in der Vergangenheit mit einem Rückgang der Schiedsrichterzahlen zu kämpfen, doch dieser Trend konnte mittlerweile gestoppt werden. Der Verband bildet jährlich über 1000 neue Unparteiische aus und verzeichnet derzeit die höchste Anzahl an Schiedsrichtern in den letzten sechs Jahren.

Ein respektvoller Umgang miteinander ist von großer Bedeutung, erklärt Wolfgang Krauß, Vorsitzender des 1. FC Baiersdorf. „Ohne Schiedsrichter wäre Fußball nicht möglich.“ An diesem Nachmittag verteilte Emma Sagasser vier gelbe Karten; das Spiel endete mit einem 2:2-Unentschieden zwischen Baiersdorf und Kronach.

Probleme, als Frau ein Männerspiel zu leiten, habe sie bisher nie erlebt, berichtet Emma: „Ich gehe auf den Platz wie jeder andere Schiedsrichter auch.“