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Amateurfußball und Gewalt: Alarmierende Statistiken erzwingen radikale Maßnahmen

Von Eric Dobias

Wiesbaden – Der Hessische Fußball-Verband intensiviert in Zusammenarbeit mit der Justiz seinen Einsatz gegen Aggressionen und Delikte auf und neben den Amateurspielflächen.

In Zukunft arbeitet der HFV eng mit der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt zusammen, um strafrechtlich gegen Vorfälle von Antisemitismus, Rassismus, Diskriminierung und Übergriffen auf Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter vorzugehen.

Unter der Schirmherrschaft des hessischen Justizministers Christian Heinz (48, CDU) unterzeichneten beide Parteien in Wiesbaden eine Kooperationsvereinbarung, die ab der kommenden Saison wirksam wird.

"Auf hessischen Fußballplätzen kommt nahezu jede Woche Gewalt und diskriminierendes Verhalten vor. Dem müssen wir entschieden entgegentreten", begründete Heinz diese vorbildliche Initiative.

In der letzten Spielperiode wurden dem Hessischen Fußball-Verband rund 600 Vorfälle von Gewalt und Diskriminierung gemeldet – 347 Fälle betrafen dabei direkte Angriffe auf Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter.

In der aktuellen Saison mussten bereits 26 Spiele vorzeitig beendet werden, was als ein alarmierendes Signal gewertet wird, wie der ehemalige Bundesligaspieler Sebastian Rode (34) betonte.

"Wir beobachten einen deutlichen Rückgang des nötigen Anstands, den wir wieder durchsetzen wollen", kritisierte HFV-Präsidentin Silke Sinning. Sie machte deutlich: "Wer sich nicht an die Regeln hält, muss mit sportlichen und strafrechtlichen Konsequenzen rechnen."

Zukünftig wird der Verband relevante Vorfälle direkt an die Generalstaatsanwaltschaft weiterleiten, insbesondere wenn die Schwere des Falles in den Zuständigkeitsbereich des Sportgerichts fällt.

Im Mittelpunkt stehen dabei insbesondere Fälle von Rassismus, Antisemitismus, Diskriminierung und Gewalt gegen unparteiische Akteure. Zwar habe sich die Anzahl der Vorfälle in letzter Zeit nicht erhöht, betonte HFV-Vizepräsident Axel Poth (35), jedoch habe die Schwere der Fälle zugenommen. Er unterstrich: "Der Fußballplatz ist kein rechtsfreier Raum."

Generalstaatsanwalt Torsten Kunze fügte hinzu: "Wir möchten ein klares Signal senden, dass derartige Verfehlungen nicht toleriert werden." Zudem soll den Betroffenen die Last genommen werden, selbst für Strafverfolgung sorgen zu müssen.

Der ehemalige Eintracht-Spieler Rode appellierte abschließend daran, dass "die Spielregeln eingehalten werden müssen. Es geht nicht um den Weltmeistertitel, sondern um den Spaß am Spiel."