Politisches Grauen: Messer-Performance der Kölner Fans als "Skandal" verurteilt
Von Sebastian Stiekel
Köln – Eine von den Anhängern des 1. FC Köln inszenierte Choreografie im Stadion hat in politischen Kreisen für heftige Empörung gesorgt.
"Wir gehen Tag für Tag gegen Messergewalt in unseren Straßen vor, und gerade im Stadion greift solch eine Darstellung gezielt zur Provokation", erklärte Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU, 72) im Gespräch mit dem Kölner Stadt-Anzeiger.
Im Vorfeld des Rheinderbys gegen Fortuna Düsseldorf (Endstand 1:1) wurde im Stadion ein gigantisches Banner präsentiert, auf dem ein Mann mit dem Vereinslogo auf seiner Krawatte gezeigt wurde. Mit diesem Symbolismus hielt er der Glücksgöttin Fortuna ein großes Messer an den Hals.
Begleitet wurde diese Darstellung von der Inschrift "Glück ist kein Geschenk der Götter" sowie einem höhnischen Gelächter, das über die Lautsprecher erklang. Der Verein hatte die Aktion seiner Fans zuvor genehmigt und versuchte später, sein Vorgehen zu rechtfertigen.
Reul zeigte sich entsetzt und forderte: "Ich erwarte, dass die Verantwortlichen des Vereins umgehend einschreiten, anstatt die Sache zu verharmlosen. Dies stellt den nächsten Skandal dar."
Kölner Oberbürgermeisterin spricht von "Ignoranz"
Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (68), die 2015 selbst Opfer eines Messerangriffs wurde, äußerte ebenfalls scharfe Kritik an der Choreografie.
"Sowohl die Oberbürgermeisterin als auch die Stadt Köln haben das Banner-Motiv und die Reaktionen der Clubführung mit Sorge aufgenommen", hieß es in einer offiziellen Mitteilung der Stadt. "Wer solch ein Motiv befürwortet, demonstriert eine beunruhigende Ignoranz gegenüber unserer gegenwärtigen gesellschaftlichen Realität."
Bereits nach dem Spiel sah sich der Kölner Sport-Geschäftsführer Christian Keller (46) mit zahlreichen Zuschauerkritiken zur Aktion konfrontiert.
"Man kann das Motiv hitzig diskutieren. Für mich spiegelt es schlichtweg die Rivalität zweier aktiver Fanszenen wider", erläuterte er. Solch ein Verhalten sei in dieser Fankultur gängige Praxis. Ob Otto-Normalverbraucher diese Darstellung schätze, sei jedoch eine andere Frage.
Der Verein habe bei der Überprüfung vorab trotz des Messerbildes keinen Aufruf zur Gewalt gesehen", so Keller weiter. "Wir konnten mit dem Motiv leben, wenn auch fanden wir es nicht besonders ästhetisch."