Historischer Erfolg: Dresdner Eislöwen erreichen erstmals die DEL, Düsseldorfer EG muss den Abstieg hinnehmen
Dresden – Es war genau 22:52 Uhr am Dienstagabend in Ravensburg, als die Schlusssirene in der CHG-Arena ertönte. Eislöwen-Kapitän Travis Turnbull (38) ließ Helm und Handschuhe jubelnd in die Luft fliegen und fiel seinen Mannschaftskameraden freudestrahlend in die Arme. Die rund 200 mitgereisten Fans in der Halle sowie Tausende Zuschauer beim Public Viewing feierten ausgelassen. Tränen der Freude flossen. Das Ziel ist erreicht! Mit einem 2:1-Sieg nach Verlängerung (0:0, 1:0, 0:1, 1:0) im entscheidenden siebten Spiel der DEL2-Finalserie gegen die Ravensburg Towerstars sicherten sich die Dresdner den vierten Triumph und sind somit Meister – verbunden mit dem erstmaligen Aufstieg in die DEL. Gleichzeitig wurde damit auch der Abstieg des Traditionsvereins Düsseldorfer EG besiegelt.
„Es war ein hartes Jahr, vor allem wenn man so viele Niederlagen einstecken muss“, zog Eislöwen-Trainer Niklas Sundblad (52) im Frühjahr 2024 seine Saisonbilanz.
Er gab sich kämpferisch: „Jetzt richten wir den Blick nach vorne. Unser Ziel ist es, um die Meisterschaft mitzuspielen.“ Der Schwede formte sein Team und hielt dieses Versprechen.
Seit der Eröffnung der Halle an der Magdeburger Straße im Jahr 2007 träumte man in Elbflorenz von diesem Moment.
„Die DEL würde einen Standort wie Dresden sehr begrüßen“, hörte man häufig aus Berlin und Köln. Dennoch mangelte es lange Zeit an finanziellen Mitteln und Sponsoren. Im Jahr 2014 geriet der Zweitligist in finanzielle Schieflage, sodass die Stadt einsprang und mit einem Darlehen half – verbunden mit der Auflage, neue Gesellschafter zu gewinnen und einen neuen Geschäftsführer zu installieren. Volker Schnabel übernahm die Führung, sanierte den Verein und tilgte den städtischen Kredit.
Später formte Maik Walsdorf (37) die Eislöwen zum heutigen DEL2-Champion – und das mit wirtschaftlichem Erfolg. Ein bemerkenswerter Weg!
„Unser Budget lag bei fünf Millionen Euro. Durch die Play-offs kamen zusätzlich Einnahmen von rund einer Million hinzu“, zeigte sich der Geschäftsführer vor dem Finale optimistisch. „Für die DEL planen wir mit einem Volumen von acht Millionen Euro.“
Den Aufstieg verdanken die Dresdner einer Übereinkunft zwischen DEL und DEL2 aus dem Jahr 2018.
Damals wurde beschlossen, dass ab 2021 erstmals der DEL2-Meister aufsteigen darf, sofern er die Auflagen der DEL erfüllt – darunter die Hinterlegung einer Bürgschaft in Höhe von 816.000 Euro vor Saisonbeginn.
Im vergangenen Jahr wurde dieser Betrag auf 250.000 Euro gesenkt. Dresden zählte stets zu den Vereinen, die diese Summe rechtzeitig vor Saisonbeginn im Mai hinterlegt hatten. Durch den Aufstieg verriet Walsdorf: „Jetzt werden uns 1,4 Millionen Euro netto abgebucht.“
Das Geld fließt in den DEL-Gesellschafter-Fonds und dient als Sicherheitseinlage, die jeder Klub leisten muss. Sollte ein Team absteigen, erhält es die Summe zurück – im aktuellen Fall geht das Geld an die Düsseldorfer EG.
Der Serienmeister der 1990er Jahre muss somit sportlich aus der höchsten Liga absteigen. In den vergangenen Jahren lief es sportlich schon nicht mehr rund, auch wirtschaftlich kämpfte der Verein gegen eine drohende Insolvenz – Medienberichten zufolge gab es ein Defizit von rund 30 Millionen Euro.
Zwei ehemalige Meisterspieler, Andreas Niederberger und Rick Amann, sollen den Traditionsverein nun wieder auf Kurs bringen. Am Freitag kündigte der Klub an, die mittelfristige Zukunft sei gesichert.
Gemeinsam mit den Gesellschaftern und der Stadt wurde ein „tragfähiges Konzept“ entwickelt, das unabhängig von der Liga die finanzielle Basis für die Spielzeiten 2025/26 und 2026/27 schaffen soll.
Das Ziel der DEG ist es, „eine konkurrenzfähige Mannschaft aufzubauen und den Klub langfristig wieder zur alten Stärke zu führen.“ Die Gesellschafter haben sich dafür erneut finanziell engagiert. „Nur gemeinsam konnte dieser Schritt gelingen“, hieß es.
Die Düsseldorfer EG ist bereits der dritte Verein, der seit 2021 den Gang in die Zweitklassigkeit antreten musste. Zuerst traf es 2022 Krefeld.
Im Jahr 2023 folgte Bietigheim, das nach zwei Jahren in der DEL ebenfalls in die DEL2 zurückkehrte.
Dresden ist nun erst der dritte Meister, der den Aufstieg tatsächlich realisieren konnte und die Regeln für Auf- und Abstieg zum Leben erweckt, da in den vergangenen Jahren Ravensburg (2023) und Regensburg (2024) die DEL-Kriterien nicht erfüllten.
Im Herzen von Kapitän Turnbull schlugen am Sonntag dennoch zwei Gefühle. Der 38-Jährige hatte den Aufstieg bereits bei seiner Verpflichtung und zum Saisonstart als klares Ziel ausgegeben.
Dass ausgerechnet Düsseldorf absteigt, wollte Travis „nicht kommentieren“. Es schmerzt ihn sehr, da er zwei Jahre lang für die große alte Dame DEG gespielt hat und maßgeblich am letzten großen Erfolg – dem DEL-Halbfinale 2015 – beteiligt war.