Sie löste eine Debatte über Geschlechtertests im Boxen aus: „Hat meine Karriere zerstört“
Italien – Nach nur 46 Sekunden beendete die italienische Boxerin Angela Carini (26) im vergangenen Sommer bei den Olympischen Spielen ihren Kampf gegen Imane Khelif (26) durch Aufgabe, was eine bis heute anhaltende Diskussion über Geschlechterkontrollen im Sport in Gang setzte. Die Neapolitanerin und ihre Laufbahn litten jedoch stark unter diesem Ereignis.
„Habt Ihr Euch jemals vorgestellt, wie schwer es für mich war, diese Beleidigungen zu lesen? Was ich jeden einzelnen Tag durchstehen musste?“, fragte die 26-Jährige in einem Instagram-Video, in dem sie Screenshots von hässlichen Nachrichten zeigte, die sie online erhielt.
In den Kommentaren wurde die Weltergewichtlerin unter anderem als „Schande Italiens“, „Feigling“ und „Heulsuse“ bezeichnet. Man forderte, dass sie „niemals wieder“ an Olympischen Spielen teilnehmen solle, um ihre Landsleute nicht erneut „wie Narren“ dastehen zu lassen.
Carini gab ihren Kampf gegen die Algerierin Khelif in Paris schon in der ersten Minute auf. Später berichtete sie, noch nie einen derart heftigen Schlag gespürt zu haben und habe sich zum Schutz ihres Lebens zurückgezogen.
„Dieser Moment hat meine Karriere zerstört, die ich Jahr für Jahr mit großen Opfern, Hingabe, Durchhaltevermögen und viel Leidenschaft aufgebaut habe“, sagte die Boxerin.
„Eine Laufbahn, die von denen unterschätzt und herabgesetzt wird, die lieber für kurze Zeit lachen und mit Steinen werfen“, beklagte Carini.
Khelif war vor den Spielen nach nicht näher erläuterten Geschlechtertests vom Verband IBA von der Weltmeisterschaft 2023 ausgeschlossen worden. Inzwischen hat auch der Weltverband World Boxing entsprechende Kontrollen eingeführt.
Seitdem begleitet das Ereignis die Süditalienerin überall: „Diese Vergangenheit hat mein Leben geprägt. Sie hat Wunden hinterlassen, die ich täglich zu heilen versuche, doch sie sind entzündet, bluten und schmerzen.“
Aufgeben ließ sich die Olympia-Teilnehmerin jedoch nicht. Zwar gönnte sie sich eine Pause und tankte Kraft im Kreis von Familie und Freunden, doch im Dezember kehrte sie schließlich zurück in den Ring.
Im Anschluss gewann sie zum achten Mal die italienische Meisterschaft sowie im Mai Gold beim World Boxing Cup. „Wieder in den Ring zu steigen, war eine enorme Herausforderung“, erklärte Carini.
Sie weiß, dass ihre Worte die Welt nicht verändern und die Menschen nicht plötzlich freundlicher machen werden. „Aber zumindest möchte ich alle dazu bewegen, darüber nachzudenken. Ein Wort, eine Geste, ein Klick können verletzen und zerstören.“