Biathlon-Star öffnet sein Herz: „Leben verliert seinen Sinn“
Lenzerheide (Schweiz) – Vetle Sjåstad Christiansen (32) hatte ganz andere Erwartungen! Noch im vergangenen Jahr stand er bei der Biathlon-WM dreimal auf dem Podium. In dieser Saison jedoch muss er sich mit einer Zuschauerrolle abfinden. Die Entscheidung, den Norweger als Ersatz einzusetzen, trifft ihn schwer.
Frühere Erfolge wie Platzierungen auf Rang drei, vier und fünf im Gesamtweltcup, mehrere Siege sowie WM- und Olympia-Medaillen belegen, dass die vergangenen Jahre für Christiansen außergewöhnlich verliefen.
Doch im aktuellen Winter konnte ihm gleich sechs Teamkollegen den Vortritt sichern, sodass er lediglich als Reserve zur WM nach Lenzerheide reisen durfte und nun seinen Kameraden am Streckenrand bei den Wettkämpfen zusehen muss.
„Das Schlimmste, was ein Sportler erleben kann, ist, nicht die Möglichkeit zu haben, das zu tun, was man am liebsten möchte“, beklagte Christiansen gegenüber VG und beklagte somit die verpasste Chance auf einen WM-Einsatz.
„Zwar ist die Umgebung traumhaft und die Reise an sich großartig, doch unser einziger Wunsch ist es, uns auf dieser verdammten Strecke direkt gegenüberzutreten“, klagte der Norweger weiter.
Der 32-Jährige fuhr fort: „Zuvorderst mag das abgedroschen klingen, aber ohne Wettkämpfe und sportliche Betätigung verliert das Leben seinen Sinn. Fehlt dieser Antrieb, ist es mental extrem belastend.“
Biathlon-WM: Vetle Sjåstad Christiansen räumt ein, dass er wohl nicht in der Staffel antreten wird
In dieser Saison konnte Christiansen bislang nicht zu seiner gewohnten Bestform finden. Bereits im Dezember wurde er aufgrund durchwachsener Resultate bei nahezu allen Weltcup-Rennen dieses Jahres zurückgestellt.
Es war ihm immerhin noch ein Staffeleinsatz kurz vor der WM zugeteilt worden. Doch auch beim anstehenden Teamwettbewerb in Lenzerheide wird er wohl weiterhin von außerhalb zugucken müssen.
Der 28-fache Staffelsieger sieht diese Situation selbst ein: „Objektiv betrachtet liegt die Verantwortung nicht bei mir. Endre [Strømsheim, Anm. d. Red.] hat hier seinen Durchbruch geschafft, und was er zeigt, ist beeindruckend“, so Christiansen, während er resigniert hinzufügte: „Mit ihm läuft unser Team am besten.“
Aufgeben ist für den 32-Jährigen keine Option. Sein nächstes Ziel sind die Olympischen Spiele 2026 in Antholz.
Und obwohl junge Norweger sich im unteren Bereich des Weltcups nach vorne kämpfen, haben Christiansens Chancen auf einen Platz im Olympia-Team durch die Rücktritte von Johannes Thingnes (31) und Tarjei Bø (36) am Saisonende inzwischen zumindest bessere Aussichten als noch vor einigen Wochen.