Bombastische Vorwürfe bei der Biathlon-WM! Hat ein Trainer seinem Spitzenathleten einen Finger gebrochen?
Lenzerheide (Schweiz) – Schwere Anschuldigungen liegen in der Luft: Der lettische Spitzebiathlet Andrejs Rastorgujevs (36) wirft einem Nationaltrainer seines Landes vor, ihn während der Biathlon-WM körperlich attackiert und dabei sogar einen Finger gebrochen zu haben.
„Nach der Single-Mixed-Staffel – bei der ich in letzter Minute von der Startliste gestrichen und ersetzt wurde – ereignete sich ein schwerwiegender Vorfall, der meine Teilnahme an der Männerstaffel sowie dem Massenstart bedrohte“, berichtete Rastorgujevs laut Delfi im lettischen Fernsehen.
Er behauptet, dass Nationaltrainer Ilmars Bricis (54) ihm den Finger gebrochen, seine Nase verletzt und seine Schulter erheblich in Mitleidenschaft gezogen habe.
Obwohl der Teamarzt alles unternommen hatte, um ihn für die verbleibenden Wettkämpfe wieder einsatzfähig zu machen, sei ihm längst klar gewesen, dass er danach nicht mehr konkurrenzfähig sei. Nun wolle er ein Krankenhaus aufsuchen, so der ehemalige Einzel-Dritte aus Ruhpolding.
Bereits im vergangenen Jahr sei es zu einem Streit zwischen den beiden gekommen. Rastorgujevs warf dem Coach vor, seine Rennski entwendet zu haben. Zwar bestritt Bricis die Vorwürfe, aber der vormals Vizeweltmeister nannte dennoch Zeugen, die den angeblichen Diebstahl bestätigen könnten.
„Deshalb forderte ich Bricis auf, mir die Ski zurückzugeben – und dann reagierte er so heftig, dass er mich aus dem Raum stieß und mir die Hand entgegensetzte. Er griff mich an, völlig außer sich vor Wut. Erst als zwei Teammitglieder eintraten, konnten sie uns trennen“, schilderte Rastorgujevs diese erschütternde Situation.
Lettischer Biathlon-Verband bestätigt Auseinandersetzung zwischen Andrejs Rastorgujevs und Ilmars Bricis
Kurze Zeit später bestätigte der lettische Verband LFB gegenüber Delfi, dass es zwischen Rastorgujevs und Bricis tatsächlich zu einem Konflikt gekommen sei.
Der Verband verzichtete vorerst auf eine ausführliche Stellungnahme und betonte, dass man beiden Seiten Gelegenheit geben wolle, ihre Sicht der Dinge darzulegen, bevor weitere Maßnahmen ergriffen würden.
Der 36-Jährige machte dabei schon deutlich, dass er nicht länger Teil des lettischen Nationalteams sein wolle, solange Bricis die Trainerfunktion innehabe. Ob dies einen kompletten Rücktritt bedeute oder lediglich ein unabhängiges Training in der Zukunft, blieb jedoch unklar.
Besonders brisant für die Situation im lettischen Biathlon-Verband: Bricis ist der Ehepartner von Baiba Bendika (33), der besten Biathletin des Landes.
Baiba Bendika greift in den Streit ein
Bendika bezog ebenfalls sofort Stellung und bezeichnete Rastorgujevs als psychisch labil.
In ihrer Instagram-Story erklärte sie, dass Rastorgujevs am Wettkampfmorgen Geschichten über angeblich gestohlene Ski verbreitet habe – ein Witz, der aber fehl am Platz war, da allen bekannt sei, dass die Ski primär Eigentum des Herstellers seien und es wenig Sinn ergäbe, dass erst ein Jahr später jemand den Verlust bemerkt.
Nach der Staffel sei der 36-Jährige dann auf aggressive Weise in das Zimmer von Bricis gekommen, wo der Trainer allein mit ihrem gemeinsamen Sohn war.
Baiba Bendika und Ilmars Bricis auf Instagram
Weil er gesehen habe, dass Rastorgujevs sich in einem instabilen Zustand befand, habe Bricis den Athleten aus dem Raum gestoßen.
„Der Auslöser des Konflikts ist deutlich erkennbar, und ich sehe Ilmars’ Handeln als einen Akt des Schutzes für seine Familie und das Team!“ schloss Bendika.