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Laura Dahlmeier (†31) über das Bergsteigen und Biathlon am Limit: „Ich muss jetzt darauf achten, dass ich überlebe“

Garmisch-Partenkirchen – Der tragische Tod von Laura Dahlmeier (†31) vor etwa drei Monaten hat die Biathlon-Szene tief erschüttert. Ein neues Buch bestätigt nun, wie sehr die siebenfache Weltmeisterin das Bergsteigen liebte – auch wenn diese Leidenschaft ihr letztlich zum Verhängnis wurde.

„Im Herbst 2024 gelang es mir während einer Himalaya-Expedition, innerhalb von nur drei Tagen gleich zweimal den 6.814 Meter hohen Ama Dablam zu besteigen und dabei quasi unbeabsichtigt einen Weltrekord aufzustellen“, erzählt die Oberbayerin im Buch „Bock auf Biathlon“ von Taufig Khalil. Dieses erscheint am 5. November, „t-online“ liegen jedoch bereits erste Auszüge vor.

Nach ihrem ersten Gipfelerfolg während einer TV-Dokumentation blieb ihr noch etwas Zeit, und obwohl ihre Begleiter Bedenken hatten, entschied sie spontan: „Ich gehe nochmal, und zwar allein.“

Dieser Moment habe sie an ihre WM 2017 erinnert, bei der sie an ihre körperlichen Grenzen gestoßen sei.

Schon nach dem Gewinn der Goldmedaille im Einzelrennen habe sie sich völlig ausgelaugt gefühlt, doch kurz darauf stand noch die Staffel auf dem Programm. Dort schleppte sich die erfahrene DSV-Biathletin zum Sieg.

„Ich bin regelrecht zusammengebrochen. Als meine Teamkolleginnen kamen, um mit mir zu feiern, bin ich mit dem Gesicht voran im Schnee gelandet und war weg“, berichtet Dahlmeier. „Was genau in diesem Rennen passiert war, war mir damals egal. Mein einziger Gedanke war: ‚Ich muss jetzt dafür sorgen, dass ich überlebe.‘“

Ein Interview konnte sie noch geben, die abschließende Pressekonferenz musste sie jedoch absagen. Der Massenstart zum WM-Ende zeichnete sich bereits ab.

Dahlmeier hatte sich fest vorgenommen, alle Rennen zu bestreiten, doch sowohl Ärzte als auch ihr damaliger Cheftrainer Gerald Hönig (67) rieten ihr davon ab.

Die Garmisch-Partenkirchenerin zeigte sich jedoch entschlossen: „Ich gehe zum Bergsteigen und Klettern. Ich kenne meinen Körper besser als fast jeder andere. Ich kann mich auf ihn verlassen und weiß, wenn ich sage, es passt, dann passt es auch.“

„Denn sonst würde ich nie bergsteigen. Dort können einfache Fehler ganz andere Folgen haben. Ich fühle mich wirklich gut und verspreche euch, dass alles in Ordnung ist und ihr mir voll vertrauen könnt. Ich übernehme das Risiko selbst. Lasst mich starten“, fügte sie hinzu.

Sie trat an – und sicherte sich erneut eine Goldmedaille. Genau diese innere Motivation führte sie auch 2024 zum zweiten Aufstieg.

„Wie ich es 2017 in Hochfilzen gegen den Rat meines Trainers und Arztes gewagt habe, im Massenstart anzutreten, fühlte sich auch diesmal am Berg genau richtig an“, erklärte die verstorbene DSV-Athletin. „Dieses Gefühl habe ich bei der WM 2017 zum ersten Mal so intensiv erlebt und seither immer wieder gespürt.“