Nach mehreren Kontroversen im Biathlon: Eine Athletin spricht erstmals offen, eine andere wird zum Schweigen gebracht
Bessans (Frankreich) – Betrogen, bestohlen und hintergangen: Die französische Biathletin Justine Braisaz-Bouchet (29) steht seit zwei Jahren im Mittelpunkt des Kreditkartendiebstahls ihrer Teamkollegin Julia Simon (29). Nach dem Gerichtsurteil hat sie nun während des Trainingslagers zur Vorbereitung auf die neue Saison ihr Schweigen gebrochen.
„Ich gehe damit so um, wie ich es bereits seit zwei Jahren tue. Ich versuche mein Möglichstes, um zwischen meinem Sport und allem, was außerhalb davon passiert, zu unterscheiden“, erklärte die Sportlerin mit großer innerer Stärke gegenüber L’Équipe.
Simon hatte nicht nur die Kreditkarte von Braisaz-Bouchet gestohlen und für eigene Einkäufe verwendet, sondern auch wiederholt gelogen und die Tat zumindest öffentlich stets abgestritten. Der entscheidende Wendepunkt erfolgte bei der Gerichtsverhandlung in Albertville, als Simon sämtliche Anschuldigungen zugab und zu einer Bewährungsstrafe von drei Monaten sowie einer Geldbuße in Höhe von 15.000 Euro verurteilt wurde.
„Es liegt ein Urteil vor, und man könnte meinen, dass dieses Urteil es mir erlaubt, mich noch intensiver auf meinen Sport zu konzentrieren“, kommentierte Braisaz-Bouchet die Situation.
Beim Weltcup-Auftakt in Östersund wird Simon nicht an den Start gehen, doch bereits Mitte Dezember in Hochfilzen wird sie voraussichtlich wieder dabei sein.
„Die Lage ist schon seit geraumer Zeit bekannt. Jeder weiß Bescheid. Ich habe großen Respekt vor der Athletin. Das ist für mich kein Thema. Solange ich im Gegenzug ebenfalls respektiert werde und meine sportlichen Ziele verfolgen kann, stellt das kein Problem dar“, äußerte sich Justine Braisaz-Bouchet dazu.
Auch Lou Jeanmonnot (27), die in der letzten Saison Zweite im Gesamtweltcup wurde, äußerte sich ähnlich. Das Team sei seit dem Vorfall im Jahr 2022 informiert und habe gelernt, damit umzugehen.
Anders verhielt es sich bei Jeanne Richard (23), die im Trainingslager keine Stellungnahme abgeben durfte. Ihr wird vorgeworfen, gegen Ende der vergangenen Saison das Gewehr ihrer Kollegin Océane Michelon (23) manipuliert zu haben. Braisaz-Bouchet soll die Aktion entdeckt haben, die erst jetzt öffentlich bekannt wurde und intern geregelt wurde.
In Bessans versuchten Medienvertreter, die Französin zu dem Vorfall zu befragen. Sie begann bereits mit einem Statement, wurde jedoch von einem Mitglied des Trainerstabs unterbrochen und durfte anschließend keine Fragen mehr beantworten.
Vor dem Start des Weltcups am 29. November im schwedischen Östersund ist also einiges los.