Überraschung beim Biathlon: Franziska Preuß krönt sich zur Weltmeisterin!
Lenzerheide (Schweiz) – Bei der Biathlon-WM in Lenzerheide fürchteten sich die Zuschauer vor einer Sensation: Franziska Preuß (30) hat sich zur Weltmeisterin gekürt! Nachdem sie zuvor im Sprint die Silbermedaille errungen hatte, zeigte sie in der Verfolgung eine überwältigende Leistung und errang ihren ersten WM-Titel in einem Individualrennen. Bereits 2015 sicherte sie sich mit der Staffel in Kontiolahti das Gold.
Elvira Öberg belegte den zweiten Platz (Silber) und Justine Braisaz-Bouchet gewann das Bronzemedaille.
"Es war wirklich unglaublich – ein wahr gewordener Traum! Mit einem Rückstand von 50 Sekunden in die Schlussrunde zu starten, hätte ich mir niemals vorstellen können. Das war so schön und ich bin unglaublich stolz auf mich, dass ich das heute geschafft habe", berichtete sie im Anschluss an ihren Triumph im ZDF.
Kaum hatten ihre Worte verklungen, setzte sie ihre Sonnenbrille auf, wobei man dennoch die Rührung und die vielen Verletzungs- sowie Krankheitssorgen der vergangenen Jahre in ihren Tränen erkennen konnte.
Die Bayerin krönte damit eine herausragende Saison, in der sie aktuell die Führung im Gesamtweltcup innehat. "Ich bin wirklich durch einige Tiefphasen gegangen, habe jedoch nie den Glauben daran verloren, dass ich es schaffen kann. Die Tatsache, dass ich mein volles Potenzial noch nicht zeigen konnte, diente mir stets als Ansporn. Natürlich gab es Momente, in denen ich den Glauben verließ. So oft stand ich zwischen Platz vier und zehn, und es fehlte oft nur ein kleines Detail, um aufs Podium zu kommen. Ich bin unendlich dankbar, dass es nun so gelaufen ist", sagte sie nach ihrem größten Erfolg.
Biathlon-WM: Franziska Preuß bleibt gelassen und fährt das Rennen perfekt an
Aus der zweiten Startposition ging Preuß das Rennen souverän an. Bereits kurz nach der führenden Weltmeisterin aus dem Sprint, Justine Braisaz-Bouchet, erreichte sie den Schießstand.
"Mein Ziel war es, absolute Sicherheit walten zu lassen und meine Position zu verteidigen. Am Schießstand habe ich keinerlei Risiken eingegangen. Zwar brauchte ich einen kleinen Moment länger als die Konkurrenz, aber die Null Fehler standen dabei im Vordergrund", erklärte sie nach dem Rennen und ihrer gewählten Taktik.
Bei der ersten liegenden Schießeinlage überzeugte sie fehlerfrei, während die Französin in die Strafrunde landete. Zusammen mit der Schweizerin Lena Haecki-Gross übernahm sie die Führung, wobei von hinten die Titelverteidigerin Julia Simon und Lou Jeanmonnot – beide ebenfalls fehlerfrei – zum Angriff ansetzten. Auch Braisaz-Bouchet reihte sich in dieses führende Feld ein.
In der zweiten liegenden Schießphase schossen Haecki-Gross und Preuß parallel, während Braisaz-Bouchet und Jeanmonnot leicht verzögert folgten. Jeder behielt in diesem Druckmoment die Nerven und erzielte null Fehler, lediglich Simon musste überraschenderweise dreimal in die Strafrunde gehen.
Beim ersten Stehenschießen zeigte die Schweizerin Durchzugskraft, Preuß nahm es zwar etwas ruhiger, was sich jedoch für sie als vorteilhaft erwies. Sie blieb als Einzige fehlerfrei außerhalb des Führungsquartetts und startete mit einem Vorsprung von 15 Sekunden vor Haecki-Gross in die vorletzte Laufrunde.
Biathlon-WM: Franziska Preuß gelingt viermal fehlerfreies Schießen – der Weltmeistertitel ist ihr!
In dieser Runde baute sie den Abstand zu ihren Verfolgerinnen aus: 24 Sekunden trennte sie von Haecki-Gross, 31 Sekunden von Braisaz-Bouchet, während Elvira Öberg auf Rang vier lauerte.
Im abschließenden Schießen klärte Preuß das Rennen endgültig für sich, blieb wieder ohne Fehl und erzielte somit viermal fehlerfreies Schießen, während alle anderen Schützen Strafrunden absolvieren mussten.
"Viermal fehlerfrei Schießen – das geht einem schon mal durch den Kopf, wenn man als Einzige so reinläuft und weiß, dass alle Augen auf einen gerichtet sind. Ich war total im Tunnel; es macht enorm viel Spaß, wenn Scheibe um Scheibe fällt und die Betreuer gar keinen Vorsprung mehr ankündigen können, weil noch keiner durch ist. Das war eine unvergessliche Erfahrung", so die frischgekrönte Weltmeisterin der Verfolgung.
Mit einem großen Vorsprung in die Schlussrunde gestartet, gelang es ihr, vor dem Endspurt sogar noch die deutsche Flagge entgegenzunehmen, die sie schließlich ins Ziel trug, während der Jubel am Ziel keine Grenzen kannte.
Selina Grotian beendete das Rennen auf dem zehnten Platz, Sophia Schneider und Julia Tannheimer folgten auf den Rängen 23 und 24.
Für Preuß war es bereits ihr dritter Erfolg in nur ihrem dritten WM-Wettkampf – nach der Bronzemedaille in der Mixed-Staffel und der Silberplatzierung im Sprint.
Erstmeldung um 12:33 Uhr, aktualisiert um 12:57 Uhr.