Deutsche Biathletinnen erbringen seit langem kaum vergleichbare Leistungen – doch Herrmann-Wick warnt
Ruhpolding – Die vergangene Saison war für die deutschen Biathletinnen erfolgreicher denn je: Insgesamt konnten die DSV-Frauen 17 Einzelpodestierungen verbuchen, zusätzlich errangen sie zwei Staffel-Siege. Dennoch steht die mittlerweile zurückgetretene Olympiasiegerin Denise Herrmann-Wick (36) den Resultaten kritisch gegenüber.
Bemerkenswert ist dabei, dass 13 der Podestplätze ausschließlich der Gesamtweltcup-Siegerin Franziska Preuß (31) zuzuschreiben sind. Abgesehen von ihr konnten lediglich Selina Grotian (21) und Vanessa Voigt (27), die ihre Saison aufgrund von Krankheit frühzeitig beenden musste, jeweils zweimal zu den Treppchenplatzierungen beitragen.
Für Herrmann-Wick stellt das ein ernstzunehmendes Problem dar: „Wenn Franzi plötzlich einspringen würde, sähe es im Weltcup nicht gerade rosig aus“, so die 36-Jährige im Gespräch mit Sport1.
Zwar bewundert sie die Leistung der jungen Grotian, die mit gerade einmal 20 Jahren – zwei Tage nach Saisonende feierte sie ihren 21. Geburtstag – den neunten Platz im Gesamtweltcup belegte und nahezu alle Rennen absolvierte. Allerdings erstaunte sie auch darüber, dass im abschließenden Massenstart in Oslo lediglich zwei deutsche Frauen an den Start gingen.
„Über die deutschen Herren wird häufig viel Kritik laut, aber immerhin haben sich fünf von ihnen für den Massenstart am Holmenkollen qualifiziert. Bei den Frauen waren es hingegen nur zwei“, erklärte Herrmann-Wick weiter.
Der Qualifikationsmodus sieht tatsächlich vor, dass sich die besten 25 Athletinnen des Gesamtweltcups sowie die fünf besten der jeweiligen Weltcup-Woche für den Massenstart qualifizieren.
Im Frauenfeld finden sich nach Preuß und Grotian nur Voigt – trotz ihres langen Ausfalls – nochmals unter den Top 25, während Julia Tannheimer (19) den 31. Platz belegte. Danach klafft eine erhebliche Lücke, da die nächste Deutsche erst auf Rang 54 landete.
„Hinter Franziska und Selina befinden sich zweifellos viele talentierte junge Mädchen mit großem Potenzial. Ihre endgültige Entwicklung müssen sie jedoch noch vorantreiben“, so Herrmann-Wick.
Für die kommende Saison gibt es jedoch Hoffnung: Nicht nur kehrt Vanessa Voigt nach ihrer langen Krankheitspause zurück, auch Janina Hettich-Walz (28) plant nach der Geburt ihrer Tochter Karlotta ein Comeback.
Sogar sollte Preuß ausfallen, hätten die DSV-Jugendtalente dann zwei erfahrene Stützen, hinter denen sie sich in aller Ruhe weiterentwickeln könnten.