"Es fehlt noch einiges": Deutsche Biathlon-Legende schlägt vor WM-Bedarf an Veränderungen vor
Lenzerheide (Schweiz) – Die Biathlon-Weltmeisterschaft rückt näher, und mit Franziska Preuß (30) sowie Selina Grotian (20) hält der DSV zwei vielversprechende Akteurinnen bereit. Dennoch sorgt die ehemalige deutsche Weltmeisterin Denise Herrmann-Wick (36) für Befürchtungen hinsichtlich der künftigen Entwicklung im Frauen-Biathlon in Deutschland.
Die mittlerweile als TV-Expertin etablierte Denise Herrmann-Wick wird gemeinsam mit dem ZDF in Lenzerheide vor Ort sein, in der Hoffnung, einige deutsche Podestplätze mitzuerleben – allerdings prognostiziert sie Herausforderungen für die deutschen Damen in der Zukunft.
"Generell ist die Dichte des Talentpools bei den Frauen in Deutschland eher dünn", bemerkte die 36-Jährige gegenüber der Rheinischen Post. "In Summe haben sich lediglich vier Athletinnen über die reguläre WM-Quote qualifiziert, wobei Vanessa Voigt nicht zur Verfügung steht."
Die Tatsache, dass in dieser Saison lediglich drei von den WM-Starterinnen – Preuß, Grotian und Julia Tannheimer (19) – unter die Top 15 gelangten, betrachtet die Olympiasiegerin von 2022 als "etwas bedenklich".
"Früher gab es gelegentlich Fälle, in denen auch Athletinnen, die in den Top sechs landeten, keinen der vier Startplätze bei einem Großevent erhielten, weil andere noch besser abschnitten. Heutzutage ist man beinahe verzweifelt auf der Suche nach einer vierten oder fünften Athletin", warnte Herrmann-Wick.
Biathlon: Viele junge DSV-Athletinnen müssen noch den Schritt zur Weltklasse überwinden
Der ehemaligen Ruhmsträgerin zufolge liegt dies auch darin begründet, dass den DSV-Damen faktisch eine gesamte Generation fehle.
"Bei vielen der jungen Sportlerinnen gibt es im Laufen noch erhebliche Defizite. Das liegt zum Teil daran, dass in genau diesem Alter, in dem ein Durchbruch möglich wäre, in Deutschland das Talentangebot rar ist", erläuterte die 2023 vom aktiven Wettkampf zurückgetretene Top-Biathletin. Zwar zeigten einige der Nachwuchskräfte deutliche Fortschritte, doch der Sprung in den Weltcup oder gar zu einer WM-Medaille bleibe eine größere Hürde.
Ungeachtet dessen startet das deutsche Damen-Quartett als eines der Favoritenteams in die WM-Staffel und konnte in dieser Wintersaison bisher zwei von vier Staffeln für sich entscheiden.
"Ich bin überzeugt, dass eine Staffelmedaille innerhalb greifbarer Nähe liegt", so Herrmann-Wick. "Die Situation erscheint aktuell recht vielversprechend, da Selina und Franziska in Topform sind. Aber auch Franziska wird langfristig nicht endlos im Weltcup verweilen können."
Abschließend betonte sie die Notwendigkeit, dass der DSV kontinuierlich am Ausbau einer stabilen Basis arbeiten müsse, die über die Elite hinausreicht: "Das Potenzial ist vorhanden. Es gibt einige junge Talente, die enorme Fähigkeiten zeigen – allerdings müssen sie zunächst den Sprung zur Weltklasse schaffen."