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Frust oder Ernsthaftigkeit? Biathlon-Ass haucht Rücktritts-Debakel Leben ein

Oslo (Norwegen) – Man fragt sich, ob in ihren Worten ausschließlich Frustration mitschwingt oder ob sie es wirklich so meint. Die norwegische Spitzebiathletin Ingrid Landmark Tandrevold (28) erlitt beim Sprint am heimischen Holmenkollen einen Wettkampf, den man lieber vergessen möchte – und äußerte anschließend Überlegungen zu einem möglichen Karriereende.

Im vorletzten Rennen der Saison verfehlte Tandrevold ihre Schüsse gleich dreimal, was sie nur auf dem 55. Rang positionierte und zudem eine ungünstige Ausgangslage für den darauffolgenden Sprint am Samstag darstellte.

Die Enttäuschung war offensichtlich spürbar und fand ihren Ausdruck in einem Interview nach dem Wettkampf.

"Ich habe das Gefühl, dass ich im vergangenen Jahr sehr viel Einsatz gezeigt habe, jedoch nur geringe Ergebnisse erzielen konnte. Es kommt ein Punkt, an dem man sich fragt: ‚Wie viel weiter soll ich investieren, wenn es sich nicht auszahlt?‘", berichtete die 28-Jährige gegenüber Aftonbladet.

Mit einem Hauch von Ungewissheit deutete sie an, dass dies womöglich ihre letzte Saison gewesen sein könnte: "Wir werden es sehen. Ich verspüre momentan nicht gerade eine große Motivation für ein völlig neues Trainingsjahr."

In den vergangenen Monaten musste Tandrevold zahlreiche Rückschläge verkraften, offenbarte ungewöhnlich anhaltende Defizite im Stehendschießen und unterzog sich mitten in der Saison sogar aufgrund von Herzproblemen einem operativen Eingriff. Bei der Weltmeisterschaft kosteten ihre Schieffehler die Mixed-Staffel letztlich eine Medaille.

Zwar konnte sie vor zwei Wochen im Sprint in Nove Mesto überraschend gewinnen, doch seither machte ihr Schießverhalten erneut Probleme.

Ihr Trainer Patrick Oberegger (46) versuchte, dem Rücktrittsgedanken ihrer Schützling etwas entgegenzuwirken.

"Wahrscheinlich handelt es sich dabei vorerst nur um Enttäuschung. Es war ein außergewöhnliches Jahr für Ingrid. Sie steckt ihr ganzes Leben in ihr Training, und manchmal wirken die Dinge dann hoffnungslos", erläuterte der Südtiroler gegenüber Dagbladet.

"Aber oft ändern sich die Dinge rasch. Betrachtet man sie aus der Distanz, erscheinen sie möglicherweise in einem anderen Licht." Er fügte hinzu, dass die Norwegerin ihm jedenfalls noch nicht verraten habe, dass sie ihre Karriere beenden wolle.

Auch Tandrevold selbst ließ vorsichtig durchblicken, dass zumindest die Olympischen Spiele im kommenden Jahr ein Anreiz sein könnten, weiterzumachen.