München stimmt für Olympia – und wie reagiert Berlin?
Von Stefan Kruse, Alina Grünky
Berlin – Nach dem eindeutigen Votum der Münchner Bürgerinnen und Bürger zugunsten der Olympia-Bewerbung fordern die Grünen und die Linke einen vollständigen Abbruch der Berliner Olympia-Pläne.
„Der Senat sollte nun die Notbremse in diesem unsinnigen Wettbewerb zwischen deutschen Städten ziehen, die Bewerbung zurückziehen und die dafür vorgesehenen Steuergelder dauerhaft in den Ausbau unserer Sportanlagen investieren“, erklärte Kristian Ronneburg, sportpolitischer Sprecher der Linke-Fraktion im Abgeordnetenhaus, mit Blick auf den schwarz-roten Senat.
In den vergangenen Monaten hätten Umfragen gezeigt, dass etwa die Hälfte der Berliner Bevölkerung einer Olympia-Bewerbung kritisch gegenüberstehe, so Ronneburg weiter. „Anders als in München gibt es im Berliner Parlament keine breite politische Zustimmung.“
Dies liege unter anderem daran, dass der Senat seine Bewerbung bislang „hinter verschlossenen Türen“ ohne umfassende Einbindung von Zivilgesellschaft und Parlament vorbereitet habe.
„Mit der Bürgerbeteiligung in München im Rücken wird Berlin nun endgültig abgehängt“, erklärte Klara Schedlich, sportpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion. Auch sie sprach sich dafür aus, die bis 2027 geplanten sechs Millionen Euro für die Berliner Olympia-Bewerbung lieber in die Modernisierung von Sportstätten zu investieren.
Anders sieht das der Berliner Olympia-Beauftragte Kaweh Niroomand (72). Nach dem positiven Votum aus München sieht er die Chancen Berlins für eine eigene Kandidatur unvermindert gut. „Wir verfügen über ein überzeugendes Konzept, sind die deutsche Hauptstadt und eine internationale Metropole“, sagte er im Gespräch mit dem RBB24-Inforadio. Als Stärken nannte er das Berliner Verkehrsnetz, die städtische Infrastruktur sowie die Erfahrung mit Großveranstaltungen.
In München hatten sich am Sonntag etwa zwei Drittel (66,4 Prozent) der Abstimmenden für eine Bewerbung der bayerischen Landeshauptstadt bei den Olympischen und Paralympischen Spielen 2036, 2040 oder 2044 ausgesprochen. Niroomand gratulierte den Münchnern und betonte im Hinblick auf die Berliner Pläne: „Das ist für uns Rückenwind.“
In Berlin soll hingegen kein Volksentscheid stattfinden. Die weiteren Bewerber Hamburg, die Region Rhein-Ruhr sowie Kiel als möglicher Austragungsort für Segelwettbewerbe planen dagegen Bürgerentscheide, die voraussichtlich im Frühjahr 2026 stattfinden sollen.
„Wir werden eine Volksinitiative starten, bei der wir die Abgeordneten auffordern, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, Stellung zu beziehen und gegebenenfalls einen Beschluss zu fassen“, erklärte Niroomand. „Zudem planen wir ab Anfang nächsten Jahres ein umfassendes Bürgerbeteiligungsverfahren in Berlin, bei dem wir die Bevölkerung nicht nur zur Stimmabgabe auffordern, sondern aktiv in den Dialog einbinden.“ Die Ergebnisse und Meinungen sollen dann in das Konzept einfließen.