Weltmeistertitel reicht nicht: Boxerin sucht dringend Sponsoren
Hamburg – Dilar Kisikyol (33), ehemalige Profi-Boxerin, hat den Wunsch, ein eigenes Boxstudio in Hamburg zu eröffnen, doch es mangelt ihr an finanzieller Unterstützung durch Sponsoren. Die ZDF-Dokumentation „Nur nicht k. o. gehen – Nach der Profikarriere“ verdeutlicht eindrucksvoll, wie herausfordernd der Weg vor und nach dem letzten Kampf sein kann – insbesondere für Frauen im Boxsport, die trotz erfolgreicher Laufbahn oft nicht genug verdienen, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.
„Ich bin überzeugt, dass es sich hierbei um ein strukturelles und gesellschaftliches Problem handelt“, erklärt Kisikyol, die 2022 Weltmeisterin im Leichtgewicht wurde und ihren Titel zweimal verteidigen konnte – dennoch ist sie nur wenige Monate nach dem Karriereende nicht mehr in der Lage, von ihren Ersparnissen zu leben.
„Es ist sehr frustrierend, zu wissen, dass ich Weltmeisterin bin und dennoch nicht davon leben kann“, berichtet die 33-Jährige in der ZDF-Doku.
Im September 2024 beendete die in Leverkusen geborene Athletin ihre aktive Laufbahn, nicht etwa wegen mangelnder Fitness oder fehlender Motivation, sondern weil ihr das Leben als Profiboxerin finanziell nicht mehr möglich war.
Bereits während ihrer aktiven Zeit war sie parallel als Sozialpädagogin tätig, um ihre Profikarriere überhaupt aufrechterhalten zu können: „Man muss nicht nur das Training für den Titel verteidigen bewältigen, sondern gleichzeitig Sponsoren akquirieren.“
Diese Doppelbelastung war sowohl körperlich als auch psychisch sehr anstrengend. „Ab 2021 stellte ich mir immer wieder die Frage: Wie lange will ich das Boxen noch durchziehen?“ Schließlich kam der Moment, an dem ich dachte: „Bis hierhin habe ich geschafft, weiter geht es nicht.“
Ihr Ziel ist es weiterhin, vom Boxsport leben zu können und in Hamburg ein Boutique-Studio zu eröffnen – mit speziellen Kursen für Frauen und Mädchen sowie für Menschen mit körperlichen oder sozialen Einschränkungen.
Im Rahmen ihres Projekts „Du kämpfst!“ trainiert sie bereits Frauen mit Parkinson und engagiert sich für Jugendliche, die Selbstvertrauen und neue Perspektiven suchen.
Doch bisher blieb die Suche nach ausreichender finanzieller Unterstützung durch Sponsoren erfolglos. „Erneut hat sich ein Partner zurückgezogen. Allein kann ich das nicht stemmen“, erzählt sie enttäuscht. „Ich bin überzeugt davon, dass gute Taten belohnt werden. Doch momentan fühlt sich das leider nicht so an.“
Ungeachtet der Schwierigkeiten will Kisikyol nicht aufgeben. Ihr Studio soll ein Ort sein, an dem nicht nur Sport betrieben, sondern auch Empowerment gefördert wird. Aus eigener Erfahrung weiß sie: Boxen stärkt das Selbstbewusstsein, vermittelt Mut und eröffnet neue Möglichkeiten. „Das Schöne am Boxen ist, dass man sich selbst mehr zutraut“, sagt sie.
Nach den Dreharbeiten zur ZDF-Doku musste die ehemalige Profi-Sportlerin jedoch zunächst wieder eine Anstellung als Schulsozialarbeiterin annehmen. Dennoch bleibt ihre Leidenschaft für den Boxsport ungebrochen. „Ich sehe das Potential und empfinde es als meine Verantwortung, etwas zurückzugeben – auch wenn die Zeiten gerade alles andere als einfach sind.“
Die Dokumentation „37°Leben: Nur nicht k. o. gehen – Nach der Profikarriere“ ist ab sofort in der ZDF-Mediathek verfügbar.